Als der junge James Miller ein attraktiver blonde Mann mit smaragdgrünen Augen aus seinem alten Ford Mondeo stieg, und seinen Verleger im Nacken, den ersten Blick auf das düstere Haus warf, war er mehr als begeistert. Der junge Autor hatte lange gesucht um, ein passendes Anwesen zu finden, welches ihm als Inspiration für seinen neusten Roman dienen sollte. die lange Suche hatte jetzt ein Ende, das Castano-Anwesen oder das 'Haus der Puppen', wie es von den anderen Bewohnern der Gegend genannt wurde, passte mehr als das. Es sah Perfekt aus, als sei es einer Vision eines Großen Autor wie Stephen King entsprungen.
Die Balken, die rote Steinmauern des Fachwerkes und die eisige Atmosphäre drum her rum, dazu die atemberaubende Klippe, an der das alte Haus lag. Wenn man aus den nach Westen gerichteten Fenstern des Hauses sah, blickte man über das weite und Geheimnis volle Meer dessen wellen, die sich im starken Wind aufbäumten, wie auf gescheute Pferde und sich an den Felsen brachen.
Dazu kamen die Geschichten, die sich um das Anwesen und das Haus vor allem um die Puppen, die in ihm hausten, rankten und das Gebäude in einen undurchsichtigen Schleier hüllten, der die Illusion einer real existierenden Bedrohung vertiefte. James selbst, hielt ja nichts von diesen Gerüchten, oder von den Leuten, die ihnen ihren Glauben schenkten. Er war schon immer ein Realist gewesen und das würde er nicht ändern, nur weil er jetzt ein paar Tage in einem alten Haus verbringen würde wo es angeblich spuckte.
Für heute hatte er ein treffen mit der Hausbesitzerin vereinbart um heute Abend für einige Tage in das Haus einziehen zu können. Mrs. Castano war eine ältere, sehr freundliche und kleine, aber auch ein bisschen abergläubische Dame, die schon seit Jahren nicht mehr in dem großen Haus lebte.
Als James sie anrief, wegen dem Haus, und der Absicht dort zu übernachten, hatte sie erst etwas zögerlich und ängstlich und auch etwas abweisend reagiert, doch dank der charmanten Art des Schriftstellers, hatte sie sich auf seine Idee eingelassen. Und Sie vereinbart, Für heute vor dem Haus ein treffen.
Mrs. Castano war bereits da und stand vor der Eingangstür des Hauses. James hob die Hand und lief rasch durch den Nieselregen der gerade einsetzte, vom Eisentor zu Mrs. Castano herüber. Dort angekommen schüttelte er ihre Hand zur Begrüßung und lächelte charmant.
„Guten Tag, Mr. Miller."
sagte die alte Dame und lächelte ihrerseits auch zurück.
„Guten Tag, Ma'am."
antwortete James und sah dann vielsagend an dem Gebäude hoch.
„Was im Internet stand, war wirklich keineswegs übertrieben. Das Haus ist mehr als beeindruckend. Wollen wir nicht eintreten?"
Mrs. Castano sah ihn nervös an, trat auf der Stelle hin und her und schüttelte dann den Kopf.
„Ich würde mich lieber hier mit Ihnen unterhalten und alles Wichtige klären. Ich... ich betrete das Haus nicht mehr, wissen Sie."
James legte den Kopf schief.
„Weswegen? Doch nicht der Gerüchte wegen? Aber das ist Ihr Haus, ich war der Meinung, wenigstens Sie würden diese Gerüchte für albern halten."
Mrs. Castano schüttelte erneut den Kopf schaute verlegen zu Boden.
„Ich glaube Sie verstehen nicht. Die Gerüchte über die Puppen und der Fluch mit dem sie belegt sein sollen... nun, ich vermute sie stimmen."
James sah sie fragend an.
„Sie... vermuten?"
„Ich wollte zunächst auch nicht daran glauben, aber es sind einige Dinge geschehen, die nicht mehr zu ignorieren sind. Die Puppen, sie sind keine gewöhnlich Holzpuppen. Sie sind böse und ich fürchte um ihr Leben, Mr. Miller."
James legten den Kopf erneut schief und zogen eine Augenbraue hoch, doch dann lächelte er seine 'Vermieterin' gelassen an.
„Dazu gibt es keinerlei Grund. Hören Sie, Ich glaube weder an Flüche, noch an irgendwelche bösartigen Kinderspielzeuge, die mir nach dem Leben trachten. Ich kann Ihnen versichern, dass ich, wenn ich in ein paar Wochen mein Buch fertig gestellt habe, vollkommen wohlauf und in bester Verfassung abreisen werde."
sagte er und war absolut überzeugt von seinen Worten. Mrs. Castano sah ihn besorgt an, diskutierte aber nicht weiter mit ihm. Ihr war klar, dass sie den jungen Mann nicht von seiner Entscheidung würde abbringen können, also händigte sie ihm widerwillig den großen Messingschlüssel für das Alte Schloss des Hauses aus und sagte
„In der Küche finden sie einige Lebensmittel, im Bad Hantücher und Seifen.“
dann verabschiedete sie sich knapp. Und verschwand dann kurze Zeit später hinter dem Tor.
James war zwar etwas überrascht über das eilige verschwinden der Dame, doch es irritierte oder gar beunruhigte ihn nicht im Geringsten. Er konnte sich das Haus und die 'besessenen Puppen' die darin wohnten schließlich auch allein ansehen.
