Ein neues Jahr
Ein neues Jahr zieht auf
und heller Sonnenschein
umschmeichelt mein Gesicht.
Aus blauem Himmel,
so wolkenlos und klar
als wär´s fast Mai.
Fast wie ein Kind
so leicht und unbeschwert,
so ohne jede Last und unbefleckt.
Das Leben scheint auf Null gestellt.
Die Glocken schallen fast euphorisch
der Tag strahlt hell im frischen Festgewand.
Und Tausend Spatzen aus den Hecken
zwitschern schreien in die kühle Luft
– sie feiern heut´ ihr Leben.
Komm reichen wir dem Jahr die Hand,
dem Anfang wohnt ein Zauber inne.
Für den Moment, für´s Jetzt
scheint´s gut, scheint weg
was denn ein ganzes Jahr
so schwer auf uns´re Seele lud.
Frei, so schreiten wir hinaus
im Herzen dein Versprechen.
Und suchen doch und wühlen dann
Im tiefen Grund von Sedimenten
die unser Leben langsam schuf
nach festen Fundamenten,
nach einem sich´ren Stand darauf,
nach einem sich´ren Halt.
Wir trinken Wein aus alten Schläuchen
und träumen von dem was da war,
denn guter Wein braucht Zeit und Reife.
Wir schütteln uns und streifen ab
den Rost der langen Jahre.
Ob er uns zu Zerfressen droht?
Und ob die Balken nicht schon morsch,
die uns so lang schon tragen?
Wir halten inne, fahren fort
und ohne uns zu fragen:
Ist das nun Rost in uns´ren Seelen
oder nicht schon Patina?