Vor langer, langer Zeit war unsere Welt noch mit der der Geister verbunden und es geschahen recht wundersame Dinge. Zu dieser Zeit lebte auch das Mädchen Cailin, dessen Eltern Bauern waren und denen sie auch half so gut es ging. Sie lebte kein Leben voller Gold und Prunk, aber mit Liebe und Zuneigung. Ihr Leben lang war sie keinem Geist begegenet, denn Menschen und Gespenster lebten streng getrennt. Man hatte furchtbare Angst vor ihnen, vor ihrem Geheul und Gestalt. Es gab die verschiedesten Sorten, manche sahen Tieren ähnlicher als Menschen, manche hatten ein ganz eigene Gestalt und wieder andere besaßen keine feste Form. Auch die Geister fürchteten sich vor den Menschen. Es war ihnen unheimlich, wie gleich sie alle in ihren Augen aussahen und, dass sie am Tag nach draußen gehen konnten, ohne von der Sonne zu Asche verbrannt zu werden, wie es bei ihnen der Fall war. Aus diesem Grund lebten die Geister tief verborgen in dunklen Wälder und Höhlen und Menschen auf freiem Land, welches sie meist landwirtschaftlich bestellten.
Cailin kannte Geister nur aus Geschichten, meist Gruseleschichten, und wie die meisten Kinder lachte sie zwar laut darüber, kroch aber Nachts zu ihren Eltern ins Bett. Natürlich hätte sie das nie zugegeben, aber sie fürchtete sich, dass auf einmal eines der berüchtigten Gespenster unter ihrem Bett oder in ihrem Kleiderschrank auftauchte. Schließlich war überall bekannt wie gern Geister Kinder verspeisten.
Am Tag dagegen spielte sie fröhlich mit ihren Freunden oder erkundete allein den Waldrand. Wie oft hatten ihre Eltern ihr schon gesagt, dass sie dort nicht hindürfe, doch in Cailins Augen forderten sie es damit schon fast heraus. Außerdem fanden dort die spannendsten Abenteuer statt. Einmal hatte sie eine geheime Höhle entdeckt und ein dieses Mal hatte sie einen Wald-Gnom gefunden. Stolz hatte sie ihn zurück in ihr Dorf gebracht, um ihren Freunden zu zeigen wie mutig sie war, aber als ihre Eltern den Gnom sahen lächelten sie nur. Es sei nur eine Kröte, sagten sie und natürlich hörten sie nicht auf die Beteuerungen ihrer Tochter, dass er sich nur in eine Kröte verwandelt hätte. Das sei ein beliebter Trick bei dieses Gnomen.
Cailin schwor, dass es sich um einen Gnom handelte, doch als ihre Eltern immer noch nicht zuhören wollten, brachte sie ihn wieder zurück in den Wald.
Zur selben Zeit in einer kleinen Höhle am Waldrand wartete ein Geist darauf, dass die Sonne endlich unterging, damit er nach Hause laufen konnte. Er hatte in der Nacht zuvor mit seinen Freunden gewettet, wer sich traute am weitesten aus dem Wald zu treten. Sein Name war Mheon, und er war ein kleiner Kürbisjunge, der sich allzu oft selbst in Schwierigkeiten brachte. Seine Freunde waren schon etliche Schritte vor dem Waldrand stehen geblieben aber er war todesmutig bis zu den letzten Bäumen gegangen, von wo er zum ersten Mal Felder und Wiesen zu Gesicht bekam. Er bemerkte nicht wie bereits die Sonne aufging, während er noch die unendlichen Weite bestaunte. Erst als die ersten Sonnenstrahlen seine Haut berührten bemerkte er es und flüchtete in eine Höhle in der er immer noch saß. Der Eingang war verwuchert, sodass kein Licht hindurchdrang und ihn sicher niemand finden würde.
