Friedrich Wilhelm Güll, "Vom Büblein auf dem Eis"
Gefroren hat es heuer
Noch gar kein festes Eis
Das Büblein steht am Weiher
Und spricht so zu sich leis:
"Ich will es einmal wagen,
Das Eis, es muss doch tragen." -
Wer weiß?
Das Büblein stampft und hacket
Mit seinen Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
Und krach! schon bricht's hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt
Als wie ein Krebs und zappelt
Mit Schrein.
"Oh helft, ich muss versinken
In lauter Eis und Schnee!
Oh helft, ich muss ertrinken
Im tiefen, tiefen See!"
Wär nicht ein Mann gekommen,
Der sich ein Herz genommen
O weh!
Der packt es bei dem Schopfe
Und zieht es dann heraus:
Vom Fuß bis zu dem Kopfe
Wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
Der Vater hat's geklopfet
Zu Haus.
Und nach dem Wurf:
Das Büblein ist jetzt greise...
Der Schnee ist heute teuer,
es gibt auch gar kein Eis.
Am trockenen See ein Reiher,
das Büblein ist schon greis.
"Wie soll ich das ertragen?
Das Wetter nur noch Plagen!"
Was 'en Scheiß
Die Erde dampft und wackelt,
das Büblein steht allein.
Ist da nicht noch ein Rascheln?
Ach nein! es kann nicht sein;
nichts mehr am See hier krabbelt,
schwimmt, fliegt gar oder zappelt.
Vorbei ...
Oh lass mich doch versinken
vor lauter Scham und Weh!
Ach könnte ich ertrinken,
doch kein Wasser hier im See!
Mein Herz es ist beklommen,
wir sind zu spät gekommen...
Oh je
Jetzt packt mich kalt das Grauen,
nur Ödnis um mich her.
Vergiftet, tot, verkommen,
ist die Natur umher.
Einfach nicht ernst genommen,
die Rechnung jetzt bekommen.
so schwer ...