Er betrat das Haus und hielt erstaunt und begeistert inne. Als er sich dann gefasst hatte musst er staunen wie sauber doch das Haus war das wunderte ihn schon da die alte Dame meinte sie sei schon Jahre nicht mehr hier drinnen gewesen. Das Haus ist innen nicht weniger imposant als von außen. Der Boden der Eingangshalle war mit fliesen, die zusammen ein Wappen ähnliches Muster ergaben gefliest, die Decke war hoch und mit stuck verziert. In der Mitte hing ein gigantischer Kronleuchter aus Kristallglas herunter. Es gab zwei Türen, die je nach links und rechts führten und nach vorne hin. Eine geschwungene Eichenholz-Treppe die aufwendig gearbeiteten Holzgeländer sahen sehr gigantisch und schön aus, die in den ersten Stock führten. James beschloss, das Haus von unten nach oben zu erkunden und ging zunächst nach rechts.
Hinter der Tür lag ein langer Flur, auf dessen Boden sich ein rot brauner Teppich entlang zog und den Stuck von der Eingangshalle für hier fort. Auf der linken Seite des Flures lag eine große Bibliothek die durch ein großen Tür bogen fürte. James ging wie magisch angezogen in den Raum hinein, erlaubte sich, einige der Werke anzusehen. Alles was der Literatur eigen, zugehörend und nur ansatzweise wertvoll war, war hier zusammen getragen worden und James hätte stunden wenn nicht auch Tage, Wochen an diesem Ort verbringen können, aber viel mehr als der Lockruf der vielen wertvollen Werke, reizte ihn die Neugier auf das restliche Haus.
Auf der anderen Seite des Flurs befand sich eine Art Spielzimmer, mit einem Billardtisch und einer Bar Thekenbar. Auf dem roten Filz des Billardtisches lagen sogar die Kugeln bereit, so als würde jeden Moment der Hausbesitzer eintreten um mit seinen Gästen eine Partie zu spielen. Ebenfalls befand sich auf der rechten Seite ein wunderschön eingerichtetes Musikzimmer. In dem Raum standen die verschiedensten Instrumente. Fantastische Instrumente, dachte James die waren sicher sehr teuer seinerzeit. aber das schönste war der weiße Flügel, der in der Ecke zur Terrassen Tür die zum Garten hinaus fürte des Raumes stand. und James symbolisch zu sich riefen.
Der Schriftsteller ging zu dem Flügel hinüber, und setzte sich auf den mit samt überzogenen Klavierhocker. Vorsichtig klappte James den Flügel auf und musste schmunzeln, es lag eine Hauch dünne staub Schicht darauf
„Staub?“
Sagte James knapp, obwohl das ganze Haus blitze und glänze vor Sauberkeit. Er pustete ihn beiseite und strich mit dem Finger über die Tasten. Dann drückte er einige davon herunter und spielte eines seiner Lieblingsstücke von Mozart Das Klavier hatte einen unglaublich schönen klang und die töne zauberten James ein lächeln aufs Gesicht.
An diesem Haus gab es nichts Bedrohliches oder gar verfluchtes. Es war lediglich eine unfassbar schönes, alter Haus mit Charakter, in der sich echte Schätze verbargen.
Am Ende des Flures hing ein Gemälde von Meister Castano, dem Mann, der dieses Haus hatte erbauen lassen. Er war ein begnadeter Holzspielzeugbauer gewesen, speziell für Puppen, so hatten James gehört. Er selbst verstand nicht viel von dieser Form der Kunst und sie interessierte ihn auch nicht sonderlich. Er widmete sich lieber vollkommen der Literatur, doch Castano war ein Meister seines Fachs gewesen und dafür hatte James für Ihn Bewunderung übrig. Viel mehr als sein Puppen interessierten den Schriftsteller jedoch die sonderbaren und bis heute ungeklärten Umstände zu deren Tod.
Castano war Ende Dreißig Anfang Vierzig, als er plötzlich verstarb. Er erfreute sich bester Gesundheit und hatte auch keine Feinde, jedenfalls berichteten dass die Zeitungsartikel die James studiert hatten.
Doch in einer stürmischen Halloweennacht war ihm wohl etwas zugestoßen. Man fand ihn im Puppenzimmer, die Puppen lagen in einem Kreis um ihn herum. Die Todesursache war, nun ja, es war Gift. Castano hatte sich wohl das Leben genommen. Das an sich war nicht das seltsame, denn auch wenn es schrecklich ist, so begehen doch relativ häufig laut Statistik irgendwelche Menschen Selbstmord. Das wahrhaft verwunderliche war, das Castano nicht den leisesten Grund hatte, sich das Leben zu nehmen. Er wolle mit seiner Verlobten umziehen und ein weiteres Kind war auf dem weg, er hatte geplant, die Puppen und das Haus zu verkaufen, doch daraus wurde wohl nichts. Es war fast so, als hätten die Puppen die Pläne ihres Meisters vereitelt. Die Ängste der Dorfbewohner hatte dieser Zwischenfall natürlicher ins unermessliche geschürt.
James fand die Idee der Puppen, die ihren Meister nicht gehen lassen wollten mehr als unsinnig und hatte sie sogar schon häufig als lächerlich betitelt, dennoch diente dieser sonderbare Todesfall und die Gerüchte ihm als wunderbare Vorlage für eine Gruselgeschichte.
