Als ich mich gefragt habe, welches Tier ich am meisten schätze, kam mir die Katze in den Sinn.
Die meisten denken, Katzen seien faul und das Einzige, was sie den ganzen Tag zu tun haben, sei Schlafen, Essen und aufs Kistchen gehen. Doch das stimmt nicht! Eine Katze ist ein kluges Tier. Sie weiss immer genau, was sie tut. Sie kann sich so anschleichen, dass es nicht einmal ein Hund von einem Meter Entfernung hören kann. Und wenn sie dann doch mal gejagt wird, klettert sie wie ein Weltmeister senkrecht an einem Baum hoch und landet mit einem Sprung wieder ohne Verletzungen unten, als wäre nichts gewesen. Natürlich schlafen Katzen gern, aber das liegt schliesslich in ihrer Natur. Dazu muss man bedenken, dass eine Katze nur alleine, indem sie auf ein Sofa springt, den Weltrekord im Hochsprung brechen würde. Denn wenn man sich vorstellt, wie gross so ein Sofa und wie klein so eine Katze ist, dann ist das etwa so, als würde ein Mensch aus dem Stand und ohne Anlauf mal eben so auf das Dach seines Hauses springen oder wenigstens auf den Balkon im ersten Stock. So einen Aufwand betreibt eine Katze, nur damit sie sich auf ein Sofa legen und entspannen kann. Da sagt mir noch einer, Katzen wären faul!
Eine Katze ist ein Wunder – und nicht nur wegen den Sprüngen. Man kann zum Beispiel nie etwas hinter ihrem Rücken besprechen, es sei denn, man fliegt auf die Bahamas, denn die Katze kann sogar im Schlaf alles hören. Jedes kleine Mäusefiepen. Nicht nur ihr Sinnesorgan Ohr ist weitaus fortgeschrittener als unseres, sondern auch das Auge. Eine Katze kann im Stockdunkeln alles sehen und wird auch nie eine Brille brauchen wie zwei Drittel der Menschen in der Schweiz. Ihre Pfoten sind zart und weich, weswegen sie auch so lautlos vor sich herspaziert, und trotzdem läuft sie damit über spitze Steine, heisses Pflaster und gefrorene Felder ganz ohne Schmerzen. Doch wenn es sein muss, sausen wie Klappmesser vorn die schärfsten Krallen heraus, die man sich vorstellen kann. Eine Katze trägt einen dicken, weichen und vor allem stets gepflegten Pelz, in dem sie auch nicht in der prallen Sonne schwitzt. Sie kann sich im Schlamm wälzen und nach fünf Minuten wieder so sauber und gepflegt aussehen, als würde sie frisch aus der Dusche kriechen. Wenn sie sich wohl fühlt, kann sie ein unbeschreibliches Geräusch in der Kehle rollen lassen – etwas zwischen einem fernen, leisen Gewittergrummeln, einem kleinen Güterzug, der weit weg in der Nacht über eine Holzbrücke fährt, und einem Wasserkessel, der gerade zu summen anfängt, kurz bevor das Wasser kocht. Es ist eines der schönsten Geräusche auf der Welt und berührt jedes Mal wieder mein Herz. Man nennt es Schnurren.