Cameron
An jedem ersten Sonntag im Monat trifft sich meine Familie bei den Großeltern zum Mittagessen. Heute ist es wieder soweit und ich fahre mit meinem kleinen Flitzer Richtung Kio Bay, wo meine Mom und ihr Bruder aufgewachsen sind. Als Kinder haben mein Bruder Marley und ich ebenfalls viel Zeit dort verbracht. Wir haben im Garten gespielt oder waren mit Grandma Hilda – eigentlich Mathilda – oft am nahegelegenen Kio Bay Beach.
Aus dem Radio dröhnt Post Melone und ich summe mit, während ich die vergangenen sieben Tage noch einmal vor meinem geistigen Auge Revue passieren lasse. Vor genau einer Woche wachte ich in einem fremden Bett auf – rundum befriedigt und entspannt wohlgemerkt! Trotz der wunderbaren Nacht mit Noelis habe ich mich klammheimlich aus seinem Bett geschlichen. Doch statt verärgert oder schlimmer noch, in seinem Stolz gekränkt zu sein, ist er derjenige, der Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um mich noch einmal zu sehen. Bisher bin ich auf seine Avancen nicht eingegangen, was mir Kate ständig vorhält und sogar ein bisschen verschnupft deswegen ist. Sie mag Noelis anscheinend, obwohl sie ihn kaum kennt. Auf sie macht er mit seinen Besuchen in ihrem Dessous-Shop und den kleinen Geschenken für mich mächtig Eindruck. Was wiederum mich gehörig unter Druck setzt. Es muss doch eine Möglichkeit geben, ihm klarzumachen, dass er nur seine Zeit und sein Geld verschwendet. Schonend, versteht sich!
Ich biege in die Einfahrt meiner Großeltern und sehe den weißen BMW meines Dads sowie Marleys blauen Audi. Da passt mein lilafarbener Toyota so gar nicht ins Bild, aber ich bin eben ein Sparfuchs vor dem Herrn! Luxus brauche ich nicht! Das Einzige wofür ich gern mehr Geld ausgebe ist schöne Unterwäsche. Jede Frau sollte sich wohl und auch sexy fühlen, wenn auch nur für sich selbst.
Weißt du wozu dein Auto jedoch perfekt passt?, fragt mich die nervende Stimme in meinem Kopf. Zu deiner heißen Sünde!
War ja klar, dass so ein Seitenhieb kommen musste.
Grandpa Winnie kommt aus dem Garten und winkt mir zu. »Cam, mein Mäuschen. Wie geht es dir?« Er trägt eine grüne Latzhose, die an den Knien ganz matschig aussieht. Letzte Nacht hat es geregnet, also hat er irgendwo in der nassen Erde gekniet und Unkraut gezupft oder umgegraben. Das graue kurze Haar ist von dem leichten Wind ein wenig zerzaust. Irgendwie sieht er aus wie ein verrückter Professor.
Lächelnd schließe ich das Auto ab und warte bis er bei mir angekommen ist, ehe ich ihn umarme. »Hey Pops! Mir geht es gut und dir? Warst du wieder fleißig?«
Mein Großvater küsst mich auf die Wange. »Natürlich. Mir geht es auch gut, mein Engel. Ich habe mich um die Rosen gekümmert und nach dem Gemüse gesehen.«
Gemeinsam gehen wir ins Haus, wo wir eifriges Geplapper und Geklapper aus der Küche hören. Brav streife ich mir die Schuhe von den Füßen und stelle sie neben der Eingangstür ab, während Grandpa ins Bad verschwindet, um sich umzuziehen und die Hände zu waschen. Langsam folge ich den Stimmen und bleibe dann im Türrahmen stehen. Meine Mom und Grandma Hilda decken gerade den Tisch, während Dad und Marley in eine hitzige Diskussion über irgendein mathematisches Thema vertieft sind. Einen Mathematik Professor und einen Mathe- und Physiklehrer in der Familie zu haben ist nicht ganz einfach. Ich persönlich habe Mathe immer gehasst, wohingegen mein jüngerer Bruder schon von klein auf ein echter Zahlenfreak ist. Das muss er geerbt haben. Mir liegt das Analysieren mehr, kein Wunder, dass ich Psychologie studiert habe. Ganz wie Mom, die Kinderpsychologin ist.
»Hallo«, sage ich in die Runde und betrete den Raum.
Alle Köpfe drehen sich sofort zu mir und meine Begrüßung wird vierfach erwidert.