Schließlich rißen sich James von den Gemälden los und kehrte um. Er ging quer durch die große Eingangshalle und öffnete die zweite, die rechte Tür. Nun stand er in einer Küche, die zwar schon einige Tage alt sein müsste und dennoch aussah, als könnte man sie sofort in Betrieb nehmen. Die Küche war groß genug, als das ein ganzes Heer an Köchen hier arbeiten könnte, ohne sich in die Quere zu kommen, obwohl die Familie Castano nie sonderlich viele Angestellte beschäftigt hatte.
Von der Küche aus führte eine Tür zu einer Vorratskammern, in der sich die von der Dame angesprochenen Speisen befanden. Mrs. Castano musste sich vor James kommen darum gekümmert haben. Außerdem kam man von der Küche aus in einen kleinen Weinkeller des Hauses. Diesen erkundete James allerdings nicht, denn erstens war er kein sonderlicher Weinfreund und zweitens traute er der alten Holztreppe nicht und ein Krankenhauszimmer würde ihm wohl kaum die nötige Inspiration liefern.
Als nächstes wollten sich James den ersten Stock ansehen. Über der Eingangshalle führte ein Flur wie eine Art Galerie entlang. James mussten schmunzeln, als er sich über das Geländer beugte und von oben in die Eingangshalle herunter blickte. Wie man sich mit der Zeit doch verändert, dachte er. Früher hätte er mit seinen Freunden eine riesige Party hier gefeiert, nun bewunderte er die künstlerischen Schätze, die dieses Gebäude zu bieten hatte.
An dem linken Teil des U-förmigen Flures grenzten ein großes Gästezimmer, in dem James auch sogleich seine Koffer ablegten, und ein Gäste Bad. Beides war sehr geschmackvoll und elegant eingerichtet und das Bett stand direkt neben einem der Fenster, von dem aus man das Meer sehen konnte.
Auf der anderen Seite etwas schräggegenüber lag das Arbeitszimmer des Hauses, mit einem großen Ledersessel und zwei kleinere Sessel hinter dem die sich gegenüber an einen eichen Holzschreibtisch standen. Auch hier fand sich ein haufen Bücher und auch von hier aus, konnte man das Meer sehen. James ließ es sich nicht nehmen, sich auf den größten der drei Ledersessel fallen zu lassen, die Ellenbogen auf den Schreibtisch zu stützen und die Hände zu falten, so dass er aussah, wie ein Boss. Er überlegte, was wohl seine Freundin sagen würde, wenn sie ihn jetzt sehen könnte und kam zu dem Schluss, sie würde ihn zurechtweisen, er solle sich doch nicht so kindisch verhalten. Tatsächlich stimmten James der imaginären Reaktion seiner Freundin zu und stand auf. Es gab ja schließlich noch ein weiteres Stockwerk und den Dachboden zu erkunden.
Er machte sich also auf den Weg in den zweiten Stock. Wieder standen er auf einem Flur mit drei Türen und eine Treppe, die zum Dachboden fürte. Die Tür ganz rechts führte in ein gemütliches Schlafzimmer. Es war komplett mit Möbeln aus dunklem Holz eingerichtet, die im Kontrast zu der ansonsten sehr hellen und schlichten Einrichtung wie den eierschalenfarbenen Vorhängen und Wänden besonders auffielen und dem Zimmer ein süßes Flair verliehen. Nebenan war ein Bad, größer als das im ersten Stock und viel kunstvoller. Die Decke wurde von einem feinen Stuck verziert und auch ansonsten war alles mit geschwungenen Linien geschmückt. Hier und da standen Kerzen oder Rosen und James konnte sich bildlich vorstellen, dass die unnatürlich große Badewanne schon so manchen weiblichen Bewohner zu einem Schaumbad verführt hatte.
Doch das absolut Beste an diesem Stockwerk war das Zimmer, das ganz links lag. Ein Kinderzimmer, wie man es sich früher vorgestellt hat, mit einem hölzernen Schaukelpferd und einer Puppe mit Porzellankopf und einem kleinen Bett. Ein Sessel stand vor dem Fenster, mit einem besticktem Kissen darauf und einem Märchenbuch auf dem Schränkchen daneben. Es war das Mädchenzimmer und dazu noch ein unglaublich putziges. James hatte auf einmal das die Idee, ein kleines Mädchen in seine Geschichte einzubringen, verwarf diesen Gedanken allerdings wieder. Das hätte einfach nicht gepasst.
Trotzdem fühlte der Schriftsteller sich hier sehr wohl und war er sich ziemlich sicher, dass er hier im Haus sehr gut schreiben könnte.
Und wieder musste er sich losreißen, schließlich wollte er noch wissen, was sich auf dem Dachboden befand, auch wenn nur noch eine Möglichkeit offen stand und diese Vorahnung bewahrheitete sich auch. Etwas später stand James auch schon am oberen Ende der Treppe und blicke in einen großen, ziemlich leeren Raum. In der Mitte des Raumes stand nichts, lediglich an den Wänden gab es etwas Schauriges zu sehen. An der Wand der Treppe, die hier hinauf führte hingen einige schöne und auch düstere Gemälde von den ehemaligen Hausbesitzern mit den Puppen auf dem Schoß. Auf der anderen Seite des Raumes waren zwei Panoramafenster mit blick über das Meer, wo man in der Ferne kleine Schiffe erblicken konnte. Die Fenster waren fast genauso wie die meisten größeren Fenster im Haus.
