Es ist ein Problem, dass ich fast ein Leben lang mit mir trage. Wenn Leute fragten oder seltsame Dinge sagten, die ich nicht verstand wie:"Sag mal, stotterst du?", und erst später habe ich das Problem erkannt.
Ich schämte mich und wollte die Leute nicht aufklären, denn es ist so als wenn deine Geheimnisse nackt wären, doch es zu verheimlichen ist Quatsch.
Jeder bekommt es mit, auch wenn man denkt und hofft das hör´nur ich, doch das stimmt natürlich nicht.
Mein inneres Ich hat mich gezwungen einen Text darüber zu schreiben. Ich konnte es nicht verneinen, obwohl ich anfing innerlich zu weinen. Denn ich habe eine panische Angst davor diesen Text hier vorzutragen und warum ich es dennoch wage?
Ihr werdet es noch lernen.
Ich stehe fest auf beiden Beinen, also kann mir nichts passieren, ich muss mich nur kurz kontrollieren.
Tief durchatmen -Spannung raus - Gedanken aus - Mund auf.
Und los geht´s.
Wenn es eins ist, womit ich nicht umgehen kann, dann ist es Druck, denn er pumpt hörbar in meinem Körper. Und was ich auch nicht kann ist gut reden und das in Kombination, man ahnt es schon, geht bestimmt schief und auch nicht ohne manch´Diskretion. Es passiert mir ständig überall, dass ich über meine eigenen Wörter fall´. Ich kann sie nicht stoppen und will es noch schneller sagen, will es toppen, hoch hinaus ragen. Das macht mit mir Druck. Es ist eine Wucht. Es ist wie eine Flucht vor den Wörten die mir schwer fallen auszusprechen. Nur schnell drüber hinweg, dann ist es geschafft, doch das ist der falsche Weg, so hat man´s verpasst.
Man kann dieses Problem auch personifizieren, dann fällt es vielleicht leichter es zu verstehen und auch nachzuvollziehen:
Nennen wir es Reine. Reine ist wie ein unnötiger Ballast vergleichbar mit einer Kakerlake, die ihren Palast nie verlässt.
Reine macht dich schlecht und
Reine will es wie bei dem befallenen Bekannten Bruce Willis.
Reine ist ein stetiger Begleiter im Alltag
und mir fällt es durch ihm nicht gerade leichter, doch ich mach weiter, weil ich es so kenne und deswegen renne ich den Teufelskreis weiter und weiter entlang, aber komme nicht zum entspannen und auch nicht ans Ende heran.
"Lass dir Zeit beim Reden", sagten die Leute, die denken sie meinen es gut. Ja, die haben leicht reden; ich bin doch nur deren Beute, denn das funktioniert nicht so einfach. Man kann sich die Zeit nicht nehmen sie ist nicht greifbar; auch wenn ich ein ausgebildeter greifarmiger Greifarm wär´, ich schaffe es nicht.
Ich bleibe ein Stotterer,
aber ich arbeite dran und geb nicht auf!
Dennoch habe ich angst davor wieder hängen zu bleiben, ich fange an mir die Hände an den Knien zu reiben, das nennt sich dann sekundäres Symptom.
Man baut Druck an anderen Stellen auf zur angeblichen Abreaktion.
Du denkst gleich geschieht´s, du siehst schon, dass Reine dich in die Finger kriegt, siehst die fragenden Gesichter um dich herum:
Sie erwarten jetzt - sofort - auf der Stelle - an exakt diesem Zeitpunkt eine Antwort von mir. Ich merke wie die Anspannung steigt. Mir wird kalt, ich glaub´ich, ich gefrier´. Egal. Mach dich mal Locker, man, dass kann doch nicht so schwer sein. Einmal tief durchatmen, das wird es auch schon sein.
Immer wieder tausendmal die selben Gedanken.
Tausendmal die selbe Aufregung.
Tausendmal die selbe Angst.
Und tausendmal der selbe F -F -F -Fehler.
Aber ich weiß ja, Sprechen fördert die Kommunikation, aber wenn man das nicht kann "sprechen", dann scheitert auch das Kommunzieren.
Also wenn ihr Jemanden kennt, der euch das selbe Problem benennt,
dann kann ich ihm nur eines raten:
Hör auf zu warten. Lass die Gewohnheiten sich ändern, sonst versinkst du in deiner eigenen Hektik. Nimm all´deinen Mut zusammen. Bewege dich in Situationen, die dich hemmen, denn dann stehst du deiner eigenen Angst gegenüber und lernst sie kennen. Glaube nur daran, geh es einfach an, denn dann wirst du sogar lernen, wie man die Zeit greifen kann!