»Cameron, meine Liebe. Schön dich zu sehen.« Hilda kommt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu und ich lasse mich nur allzu gern von ihr umarmen. »Bist du wieder allein zum Essen gekommen?« Obwohl ich meine Großmutter über alles liebe, ihre kleinen Sticheleien bezüglich meines Single-Daseins gehen mir schon ein wenig auf die Nerven. So lange ist meine letzte Beziehung nun auch noch nicht her. Ich gehöre nun mal nicht zu den Frauen, die sich gleich nach einer Trennung nach etwas Neuem umsehen.
»Mhmm ...«, gebe ich kleinlaut von mir und ernte ein belustigtes Schnauben von meinem Bruder.
»Ach Süße«, sagt Hilda direkt neben meinem Ohr, »ich verstehe nicht, wo das Problem liegt. Du bist schlau, siehst toll aus und hast ein Herz aus Gold. Besser kann es ein Mann doch gar nicht treffen.«
Das sagt sie! Anscheinend sind das nicht die Hauptmerkmale, nach denen Männer suchen.
»Bedränge sie nicht«, kommt es von Grandpa, der gerade die Küche betritt und mir ein entschuldigendes Lächeln schenkt. »Unsere Cameron wird schon noch den Richtigen finden.«
Danke, forme ich mit den Lippen und löse mich langsam von Hilda.
Leicht empört wendet sich Grandma an Grandpa. »Ich bedränge sie doch gar nicht. Es ist einfach nur schade, dass so eine tolle junge Frau allein durchs Leben geht. Sieh dir Marley an. Er ist schon lange mit Avril zusammen.« Das graue Haar hat sie, wie immer, zu einen akkuraten Dutt hochgesteckt, was ihren schlanken Hals betont. Für jedes Familienessen macht sie sich ordentlich zurecht. Heute trägt sie eine weiße Bluse mit Raglanärmeln und eine dunkelblaue Hose. Wirklich schick!
Oh nein, bitte nicht schon wieder. Mein kleiner Bruder wird bei diesem Thema immer als leuchtendes Beispiel angeführt. Er und seine Liebste sind seit der Highschool ein Paar und nach wie vor glücklich. Noch dieses Jahr wollen die beiden heiraten. Jippie! Ich freue mich!
»Vielleicht hat Cam auch einfach zu hohe Ansprüche an ihren Mr. Right.« Marley zwinkert mir zu und ich möchte ihn am liebsten auf der Stelle erwürgen. Dieser kleine Klugscheißer!
»Sehr witzig«, murre ich und zeige ihm den ausgestreckten Mittelfinger.
Dad lupft tadelnd die Augenbraue. »Na na na ... keine Zickereien hier. Ich dachte aus dem Alter seid ihr doch lägst raus.«
»Er hat angefangen«, sage ich und merke selbst, wie kindisch ich klinge. Mist!
Marley, die kleine Kröte, grinst triumphierend. »Da du es nicht abstreitest, habe ich wohl recht.« Jetzt streckt er mir die Zunge heraus. Na warte, dass wirst du büßen.
Grandpa kommt an meine Seite und schlingt einen Arm um meine Mitte. »So, jetzt beruhigen wir uns alle mal wieder.«
»Ich habe jemanden kennengelernt«, platzt es aus mir heraus, ehe ich genauer darüber nachdenken kann.
Mom und Hilda beginnen sofort zu strahlen, während die anwesenden Männer irritierte Blicke tauschen.
»Ach ja, und wen?«, erkundigt sich Dad und zieht einen Stuhl unter dem Esstisch hervor, um sich zu setzen.
Marley tut es ihm gleich und klopft auf den freien Stuhl neben sich. »Komm her, Schwesterchen, und erzähl uns mehr, wir sind ganz Ohr.«
Zähneknirschend folge ich seiner Aufforderung. Shit! Nun habe ich mich mächtig in die Nesseln gesetzt. Was soll ich ihnen denn erzählen? Ich meine, das mit dem Kennenlernen an sich ist ja nicht einmal gelogen, allerdings treffe ich mich nicht mit Noelis. Wir hatten lediglich einen One-Night-Stand, was ich natürlich meiner Familie so nicht sagen kann.
»Es ist noch ganz frisch.« Ich schüttele eine Serviette aus und lege sie mir auf den Schoß. »Da gibt es noch nicht viel zu erzählen.«
Mom und Hilda bringen das Essen herüber und nehmen dann ebenfalls platz. Der Letzte, der sich zu uns gesellt, ist Grandpa.
»Na ein paar Dinge wirst du doch wohl von ihm wissen«, vermutet Grandma und lässt sich die Kartoffeln von Dad reichen. »Name, Alter, Job ... solche Dinge zum Beispiel.«
Hastig schnappe ich mir die Karaffe mit dem Eistee und gieße mir etwas in mein Glas, nur um dann einen großen Schluck zu trinken. »Klar.« Räuspernd warte ich dann, bis Mom sich etwas von der Beilage auf den Teller getan hat, damit ich die Hand nach der Schüssel ausstrecken kann. »Er heißt Noelis, ist dreißig Jahre alt und Anwalt.«
»Was für ein Anwalt ist er denn?« Marley schaut mich äußerst interessiert von der Seite an.