Doch das eigentlich sehenswerte im Raum waren weder die handwerklich einwandfreien Bilder, noch die fantastische Aussicht. Das eigentlich sehenswerte waren die dreizehn Puppen die an der Wand auf einem dafür angefertigtem regal saßen. Keine von ihnen hatte auch den Ansatz einer Ähnlichkeit mit den lustigen Figuren aus einem Puppentheater oder Puppen die man in Kinderzimmern findet. Diese Figuren erinnerten eher an massiv gewordene Alpträume wie Chucky. Sie waren nicht direkt angsteinflößend, dennoch fühlte James sich nicht mehr gerade so wohl in ihrer Nähe. Sie sahen einfach irgendwie böse aus und jedes Kind und nerven schwache Frauen hätte sofort die Flucht ergriffen.
Auch James hatten kurz den Impuls abzuhauen, doch er schüttelte den Kopf und wunderte sich selbst über dieses lachhafte und kindische Verhalten. Es waren ja nur Holzpuppen, keinerlei Gefahr konnte von ihnen aus gehen und sie waren handwerklich kleine Meisterleistungen.
James sah sich alle ganz genau an und bewunderte die fantastisch gearbeiteten Gesichtszüge, die harre waren auf geklebt die Finger waren akkurat geschnitzt sogar Fingernägel waren angedeutet, die Kleidung der Puppen war liebe voll gearbeitet mit kleinen rächen und Taschen.
Dann beschloss er, lieber wieder herunter zu gehen. Und anzufangen zu schreiben. Als er die Treppe herunter stieg, schien es ihm, als würden die Blicke der Puppen an ihm kleben aber er drehte sich schon aus Prinzip nicht zu ihnen um. Schriftsteller kramt.
James hatte sich wie vorgenommen sofort nach seiner erkundungstour an seinen Laptop gesetzt um das gesehen in der Geschichte zu verarbeitet. Nach einer Weile bemerkte er jedoch, dass sein Magen begonnen hatte zu knurren. Er warf einen Blick auf die Uhr und musste erkennen, dass es bereits nach 23 Uhr war, doch auch wenn er kurz hin und her überlegte beschloss er, sich etwas zu Essen zu machen.
Er stapfte also in seine graue Jogginghose und dem alten, viel zu weiten T-Shirt, das er sich vorher noch angezogen hatte, die Treppe hinunter und in die Küche. Er ließ die frischen Lebensmittel die in der Vorratskammern warteten außer Acht und wollte sich gerade ein paar Eier und Bacon machen, da hörte er ein zartes Geräusch, wie eine einzelne auf dem Klavier gespielte Note. Er trat verwundert aus der Küche und ging durch die Eingangshalle in den gegenüberliegenden Flur. Nun war aus dem einzelnen Ton eine Melodie geworden, keine die er kannte, aber sie erinnerte an ein Kinderlied. Er drückte die Türklinke der Musikzimmers herunter und die Melodie verstummte in dem Augenblick, in dem er den Raum betrat.
James sah sich skeptisch um, doch es war niemand da, der auf dem Klavier spielen könnten. Der Schriftsteller war sich eigentlich sicher, dass er sich die sanfte Melodie nicht eingebildet hatte, doch das war die einzige plausible Erklärung für jemanden der bei klarem Verstand war und dementsprechend nicht an den Fluch, der auf dem Haus und den Puppen darin lastete, glaubte.
Er schüttelte den Kopf und verließ den Raum wieder. Nachdem er sich auch noch ein Sandwich gemacht und damit seinen Magen ruhe hatte ging er wieder auf das Zimmer was er sich nach seiner Ankunft ausgesucht hatte. Das helle Leuchten seines Handydisplays, das ihn empfing erinnerte ihn, dass er etwas vergessen hatte, das ihn in große Schwierigkeiten bringen könnte. Er blickte auf die Uhr, 23:35. Aber egal. Jams(James) griffen zum Handy und wählten die Nummer seiner bezaubernden Freundin.
„Hallo?"
hörte er sie müde fragen.
„Hey, Mausebär."
antwortete er vorsichtig.
„Spar dir dein 'Mausebär'."
zischte sie.
„Du bist sauer, okay. Ich verstehe das. Tut mir unendlich Leid Mausebär."
„Es tut dir Leid."
"Na, das ist ja echt reizend von dir. Du wolltest dich eigentlich melden, wenn du da bist, oder hab ich da was verwechselt?"
„Nein, aber... Ich musste dieses Haus einfach ansehen. Es ist unglaublich!"
Katy seufzte.
„Dann erzähl mal."
„Nicht mehr sauer?"
„Nein. Jetzt erzähl!
Komm schon, du hast mich neugierig gemacht."
„Das Haus ist fantastisch. Es ist ziemlich groß und dass es echt alt ist wussten wir ja schon. Das Musikzimmer und die Bibliothek sind meiner Meinung nach das Beste hier und dir würden das Bad und das Kinderzimmer besonders gut gefallen."
„Jaja."
unterbrach Katy ihn.
„Was ist denn mit den sogenannten Puppen?"
Jams lachten in sich hinein.
„Sie haben mich angegriffen, sie sind tatsächlich verflucht. Hilf mir, sie wollen mich umbringen, Aaaah!"
„Hör auf, James! Das ist nicht mehr lustig!"
