Günter Eich, "Himbeerranken"
Himbeerranken
Der Wald hinter den Gedanken,
die Regentropfen an ihnen
und der Herbst, der sie vergilben läßt-
ach, Himbeerranken aussprechen,
dir Beeren ins Ohr flüstern,
die roten, die ins Moos fielen.
Dein Ohr versteht sie nicht,
mein Mund spricht sie nicht aus,
Worte halten ihren Verfall nicht auf.
Hand in Hand zwischen undenkbaren Gedanken.
Im Dickicht verliert sich die Spur.
Der Mond schlägt sein Auge auf,
gelb und für immer.
Und nach dem Wurf:
WASSER ohne SCHRANKEN
Die Wand hinter den Planken,
der Regen kratzt an ihnen
und die Flut, die sie bersten lässt.
ach, Hoffnungen aussprechen
dir Mut ins Ohr flüstern,
doch die Worte fallen tot ins Meer.
Meine Sprache verstehst du nicht,
deinen Schrei mag ich nicht hören,
Worte halten deinem Ertrinken nicht stand.
Hand in Hand dem Abgrund entgegen
im Wasser verliert sich die Spur
Gleichgültigkeit schlägt ihr Auge auf,
kalt und für immer.
(den Ertrinkenden im Mittelmeer)