Ein Knacken ließ ihn zusammen zucken und ängstlich versteckte er sich hinter einem Stein. Was wenn es ein Mensch war? Es war doch überall bekannt, dass Menschen kleine Lumpenkinder wie ihn entführten und mit ihnen den Boden wischten, bis sie zu Staub wurden. Zitternd drückte er sich so tief es ging in die Schatten.
Cailin kletterte über die zerbrochene Äste und Steine. Sie hatte den Wald-Gnom zurück zu seiner Familie gebracht, die sich ebenfalls alle in Kröten verwandelt hatten, als sie sie sahen. Nun war sie auf dem Weg in die geheime Höhle, die sie schon vor einer Weile entdeckt hatte. Sie hatte den Eingang mit zahlreichen Ästen verdeckt, damit niemand außer ihr dieses Geheimnis entdeckte. Als die Öffnung groß genug war, schlüpfte sie hindurch und sah sich um. Alles sah ganz genau so aus wie damals, außer...
Mheons Augen wurden groß und er hielt den Atem an. Die Äste vor dem Eingang wurden beiseite geschoben und eine schmale Gestalt kam herein. Er hatte zwar noch nie einen Menschen gesehen, doch ein Geist konnte die Gestalt auch nicht sein.
Auf einmal trafen sich die Blicke des Lumpenjungen und des Menschenmädchens. Cailin blieb wie angewurzelt stehen und ihre Augen wurden groß, doch Angst verspürte sie keine. Auch der Lumpenjunge rührte sich nicht und starrte das Mädchen nur an. Eine Weile verstrich in der sich das ungleiche Paar ertaunt musterte und versuchte das was sie sahen, mit den zahlreichen Geschichten zu vergleichen die sie ihr Leben lang gehört hatten. Zögernd kam Cailin näher und auch Mheon kam schüchtern hinter seinem Stein hervor. Noch mehr Zeit verstrich, während die zwei sich stumm beäugten und sich endlich jemand traute sich vorzustellen. Schnell kamen sie ins Gespräch, verwundert wie ähnlich sie sich waren und wie gut sie sich verstanden.
Mutig wie die beiden Kinder waren, wollten sie unbedingt, das Leben des jeweils anderen kennen lernen, so entschied sich Mheon dazu Cailin mit zu sich ins Dorf im Wald zu nehmen. Natürlich musste sie sich erst verkleiden, denn sie wollte niemanden von den Geistern erschrecken.
Cailin gefiel es im Geisterdorf, Mheon hatte ihr ein weißes Lacken über den Kopf gezogen und zwei Löcher hineingeschnitten, sodass sie sich frei bewegen konnte. Das Dorf unterscheid sich nicht viel von ihrem zu Hause. Kinder spielten miteinander, während die Eltern ihrer Arbeit nachgingen. Niemand schien Appettit auf Menschenkinder zu haben und sie war beeindruckt von all dein Bäumen um sie herum.
Den Tag darauf gab Cailin Mheon einen weiten Umhang, der ihn vor neugierigen Blicken und dem Sonnenlicht verbergen sollte und zeigte ihm ihr eigenes zu Hause. Auch Mheon gefiel es sehr im Menschendorf. Noch immer war er fasziniert von dem weiten Land und nirgends sah er arme Lumpenkinder mit denen der Boden gewischt wurde.
Es bestand kein Grund mehr zu Angst und Furcht. Die zwei Kinder sahen sich seit diesem Erlebnis fast täglich und nach und nach weihten sie andere Menschen und Geister in ihr Geheimnis ein. Immer mehr Menschen und Gespenster verloren die Furcht voreinander und so kam es, dass sich ein Jahr später, tief in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, das Menschendorf und das Geisterdorf miteinander trafen, um sich besser kennen zu lernen. Viele Kinder waren verkleidet, entweder als Menschen oder als Geister und spielten fröhlich miteinander.
So entstand das Fest Halloween, welches noch bis heute gefeiert wird und an dem sich Kinder auf der ganzen Welt als die verschiedesten Geister verkleiden und noch wie damals zu Cailins und Mheons Zeiten miteinander spielen.