„Doch ist es, Katy. Das sind nur Holzpuppen, und keine Reinkarnationen von Chucky. Ich melde mich morgen wieder, ja. Ich will noch etwas weiter schreiben und du solltest jetzt auch schlafen."
„Okay Hase. Mach aber nicht mehr so lang und wehe du meldest dich morgen nicht, bevor ich einschlafe!"
„Versprochen. Bis morgen."
„Schlaf gut, Schatz."
James warf das Telefon neben sich aufs Bett und setzte sich wieder vor seinen PC. Er wollte eigentlich nur noch den Absatz fertig schreiben, doch die Geschichte und die Atmosphäre des Hauses fesselten ihn an den Bildschirm und als er seinen Laptop endlich herunter fuhr, war es bereits nach vier Uhr. Er kroch unter die Decke des Gästebettes. Gähnend blickte er aus dem Fenster und auf das mittlerweile tiefschwarze Meer hinaus und ehe er sich versah, hatte ihn das Geräusch der Wellen, die an den Felsen zerschellten eingeschläfert.
Am nächsten Vormittag wurde James von dem prasselnden Regen, der gegen das Fenster klatschte geweckt. Er widerstand dem Drang, sich noch einmal umzudrehen und stand umständlich aus dem Bett auf. Langsam suchte er sich etwas zum Anziehen heraus und hing seinen Gedanken hinterher. Als er sich gebadet und umgezogen hatte, war er schon etwas wacher. Er ging nach unten um sich Frühstück zu machen und danach wollte er das Musikzimmer nochmal genauer unter die Lupe nehmen. Er würde weder akzeptieren, dass der Zwischenfall etwas mit übernatürlichen machten zu tun hatte noch wollte er daran glauben, dass er es sich nur eingebildet hatte.
Nachdem er eilig sine Gele schnitte verdrückt hatte sah er sich den eleganten weißen Flügel und den Rest des Musikzimmers noch einmal sehr genau an, doch es gab nichts darin, dass das geschehene hätte erklären können. Das Fenster war geschlossen und es gab auch sonst keinerlei Anzeichen, dass jemand außer ihm hier gewesen war. James wollte gerade wieder gehen, da fiel sein Blick unter den Flügel und auf einen winzigen Gegenstand. Er bückte sich und zog den kleinen, lackierten Holzsplitter hervor der sah aus wie ein Finger einer der Puppen die er sich am Tag zuvor ganz genau angeschaut hatte. James glaubte nicht, was er da in den Händen hielt. Er kämpfte gegen die Erkenntnis an, die sich langsam heran bahnte, doch es war nicht zu leugnen. Dieser Splitter gehörte mit ziemlicher Sicherheit zu einer der Holzpuppen.
James rannte los auf den Dachboden wo sich das Puppenzimmer befand. Er wusste selbst nicht so recht was er zu finden glaubte, vielleicht etwas, das seinen Verdacht, wie sicher er auch war, widerlegen konnte. Doch leider taten ihm die hölzernen Gesellen diesen gefallen nicht, denn als er oben ankam, stach es ihm sofort ins Auge. An der Hand der Figur des Edelmanns fehlte ein Stück Holz. James wollte gerade überprüfen, ob der Splitter passen würde, da wurde ihm auf merkwürdiger Art klar, dass er ihn hatte fallen lassen müssen, als er wie ein Irrer die Treppen hinauf gesprintet war. Er fluchte innerlich, aber es half ja nichts. Er lief also die Treppen wieder herunter und bis ins Musikzimmer, doch als er dort ankam, blieb er entsetzt stehen. Dort, wo der Splitter auf dem Fußboden vorhin lag, war jetzt nichts. Gar nichts. James suchte das gesamte Zimmer ab, und auch die Treppe vergaß er nicht abzusuchen, doch der Splitter war und blieb verschwunden.
Verwirrt und etwas beunruhigt ging James wieder nach oben in sein Zimmer. Er setzte sich vor den PC und öffnete die Datei mit seiner Geschichte, (Im Bann des Bösen) da erwartete ihn der nächste Schock. Das ganze Kapitel, das er geschrieben hatte, es war das Kapitel, in dem die Hauptfigur das erste Mal in Kontakt mit den Bösen Mächten kam war weg. Komplett gelöscht und durch einen einzelnen fett und kursiv gedruckten Satz ersetzt worden.
Guai a voi, voi che hanno attirato l'ira del fantasma di te
Wehe dir, der du den Zorn der Geister auf dich gezogen hast, übersetzte James still. Eine eigentümliche Wortwahl, nicht gerade sehr modern. Aber die Ausdrucksweise dieses Satzes war eindeutig nicht das, über was James sich Gedanken machen sollte. Sondern, wie war dieser Satz auf seinen PC gekommen, und hatte es was mit dem nächtlichen Klavierstück zu tun, was sollte noch alles passieren und wer zum Teufel wollte ihn so dringend loswerden oder verarschen?
James begriff gar nichts mehr und das war die einzige Tatsache, die ihn im Moment ernsthaft beunruhigte. Er war ein Mensch, der sich immer auf seinen klaren definitiv nicht abergläubischen verstand verlassen konnte und nun steckte er in einer Situation, in der er völlig der Willkür jemand anderes ausgesetzt war und ihm seine geliebte Logik nicht mehr half. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte und beschloss, erst einmal einen kühlen Kopf zu bewahren, und abzuwarten und der Sache nicht weiter Beachtung zu schenken.
