Als ich die Augen aufschlage, an diesem Tag, der wie jeder andere zu sein scheint, ist mein Herz bedrückt.
Ich fühle es, so gewiss, wie das Meer den Sog der Ebbe fühlt: Meine Zeit ist um. Was immer es war, dieses Tor, das mich hierher entlassen hat, es droht, sich wieder zu schließen.
Ich denke, wenn ich zurückkehre, in mein altes Leben, wird kaum Zeit vergangen sein. Vielleicht ein Nachmittag, aus Versehen verschlafen nach einer Woche voller Arbeit. Vielleicht einige verlorene Stunden einer Pendlerfahrt. Es wird sein, als wäre dieser Ausflug nie gewesen.
Ich werde die Erinnerungen an diese Welt nie loslassen. Nur einen Bruchteil der Möglichkeiten habe ich gesehen, und sie alle haben mir Wege aufgezeigt, wie es möglich wäre, Mensch und Natur in Einklang zu bringen. Ja, auch diese Welt barg ihren Schrecken. Es gibt Regeln, Entbehrungen und Einschränkungen. Auch jetzt fühle ich Kälte in meiner Wohnung. Ich habe eine Pflicht, bei der Arbeit auf begrünten Dächern oder bei der Jagd auf invasive Arten zu helfen. Ich habe längst nicht alle Annehmlichkeiten, die ich aus meiner Welt kenne. Nie mehr könnte ich hier einfach ins Auto springen, in die Stadt fahren und in einem Restaurant gut essen. All das braucht viel mehr Planung, Zeit und Geld.
Doch um ehrlich zu sein, habe ich mich daran gewöhnt.
Ein Jahr habe ich hier gelebt, und es ist vergangen wie im Flug. Ich habe Freude darin gefunden, mit der Hand zu waschen und lange Wege zu Fuß zu gehen. Ich fühle mich gesünder und glücklicher als zuvor.
Aber das Tor schließt sich. Und die Entscheidung, die mir bevorsteht, macht mir Magendrücken.
Denn ja, es ist eine Entscheidung. Ich bin mir gewiss, dass ich nur die Augen zu schließen brauche, um heimzukehren. Aber wenn ich das nicht will, kann ich die Augen offen lassen. Nur eine kleine Weile, dann ist das Tor geschlossen und ich kann nie mehr zurück.
Ich habe mich in diesen Ort verliebt. Das lässt sich nicht bestreiten. Mein Herz sehnt sich danach, zu verweilen wie in einem Feenreich, aus dem nicht jeder wieder zurückkehrt.
Aber gehöre ich denn in diese Welt? Ist meine Heimat nicht vielmehr die zerstörte Erde, auf die ich zurückkehren muss? Steht es mir zu, diese Welt zu verlassen, die ich doch von den Generationen vor mir geerbt habe?
Darf ich mich der Verantwortung entziehen?
Dann wieder: Wieso sollte ich zurück wollen? Zurück in eine Welt, die so viel kälter und gleichzeitig so viel heißer ist? Will ich mich wieder den täglichen Hiobsbotschaften stellen und mich wieder allein fühlen, machtlos angesichts der mutwilligen Zerstörung unserer Umwelt? Habe ich denn die Stärke, tagein, tagaus zuzusehen, während der Klimawandel unumkehrbar wird?
Will ich hier in Frieden leben, oder heimkehren und einen aussichtslosen Kampf fortführen?
Wenn ich bloß um Rat fragen könnte. Doch ich glaube, diese Entscheidung muss ich alleine treffen. Denn wenn mich dieser Ort eines gelehrt hat, dann dass der einfache Weg nie der richtige ist.
An welchen Ort gehöre ich? Was ist sie denn nun, die bessere Welt?