Ich bin Juma, der Sohn vom großen bösen Wolf und der bösen Stiefmutter. Das klingt ziemlich gruselig, oder? Aber ich bin nicht wie meine Eltern. Ich bin nicht böse, ich bin nur anders. Ich habe eine besondere Fähigkeit, die ich vor allen verstecke: Ich kann mich bei Bedarf in einen Wolf verwandeln. Das ist mein Geheimnis, das ich niemandem anvertraue. Nicht einmal meiner Mutter, die mich sowieso nicht liebt. Sie hat mich immer vernachlässigt und mir nie die Wahrheit über meinen Vater oder meine Halbschwester erzählt. Ja, ich habe eine Halbschwester, die ich noch nie gesehen habe. Ihr Name ist Evie, und sie ist die Tochter der bösen Stiefmutter und eines anderen Mannes. Sie lebt in Auradon, dem Reich der Guten, wo alles perfekt ist. Ich lebe auf der Insel der Verlorenen, dem Gefängnis der Bösen, wo alles schrecklich ist.
Aber das soll sich bald ändern. Denn heute ist der Tag, an dem ich die Insel verlasse und nach Auradon gehe. Ich bin einer von vier ausgewählten Kindern, die diese Chance bekommen haben. Die anderen sind Carlos, der Sohn von Cruella de Vil, Jay, der Sohn von Jafar, und Mal, die Tochter von Maleficent. Wir sind alle in der gleichen Situation: Wir sind die Nachkommen der schlimmsten Schurken, die je gelebt haben, aber wir wollen nicht so sein wie sie. Wir wollen ein neues Leben anfangen, in einer besseren Welt.
Aber es gibt einen Haken. Unsere Eltern haben uns einen Auftrag gegeben: Wir sollen den Zauberstab der Guten Fee stehlen und die Barriere zur Insel der Verlorenen zerstören, damit sie entkommen können. Sie wollen die Macht über Auradon an sich reißen und das Böse wiederherstellen. Sie glauben, dass wir ihnen dabei helfen werden, weil wir ihr Blut in uns haben. Aber sie irren sich. Wir haben keine Lust, ihre Pläne zu erfüllen. Wir wollen nur unsere Freiheit.
Wir stehen am Hafen und warten auf das Schiff, das uns abholen soll. Wir haben nur das Nötigste dabei: Kleidung, Essen, ein paar Erinnerungsstücke. Ich habe meinen Rucksack, in dem ich meinen Mantel, meine Mütze, meine Handschuhe und meine Sonnenbrille versteckt habe. Das sind die Sachen, die ich trage, wenn ich mich in einen Wolf verwandle. So kann ich meine Identität schützen und niemandem Angst machen. Ich hoffe, dass ich diese Fähigkeit nicht oft brauchen werde, aber man weiß ja nie. Ich bin immer bereit für den Notfall.
Ich schaue mich um und sehe die anderen Kinder, die uns neidisch oder feindselig anstarren. Sie wissen, dass wir etwas Besonderes sind, dass wir etwas bekommen haben, was sie nie haben werden: Eine zweite Chance. Sie hassen uns dafür, aber sie können uns nichts tun. Wir sind stärker als sie, wir haben mehr Erfahrung, wir haben mehr Mut. Wir haben überlebt, und wir werden weiterleben.
Das Schiff kommt an und wir gehen an Bord. Wir werden von ein paar Leuten begrüßt, die uns freundlich lächeln. Sie stellen sich als Ben, der Sohn des Königs und der Königin von Auradon, Audrey, seine Freundin und die Tochter von Aurora und Phillip, und Fairy Godmother, die Schulleiterin der Auradon Prep, vor. Sie sagen uns, dass sie uns helfen wollen, uns in Auradon einzuleben, und dass sie uns alles zeigen werden, was wir wissen müssen. Sie klingen nett, aber ich traue ihnen nicht. Ich weiß, dass sie uns nicht wirklich wollen, dass sie uns nur als Experiment sehen, als Beweis für ihre Güte. Sie wissen nicht, wer wir sind, was wir durchgemacht haben, was wir fühlen. Sie wissen nicht, dass wir nicht so sind, wie sie denken.
Wir folgen ihnen ins Innere des Schiffs und setzen uns auf die Sitze. Das Schiff hebt ab und fliegt los. Wir schauen aus dem Fenster und sehen, wie die Insel der Verlorenen immer kleiner wird. Ich spüre einen Stich in meinem Herzen. Ich weiß, dass ich hier nicht glücklich war, dass ich hier nichts zu verlieren habe. Aber es ist immer noch meine Heimat, der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, der Ort, an dem ich gelernt habe, zu kämpfen, zu überleben, zu träumen. Ich weiß nicht, ob ich hier jemals wieder zurückkommen werde, ob ich hier jemals wieder jemanden sehen werde, der mir etwas bedeutet. Ich weiß nicht, ob ich das will.
Ich schaue nach vorne und sehe, wie Auradon immer größer wird. Ich sehe die grünen Wiesen, die blauen Seen, die bunten Blumen, die glänzenden Schlösser. Ich sehe eine Welt, die so anders ist als meine, eine Welt, die so schön ist, dass es fast weh tut. Ich sehe eine Welt, in der ich nicht hingehöre, eine Welt, die mich nicht akzeptieren wird, eine Welt, die mich fürchten wird. Ich sehe eine Welt, die ich nicht kenne, eine Welt, die ich nicht verstehe, eine Welt, die ich nicht kontrollieren kann.
Ich spüre, wie die Angst in mir aufsteigt. Ich frage mich, ob ich einen Fehler gemacht habe, ob ich hierherkommen sollte, ob ich hier glücklich sein werde. Ich frage mich, was mich hier erwartet, was ich hier erleben werde, was ich hier lernen werde. Ich frage mich, ob ich mich hier verändern werde, ob ich mich hier finden werde, ob ich mich hier verlieren werde.
Ich atme tief durch und versuche, mich zu beruhigen. Ich sage mir, dass alles gut wird, dass ich das schaffen werde, dass ich das verdient habe. Ich sage mir, dass dies meine Chance ist, ein neues Leben zu beginnen, eine neue Welt zu entdecken, eine neue Seite von mir zu zeigen. Ich sage mir, dass dies mein Abenteuer ist, mein Schicksal, meine Geschichte.
Ich bin Juma, der Sohn vom großen bösen Wolf und der bösen Stiefmutter. Und dies ist der Anfang von allem.