Er schreibt das verloren Kapitel also neu und vertiefte sich so wieder in seine Arbeit, das beruhigte ihn ein wenig. Als er das gelöschte und drei weitere Kapitel niedergeschrieben und eine Sicherheitskopie gemacht hatte, nur für den Fall der Fälle, klappte er seinen Laptop zu und schieb ihn zur Seite wo auch sein Handy lag und machte sich auf dem Bett lang.
Ruhig ließ er alle Ereignisse noch einmal Revue passieren und kam auch zu einem Schluss. Er hatte keine Ahnung, was hier abging. Keine neue und erst recht keine zufriedenstellende Erkenntnis, aber seine einzige im Moment. Es war auf garkeinen Fall ein Fluch, so viel war sicher, außer Mrs. Castano und seiner Freundin wusste keiner, dass er hier war also konnte ihn auch keiner hier raus haben wollen oder verarschen wollten und ihm fiel auf die Schnelle auch kein Naturphänomen ein, das etwas derartiges bewirken konnte. Auch wenn James letzteres nicht überprüfen konnte, denn seit heute Nachmittag funktionierte das Internet nicht mehr.
Im Gedanken versunken, schlief James ein und als er am frühen Abend wieder aufwachte, war er fast der Meinung er hätte das geträumt. Die Ahnungslosigkeit über solche Dinge die hier so vor sich gingen deprimierte ihn und er beschloss, sich keine Gedanken mehr darüber zu machen. Er redete sich ein, alles würde sich von selbst in den nächsten Tagen klären und als er auf sein Handy sah um zu schauen, wie spät es war fiel ihm auf, dass etwas anderes ihm reale Probleme machen könnte. Katy hatte, ihn unendlich oft versucht zu erreichen. Sofort saß er aufrecht im Bett und wählte ihre Nummer, doch der Anruf schlug fehl. Da wurde ihm erst mal bewusst, dass er absolut kein Netz hatte. Was soll das denn? Ich hatte doch die ganze Zeit über ausreichend Netz hier im Haus! beschwerte er sich lautstark, als er mit dem Handy in der Hand durch das ganze Haus lief und verzweifelt Netz suchte, auch wenn er eigentlich keine große Hoffnung hatte. Es war ja schließlich nicht so, als wäre die letzten Stunden alles so gelaufen, wie er es wollte oder besser gesagt gedacht hatte.
Er lief hoch und runter und wieder hoch und wieder runter, bis er irgendwann in der Bibliothek stand. Er hielt sein Handy hoch in die Luft und schwenkte es in alle Richtungen, da rutschte er plötzlich aus und fiel hin. Als er dann zwangsläufig auf den Boden sah, wurde er kreidebleich. Die Fliesen, seine Hose und alles in seiner Nähe waren rot. Blutrot. Der gesamte Boden um ihn herum war vollkommen blutverschmiert. Als er sich wieder aufrappelte sah er an sich herunter, doch er sah und spürte keine Wunde, keine Schmerzen, dass Blut war also nicht von ihm. Ist ja auch eine alberne Idee, ich bin ja nur hingefallen, beziehungsweise auf dieser Blutfitze ausgerutscht, dachte er sich und spielte sich dabei selbst vor, genervt zu sein, obwohl er am liebsten geschrien, geweint und weggerannt wäre. Er glaubte nicht an Flüche, aber langsam bekam er das beängstigende Gefühl, dass eine reale Bedrohung existierte und das konnte er jetzt definitiv nicht mehr als lächerlich abtun.
James versuchte trotzdem, einen kühlen Kopf zu bewahren, denn das war die einzige Rettungsinsel, die er noch hatte und wenn die ihm auch noch unter den Händen wegbrach, dann war er völlig verloren und vom Gegenteil belehrt. Er rappelte sich also auf und erkannte, dass es nicht einfach eine Blutlache war, sondern eher eine Spur, der James nun mit zitternden Knien folgte. Die Blutspur zog sich durch die gesamte Bibliothek bis in die hinterste Ecke. Was James dort fand, verschlug ihm die Sprache und die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
In blutigen Buchstaben war eine Botschaft auf den weißgefliesten Boden der Bibliothek geschmiert.
Wieder in Italienisch.
Intruso che non vuole che tu vada. Pentitevi e pagare
Eindringling, der du nicht gehen willst. Bereue und bezahle. Doch die Nachricht war es nicht, die James so verstörte, sondern das kleine Foto, das in der blutigen Schrift lag. Er hob es auf und sah mit ängstlichem und ungläubigem Blick auf das lächelnde Gesicht seiner Freundin Katy. Er fiel auf die Knie und starrte entgeistert auf das Foto. Warum Katy? Worum geht es hier? Hat sie damit was zu tun? „Ihr darf nichts passieren, nein, nein, nein!!! Nicht meine Katy.“ James hatten angefangen zu weinen.
Die Tränen liefen ihm wie ein Wasserfall übers Gesicht und er tadelte sich selbst wegen seiner schwäche. Immer wieder wischte er mit dem Handrücken seine Tränen ab, doch es half nichts. Immer wieder liefen neue nach und irgendwann gab er es auf. Als er sich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder etwas beruhigt hatte und er die Hände von seinem nassen Gesicht nahm, war die blutige Schrift immer noch da. Genauso, wie das Foto und alles andere. Völlig egal, wie sehr James sich gewünscht hatte, dass alles verschwinden würde, dass das alles nicht real war, doch leider war dieser Wunsch nicht in Erfüllung gegangen.
