Der Verlorene Pfad
In den Schatten des Abends, wenn die Sonne hinter den Wipfeln der nebelverhangenen Wälder Rados untergeht, beginnt die Stunde des verlorenen Pfades. Es ist die Zeit, in der die Grenzen zwischen den Welten dünn werden und die Seelen der Verstorbenen flüstern.
Der verlorene Pfad, bekannt als Yūshoku in der Sprache der Schatten, ist ein Ort, der nicht auf Karten zu finden ist. Er existiert nur für jene, die von tiefem Verlangen getrieben werden, die Geheimnisse des Robinblutschlosses zu ergründen. Der Pfad schlängelt sich durch den dunklen Wald, vorbei an verwitterten Statuen und unter gefallenen Bäumen hindurch, die wie gefrorene Wellen über dem Boden schweben.
Es heißt, dass der verlorene Pfad von den Geistern derer bewohnt wird, die einst versuchten, das Schloss zu erreichen, aber auf halbem Wege ihr Schicksal fanden. Ihre Seelen sind an diesen Ort gebunden, gefangen zwischen den Welten, unfähig, Frieden zu finden. Manche sagen, sie seien Wächter, die die Unwürdigen abhalten sollen, andere glauben, sie seien nur traurige Überreste vergangener Versuche, die Ewigkeit zu erlangen.
Kayada, der Vampirkönig, kennt diesen Pfad gut. Er wandelt oft hier, umgeben von der Stille der Nacht, und lauscht den Geschichten, die der Wind ihm zuflüstert. Der Pfad führt zu einem alten Tor, das mit Runen bedeckt ist und als Eingang zum Robinblutschloss dient. Nur diejenigen, die reinen Herzens sind und keine Furcht vor der Dunkelheit haben, können das Tor passieren und in die Hallen des ewigen Lebens eintreten.
Doch der verlorene Pfad ist tückisch. Er verändert sich ständig, seine Richtung ist unbeständig, und die Schatten spielen mit den Sinnen der Wanderer. Wer den Mut hat, diesen Pfad zu betreten, muss bereit sein, alles zu riskieren – denn die Belohnung ist entweder unendliches Leben oder ewige Verdammnis.
So bleibt der verlorene Pfad ein Mysterium, ein Flüstern im Dunkeln, ein Versprechen und eine Warnung zugleich. Es ist der Weg, den alle suchen, die nach Unsterblichkeit dürsten, und doch ist es ein Weg, den nur wenige zu Ende gehen.