Du bist Brenna Sundergeer.
Widerstrebend nickst du. „Aber ihr beide müsst mir versprechen, dass wir wirklich, wirklich vorsichtig sind!“
Es gefällt dir nicht, ein solches Risiko einzugehen. Aber herauszufinden, wer diese Leute sind, kann euch später von Nutzen sein. Oder sogar jetzt!
Ihr macht noch eine kurze Pause, um zu Atem zu kommen. Die meiste Zeit seid ihr durchmarschiert. Außerdem bindet ihr eure Waffen so fest, dass ihr sie zwar immer noch gut ziehen könnt, sie aber weniger Lärm machen.
Dann schleicht ihr weiter vor. Arthrax macht euch mithilfe des Vesuvians unsichtbar. Ihr setzt eure Schritte vorsichtig, um all das zu vermeiden, was die Grenzwächter erst auf eure Spur gebracht hat.
Bald hört ihr leise Stimmen. Wer immer vor euch ist, diese Leute sind nicht so still wie die Wachen. Sie gehen offenbar ihrem Alltag nach, Waschen, Kochen, stellen Werkzeug her. Je weiter ihr kommt, desto mehr Geräusche hört ihr. Kinderlachen. Die Geräusche von Klingen, die Holz schnitzen. Eine summende Frau. Es sind trügerisch friedliche Geräusche – der Imperial verrät dir, dass ihr einen dreifachen Ring aus verborgenen Wachen passiert habt, die irgendwo im Geäst der umliegenden Bäume sitzen.
Schließlich streckt Arthrax die Hand und bewegt die letzten Büsche vor euch zur Seite. Blinzelnd seht ihr in strahlenden Sonnenschein. Vor euch liegt eine große, freigeräumte Lichtung, auf der sich Zelte aus großen Palmwedeln und runde Hütten aus Zweigen erheben.
Aji schnappt hörbar nach Luft. Du presst ihm schnell eine Hand vor den Mund, zu mehr bist du auch nicht mehr fähig.
Die Leute hier haben violettes Haar! Genau die der kleine Zauberlehrling. Während ihr einige Erwachsene mit blasser Haut seht, haben die meisten, insbesondere die Kinder, schimmernd gelbe, schräge Echsenaugen und eine schuppige, bläuliche oder tiefpinke Haut. Doch ihr Haarton ist genau wie bei Aji.
Der Junge zittert in deinem Arm. Auch Arthrax atmet schwer.
„Was geht hier vor?“, wispert er. „Sind das … Menschen?“
Wenn man von den ungewöhnlichen Farben absieht, sehen sie so aus. Zwei Beine, zwei Arme, ein Kopf – sie bewegen sich nicht anders als die Bauern eines jeden Dorfes, das du kennst.
Du wünscht dir, dass Karja hier wäre. Sie wüsste sicherlich, was das für Wesen sind. Sie wusste doch auch mehr über Aji … Wenn du dich bloß erinnern könntest, was sie dazu gesagt hatte. Dann hättest du eine Ahnung, über was ihr hier gestolpert seid.
Momentan fragst du dich, ob du nach der langen Reise nicht vielleicht doch einen Sonnenstich hast oder träumst.
Aji windet sich aus deinem Griff. „Wir müssen mit ihnen sprechen!“
„Das … das könnte gefährlich sein“, gibst du flüsternd zurück. Zwar ist niemand in eurer unmittelbaren Nähe, aber trotzdem wagst du es nicht, zu laut zu sprechen. Wer weiß, wie gut diese Wesen hören können!
Aji wirft dir einen zornigen Blick zu – dann rennt er los.
Du …
- … lässt ihn gewähren. Lies weiter in Kapitel 10.
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- … springst vor und hältst ihn fest. Lies weiter in Kapitel 11.