Als er nach einer Weile endlich die Kraft fand, aufzustehen und in sein Zimmer schwankte, trennte ihn nur noch wenig von dem blanken Wahnsinn. Er warf alle seine Sachen wie in Trance in seinen Koffer. Keine Sekunde wollte er länger in diesem Haus verbringen. Er wollte, nein, er musste hier weg, raus aus diesem Gebäude und zu Katy, nur zu Katy. Als er alles zusammengepackt hatte, rannte er, so schnell es mit dem Koffer und der Tasche ging die Treppe herunter, wollte mit einem Ruck die Tür aufziehen und... nichts. James zog nochmal kräftig an der Tür, doch sie blieb verschlossen. James stellten den Koffer ab und zog mit all seiner kraft an der Tür, doch sie bewegte sich kein Millimeter aus dem Schloss. Immer wieder zog James an der Tür, musste sich aber irgendwann eingestehen, dass sie nicht aufgehen würde.
Auf einmal übernahm ihm eine starke Müdigkeit, die ihn in eine tiefe Dunkelheit zog. Die Situation schien aussichtslos. James war mit einem Mal klar, dass er nicht hier rauskommen würde und was das jetzt bedeuten würde. Vielleicht ist dieses Haus ja doch verflucht, dachte James zynisch und schüttelte den Kopf.
Er ließ seinen Koffer einfach in der Eingangshalle stehen und stieg die Treppen hinauf, bis in den ersten Stock. Er wollte ins Kinderzimmer, nach dem Motto, wenn ich schon sterbe, dann wenigstens am schönsten Ort des Hauses. Doch ahnte er nicht was ihm dort erwartete. Als er die Tür öffnete, erwartete ihn schon der nächste Schock. Auf dem kleinen Kinderbett saß ein Mädchen, vielleicht acht oder neun, und verbarg ihr Gesicht an den angezogenen Knien. Sie Hatte ein helles mit Blumen besticktes Kleid an das an den Ärmeln weiße Rüschen hatten. Ihre langen braunen mit korkenzierlocken verzierten Haare schimmerten im hellen Licht das zum Fenster hinein fiel. James hörte sie leise schluchzen. Als er einen Schritt in das Zimmer machte, sah sie erschrocken auf. Die Augen rot, das Gesicht blass.
„Hilf mir."
flüsterte sie. James ging langsam auf sie zu.
„Wie kommst du hier her?“
fragte er sie immer noch wie in Trance. Bis jetzt war alles was hier geschehen war so schrecklich gewesen, das kleine Mädchen stand im krassen Kontrast dazu. Sie wirkte so zart, so zerbrechlich und James wollten ihr helfen. Er kniete sich neben das Bett und legte der Kleinen eine Hand auf die Schulter.
„Was ist los?"
fragte er sie mit sanfter Stimme.
„Sie werden mich töten. Sie werden dich töten. Sie werden, jeden töten, der dieses Haus betritt!"
weinte sie. Hysterisch sprang sie auf und zog an James Hand.
„Wir müssen hier weg!"
schrie sie und zog ihn durch das halbe Haus. Gemeinsam versuchten sie, irgendeinen Ausweg zu finden, doch nichts, kein Fenster, keine Tür, gar nichts öffnete sich. Als letztes versuchten sie es an einer kleinen Tür unten im Keller. Als auch diese einfach nicht aufgehen wollte, sackte das Mädchen erneut zusammen. Sie kauerte sich an die Tür und weinte.
„Hilf mir."
sagte sie erst ganz leise und wurde dann lauter.
„Du musst mir helfen!"
schrie sie in an und sprang auf.
„Wie?"
frage James panisch und leicht verzweifelt. Er wollte ihr ja helfen. Er kannte dieses Mädchen zwar nicht, doch verdammt, er würde alles tun, um ihr und auch sich selbst zu helfen.
„Du musst sie besiegen! Du musst sie zerstören!!"
schrie sie immer wieder und immer eindringlicher und ging dabei rückwärts immer tiefer in eine der dunklen Ecken des Kellers. Irgendwann, als sie kaum noch zu erkennen war, rief sie ein letztes Mal:
„Zerstör sie, James Miller!"
dann verschwand sie im Dunkeln.
James zuckte zusammen, dann lief er in die Ecke.
„Hey!"
rief er und suchte in der Dunkelheit nach ihr und auch nach einem Lichtschalter, doch als er letzteres fand wurde ihm klar, dass das kleine Mädchen nicht mehr hier war. Er fragte sich schon gar nicht mehr, was passiert ist, ob sie wirklich existierte Tatsache war, dass sie Recht hatte. Vielleicht musste er wirklich die Puppen zerstören, um diesem Albtraum zu entkommen. Er nahm sich das Beil das er im Kellerregal liegen sah.
Wenig später stand er, damit bewaffnet, im Puppenzimmer. Er starrte die Figuren an, auf deren unbewegten Gesichtern er ein finsteres Lächeln zu erkennen glaubte.
„Was macht ihr nur mit mir?"
fragte er die Puppen, auch wenn er selbst nicht so recht verstand, warum er mit ihnen sprach. Er suchte ein Ventil für seine Emotionen und fand es darin, dass er die Holzpuppen anschrie.
„Was soll das?! Was hab ich euch getan?!?!"
schrie er.
