Endlich Feierabend, zum Glück durfte ich früher gehen. Es ist Freitag der 1. Dezember 2017. Ich ziehe meine Jacke und Schuhe an, schliesse meinen Spind und gehe aus dem Kinderheim. Draussen weht ein kalter Wind und windet durch meine langen braunen Haaren und ich gehe langsam Richtung Bahnstation. Ich stelle mein Lieblingslied von KC Rebell ein, welches ich immer hörte, wenn es ein anstrengender Tag war.
"Ich laufe durch die Straßen und seh' nur Kälte in den Augen
Die Ruhe, die ich suche, finde ich nur noch hier draußen
Ich fühle mich leer, so unendlich leer
Ich fühle mich leer, ich kann einfach nicht mehr
Ich fühle mich leer, so unendlich leer
Ich fühle mich leer, ich kann einfach nicht mehr"
Der kalte Wind wehte weiterhin über den Bahnsteg, ich kuschelte mich in meinen dicken Schal, dass man nur noch meine dunkelblauen Augen sah. Den Schal welchen ich von meinem Freund bekommen habe, mit dem ich seit zehn Monaten zusammen bin und über alles liebe. Er ist unter anderem einen der Gründe wieso ich noch auf der Erde bin. Sein Lachen, seine mandelbraunen Augen, seine meist lockigen, dunkelbraunen Haaren und sein Körperbau alles an ihm war für mich perfekt. Er zog mich immer nach oben, wenn ich auf dem Boden lag.
Dann kam endlich die Bahn und ich war froh nicht mehr im kaltem Winterwetter stehen zu müssen. Die Fahrt Richtung Hauptbahnhof ging schneller als sonst den ich bekam eine Whatsapp-Nachricht von meinem Schatz,
"Hey Baby <3 Freue mich schon dich zu sehen vermisse dich unglaublich. Warte vor dem Buchladen auf dich. Liebe dich."
Ich antwortete ihm nicht, wollte mich revanchieren, weil er mich letztens erschreckt hat, als wir uns getroffen haben. Die Bahn kam am Hauptbahnhof an und ich ging beim Starbucks vorbei und bestellte zwei Chai Tea Latte. Auf dem Weg zum Buchladen trinkte ich meinen Becher leer. Ich lief Richtung Buchladen... dann blieb ich wie angewurzelt stehen, ich bekam einen Kloss im Hals, konnte nicht richtig atmen, hatte Trauer und Wut in mir. Dieser Augenblick, dieser eine Augenblick, welcher direkt ein Stich in mein Herz verursachte. Meine (gedachte) grosse und wahre Liebe küsste innig ein anderes Mädchen. Ich ging langsam auf ihn zu und dann blickte er direkt in meine Augen, welche sich mit Tränen gefühlt haben. Er jedoch blickte mich schockiert an und brachte kein Ton heraus. Ich sagte mit weinender, leiser Stimme: "Du bist echt das Hinterletzte, Joel.... Meine Liebe zu dir ist jetzt Hass geworden. Ich hasse jede Sekunde, wo ich ihn dich verliebt war..... Ich bin es zwar immer noch, aber dir je wieder voller Glück in die Augen sehen gehört nun der Vergangenheit an.... Ich hoffe nur, dass du all dies was ich dir anvertraut habe für dich behaltest und ich werde es herausfinden, wenn es nicht so ist. Werde glücklich, du Arschloch." Er sieh mir in die Augen, wo jetzt wenige Tränen hinaus fliessten. Er erwiderte mit bebender Stimme "Ich habe jede Sekunde mit dir genossen und ich liebe dich, Jessi. Bitte vergebe mir diesen Fehler. Ich will dich nicht verlieren..." Ich schaute ihn nur an, gab ihm den Kaffee in die Hand, welcher ich eigentlich lieber über ihn schüttete aber es nicht machte, was ich jedoch machte war eine 180 Grad Drehung und lief weg, mir stossen die Tränen nur so hoch, aber ich schluck sie runter wie immer in den letzten Monaten.
Ich ging ein Stockwerk am Hauptbahnhof runter in den Alkoholladen und kaufte mir aus reiner Gewöhnungssache, wie jeden Freitag. Ich kaufte eine Flasche Vodka und steckte diese in meinen Bag.
Langsam lief ich in den Park, welcher fünf Minuten von dem Bahnhof entfernt ist. Währenddessen schrieb ich meiner Mutter eine Nachricht, dass ich noch mit Joel zusammen bin, hatte keine Lust auf irgendwelche besorgten Anrufe oder Nachrichten.
*zwei, drei Stunden später*
Mittlerweile wurde es noch kälter, es war mir aber warm, dank dem Vodka. Ich nahm die Flasche in die Hand und schaute wie viel noch drin ist. Ich dachte scheisse, sie war sozusagen leer. Ich merkte, dass ich Alkohol in meinen Körper hatte, weil mir erstens total warm war und es drehte sich alles.
Von weit her hörte ich schummrig eine Männergruppe. Ich sass auf einer kleiner Mauer, wo auf der einer Seite der Weg war, wo die Gruppe entlang lief. Auf der anderen Seite war ein Fluss. Ich hörte wie die Männer näher und näher kamen, ich erkannte, dass es drei, vier Männer sind. Als einer der Typen mich erblickte, sah ich aus dem Blickwinkel, wie er einem anderem etwas in Ohr flüsterte. Sie kamen näher zu mir, ich erkannte nun das sie zu dritt waren einer von denen fragte mich irgendwas, da ich Musik hörte verstand ich nichts. Ich nahm die Kopfhörer und fragte nach. "Bist du die Freundin von Joel?" fragte einer der Typen. Ich nickte nur ohne aufzusehen wer vor mir stand und blickte auf mein Handy.
Plötzlich hatte ich starke Schmerzen am Kopf und sah wie Scherben den Boden zierten. Ich blickte auf, sah drei maskierte Gesichter und in dem Moment kam eine Faust auf mich zu und traff mit voller Wucht mein Auge. Einer der Typen zieht mich am Arm auf die Füsse. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen. Vergebens.