Das Problem
Wieder saß ich alleine in dem Käfig, im Ganzen war ich nun etwas optimistischer, weil ich das Gefühl hatte, mit Dieter konnte man vernünftig reden und auch Albert machte, obwohl er Militär war, nicht den Eindruck ein Tier- oder Menschenquäler zu sein .
Das dunkelbraune harte Zeug, welches sie mir als „Nahrung“ gaben war absolut nicht zu genießen und nun wurde mein Hunger wirklich groß.
Auf einmal traten die beiden wieder ein. Albert hatte nun ein Übersetzungsgerät dabei. „Jetzt erklärs ihm!“ sagte Dieter und die beiden begannen zu streiten. Sie waren so erregt, dass sie nicht bemerkten, dass das Übersetzungsgerät angeschaltet war und so konnte ich einiges mithören, was offensichtlich nicht für meine Ohren bestimmt war. Albert machte Dieter große Vorwürfe, dass die Mission nur deshalb gescheitert wäre, weil sich die unfähigen Wissenschaftler mit den Größeneinschätzungen auf der Erde vertan hätten, etwa Angaben in Metern mit Angaben in Fuß verwechselt hätten. Und dass deswegen auch ihre Waffen kaum eine Wirkung hätten. Dieter schimpfte wiederum auf die Unfähigkeit des Militärs, das nur seinen Ruhm und die Karriereaussichten der Offiziere im Blick hätte und dass er immer schon für eine reine Forschungsmission gewesen wäre. Dass am Versagen der Waffen die Korruption in der Rüstungsindustrie und nicht die Wissenschaft schuld wäre, dass die Regierung beratungsresistent wäre und dass die Sparzwänge bei der Materialbeschaffung schuld an ihrem Schlamassel wären. Auf einmal trat ein dritter Alien in den Raum und rief: „Seid ihr wahnsinnig, der kann ja alles mithören!“ Schlagartig verstummten Dieter und Albert, eine lange Verlegenheitspause trat ein und ihre Körperfarbe veränderte sich in eine Richtung, die wohl unserem Erröten entsprach. „Das ist Gisbert,“ sagte Dieter, und schnaufte tief durch „er ist unser leitender Techniker. Pass auf, wir können dir leider keine artgerechte Haltung bieten, wir können dich aber auch nicht freilassen …“
„Was soll denn das alles?“ fragte ich nun in erbostem Ton „Ihr redet von eurer tollen Ethik und verhaltet euch völlig anders mir gegenüber. Was heißt das mit dem `Schlamassel` und warum könnt ihr mich nicht freilassen, wenn ihr schon nicht fähig seid, mich artgerecht zu halten?“ Wieder tuschelten sie miteinander. „Gisbert lässt dich fragen, ob du uns Ersatzteile besorgen kannst? Nach unserer Landung kommen wir hier nicht mehr weg. Auch die Kommunikation ist zusammengebrochen.“ Alle drei wirkten nun sehr verlegen. „Seid ihr gar nicht die große Invasion?“ fragte ich zurück. „Nein, oder eigentlich schon, wir sind das Vorauskommando, wir sollten strategisch wichtige Ziele besetzen …“ „So wie die Scheune hier?“ nun traute ich mich etwas frecher aufzutreten. „Und dabei habt ihr wohl eine Bruchlandung vollzogen!?“ „Bingo!“ sagte Dieter „Aber wenn wir dich jetzt freilassen werden sie uns schnappen und dann sezieren sie uns, ich kenne euch Menschen, ich habe viele Filme gesehen!“ Ich fasste nun immer mehr Mut und fragte nach: „Wie viele seid ihr denn? Was braucht ihr denn genau?“ „Dreizehn.“ „Und wieviele von euch noch auf diesem Planeten?“ „Mhhh, naja, wir sind im Moment die einzigen! Gisbert hat eine Liste erstellt, was wir brauchen, kannst du uns das besorgen?“ „Ja sicher, und dann ruft ihr eure Kameraden zu Hilfe und erobert die Erde?!“ „Nein,“ entgegnete Dieter sehr kleinlaut „nach unseren Erfahrungen hier blasen wir das Ganze ab, ich habe schon einen dementsprechenden Bericht verfasst. Schau, wir haben Probleme mit der Schwerkraft, wir brauchen Atemmasken um zu überleben und wir können die Nahrung auf diesem Planeten kaum verwerten, all das macht ein Leben für uns hier fast unmöglich. Gisbert fragt, ob du uns die Dinge von der Liste besorgen könntest?“ Wieder begannen sie zu streiten und Albert rief in den Übersetzer: „Bist du wahnsinnig, du kannst ihn doch nicht frei lassen, er wird die anderen holen, sie werden uns alle töten!“ Gisbert rief: „Wessen Idee war es denn, einen Menschen einzufangen? Hast du vielleicht einen besseren Vorschlag?“ Sie stritten noch eine Weile weiter. Als sie sich offensichtlich geeinigt hatten überreichte mir Gisbert eine Liste, nahm den Übersetzer und sagte: „Dieter hat das alles in deine Sprache übersetzt und in eurer Schrift geschrieben, kannst du uns das bitte besorgen?“ Ich las die Liste durch und meinte, dass ich kein einziges Wort davon verstünde, das wäre mir alles unbekannt.“ Die Gesichter von Dieter und Albert verfinsterten sich, aber Gisbert meinte „Doch doch, das kannst du alles so wie es dasteht bei Amazon bestellen! Bitte!“ Ich musste ihnen feierlich versprechen sie nicht zu verraten und dann ließen sie mich mit der Liste ziehen. Natürlich dachte ich daran, sie zu verraten – allein die Sensation würde mich berühmt machen. Aber ich brachte es nicht übers Herz. Als ich ihnen schließlich alles übergab bedankten sie sich überschwänglich und bedauerten, mir nichts zum Dank geben zu können, denn ihr Essen vertrug ich nicht und ihre Technik durfte nicht in die Hände einer so unterentwickelten Spezies fallen - das Läge in ihrer hohen Verantwortung die sie für diesen Quadranten in der Galaxis zu tragen hätten. Ich fragte, ob sie so etwas wie Drogen hätten und Dieter lächelte und sagte: „Wart´ mal, ich glaub, da hab ich was.“
Als ich am nächsten Tag wieder zu Scheune ging, war sie leer, nichts deutete darauf hin, dass sich hier jemals Aliens aufgehalten hätten.