Aus dem Augenwinkel meinte er zu erkennen, wie die Puppe des Edelmanns belustigt den Kopf schüttelte. James wirbelte herum, und standen dann der Puppe direkt gegenüber.
„Was willst du von mir?!!"
schrie er und rannte völlig verstand los auf die Figur zu, doch gerade als die Klinge des Beils den Brustkopf des Königs gespalten hatte, verlor James den halt unter den Füßen. Er sank auf die Knie und dann auf den Bauch und das letzte was er sah, war das überlegene grinsen des Edelmanns.
Währenddessen saß eine ziemlich verärgerte und auch besorgte Katy in ihrem VW Beatle auf dem Weg zum Haus wo sich James befinden. Er geht nicht ans Telefon, er ruft nicht zurück, fein, komme ich ihn eben besuchen, fluchte sie innerlich.
Es war nicht so, als würde es sie stören, zwei Tage nichts von James zu hören, als Schriftsteller war er schließlich oft unterwegs. Was sie störte war, dass er ihre Sorgen von Anfang an ignorierte und sich darüber lustig gemacht hat. Sie hatte sich von Anfang an nicht wohl mit diesem Haus gefühlt und sie könnte wetten, dass James nur nicht ans Telefon ging, um sie zu ärgern, weil er genau wusste, dass sie sich Sorgen machen würde.
Sie hatte sie den Zweitschlüssel bei Mrs. Castano abgeholt. Die alte Dame war sehr besorgt gewesen, doch Katy Vorschlag, sie könne doch mitkommen, lehnte sie ab. Sie hatte offensichtlich unglaublich große Angst vor dem Haus und auch wenn Katy das ein wenig übertrieben fand, fühlte sie sich auch nicht mehr so wohl bei dem Gedanken, ihr Freund in ein Haus zu wissen das angeblich verfluchten war.
Als sie vor dem Haus stand und mehrmals gegen die Tür geklopft hatte, wuchs ihre Angst im Bauch. James würde auf jeden Fall die Tür öffnen, soweit würde er nicht gehen, nur um sie zu ärgern. Ohne weiter nach zu denken schloss sie die Tür auf und rief laut den Namen ihres Freundes, doch er antwortete nicht. Jetzt wusste sie, dass etwas nicht stimmte. James musste hier sein, warum sollte er das Haus verlassen? Sein Auto stand noch vor dem Haus und es gab hier nichts, das man zu Fuß erreichen konnte. Sie lief im Eiltempo durch das gesamte Haus und rief immer wieder James Namen.
Das Haus war tatsächlich sehr schön und total nach ihrem Geschmack, doch daran konnte sie im Moment nicht denken. Sie rannte von Zimmer zu Zimmer und immer wieder Treppen hinauf, bis sie James schließlich im Dachboden in dem Puppenzimmer fand. Ohnmächtig lag er auf dem Boden, daneben eine aufgesplitterte Marionette, in deren Rumpf noch ein das Beil steckte. Katy schaltete sofort und rief einen Krankenwagen, dann setzte sie sich neben James auf den Boden und rüttelte an seiner Schulter. Nach einer Weile schlug er tatsächlich die Augen auf und Katy atmete erleichtert auf.
„Katy? W-Was ist passiert?"
fragte er schwach und versuchte sich aufzurichten, doch Katy hielt ihn zurück.
„Alles ist gut. Ich bin da."
sagte sie und drückte James fest an sich. Dann war er wieder weg und wurde auch erst wieder wach, als er im Krankenwagen lag.
Er wunde in ein Krankenhaus gebracht und sobald er dort im Bett lag, ging es ihm schon ein bisschen besser. Er erzählte Katy, was geschehen war und auch wenn sie ihm glaubte, so konnte sie sich die Ereignisse genau so wenig erklären wie James selbst. Doch es sollte jemanden geben, der das Rätsel lösen konnte, und zwar Dr. Mitchel Brown, ein Arzt aus dem Krankenhaus, in dem sich James befand.
„Pilze?"
wiederholte James ungläubig. Dr. Brown nickte.
„Ja, Mr. Miller. Wissen sie, einer der Sanitäter hatte wohl Kenntnis über die Gerüchte, die das Haus betreffen und die Puppen, und die Puppe die sie zerstört haben, mitgenommen. In ihrem Inneren hat sich im Laufe der Zeit ein Pilz gebildet, der, wenn man seine Sporen auf längere Zeit einatmet, schwere Wahnvorstellungen verursacht. Und wahrscheinlich ist ihnen genau das zugestoßen."
Und zu dem Fluch und dem komischen ableben von diesem Mrs. Castano der wird zulange den Sporen ausgesetzt gewesen sein das sie letztendlich zu seinem Tod geführt hatte. James sah ihn an, als wäre sein behandelnder Arzt komplett übergeschnappt.
„Pilze?"
wiederholte er nochmal.
„Okay."
Die beiden Männer unterhielten sich noch eine Weile über die Sache, dann verabschiedete sich der Arzt wieder und verließ den Raum. James sah nachdenklich in die Luft, bis Katy plötzlich anfing zu lachen. James sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Hm?"
Katy holte kurz Luft und prustete dann:
„Pilze! Dann lag auf den Puppen doch sowas wie ein Fluch, oder?"
wieder lachte sie. James sah sie schief an. Doch dann wurde ihm klar, dass alles vorbei war, dass er nicht wieder in dieses Haus zurück musste und wollte, dass Katy bei ihm war und dass sie beide in Sicherheit waren.