Mist, da muss ich passen, denn das hat mir Kate nicht erzählt. »Ähm ...«, nervös kratze ich mich an der Wange, »das weiß ich gar nicht so genau. Aber er arbeitet in der Kanzlei Fitzgeralt.« Diese klitzekleine Info konnte mir meine beste Freundin noch geben. Nicht viel, aber immerhin etwas.
Obwohl am Essenstisch keine Telefone erlaubt sind, zieht Marley sein Handy hervor und beginnt sofort darauf herumzutippen. »Mrs. Abigail Fitzgeralt ist eine versierte Strafverteidigerin. Google hat jede Menge Links zu früheren Prozessen.« Mit einem Fingertippen öffnet er einen dieser besagten Links und pfeift lautstark. »Sie arbeitet derzeit an diesem Fall von Prostitution und Freiheitsberaubung, der überall in den Medien ist.«
Dad nickt anerkennend. »Respekt. Dann hat dieser Noelis eventuell auch etwas damit zu tun, denn das ist ein großer Fall.«
»Wo habt ihr euch denn kennengelernt?«, will Hilda wissen und sieht mich lächelnd an.
Oh ja, ihr gefällt die Vorstellung von mir mit einem Anwalt. Noch ein Intellektueller in der Familie! Außer ihr sind alle in der Familie an der Uni gewesen. Onkel Gabriel hat, wie sein Vater, die medizinische Schiene eingeschlagen und ist Gefäßchirurg geworden. Er lebt und arbeitet in Auckland. Seine Frau Indiana ist Neurologin. Und auch ihre beiden Kinder, Frankie und Archer, studieren derzeit Raumfahrttechnik und Architektur. Hilda hat als Krankenschwester im Krankenhaus gearbeitet, so hat sie dann auch ihren späteren Mann Winnie kennen und lieben gelernt, der dort Kinderchirurg war.
»Ganz unspektakulär in einem Club«, antworte ich und schiebe mir dann den ersten Bissen gebratener Bohnen in den Mund.
Mom, die mir gegenüber sitzt, schmunzelt. »Auch Anwälte gehen hin und wieder feiern.«
Irgendwie bin ich mir sicher, dass Noelis öfter mit seinen Jungs auf die Piste geht. Ich meine, soweit ich weiß, sind sie alle Single und dem einen oder anderen Abenteuer nicht wirklich abgeneigt.
»Ich möchte ihn kennenlernen«, sagt Hilda entschieden und sieht mich direkt an.
Ich verschlucke mich an einer Bohne und fange heftig an zu husten. Mein Bruder klopft mir hilfsbereit auf den Rücken und ich bedanke mich keuchend.
»Wie bitte?«, frage ich mit dünner Stimme und wische mir ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.
»Ich möchte ihn kennenlernen«, wiederholt sie ihre Worte. »Dein Anwalt ist sicher ein attraktiver junger Mann und den möchte ich mir gern mit einen Augen ansehen.« Ihre grünen Augen leuchten und ihre Mundwinkel zucken belustigt.
»Wie ich schon sagte, es ist noch ganz frisch. Wir lernen uns gerade erst kennen, da wäre es noch zu früh, ihm gleich die Familie vorzustellen.« Vor Panik bricht mir glatt der Schweiß aus.
Sie winkt ab. »Ich habe nichts von der Familie gesagt. Es reicht, wenn ihr einfach mal zum Kaffee herkommt. Nur dein Großvater, Noelis, du und ich.«
Jetzt ist mein Vater derjenige, der sich verschluckt. »Er soll die Großeltern vor den Eltern kennenlernen? Das finde ich jetzt nicht angemessen, Hilda.«
»Dann wird es wohl doch ein Familientreffen, denn ich als Bruder muss den Freund meiner Schwester natürlich auch genauestens unter die Lupe nehmen.« Marley legt das Besteck zur Seite und strafft die Schultern.
Nun reicht es aber. Wenn ich nicht einschreite, wird noch Gabriel samt Familie eingeladen und im Nu haben wir ein Familien-Happening. Nein, danke! Wie soll ich allen am Ende sagen, dass es keine Beziehung gibt?
»Das können wir später immer noch besprechen, jetzt wird erst mal gegessen«, spricht Winnie ein Machtwort und ich möchte ihn am liebsten dafür knutschen.
Gehorsam nicken alle und widmen sich wieder ihrem Essen.
Eine Stunde später sitze ich zusammen mit Marley in dem Pavillon im Garten, jeder ein Eis am Stiel in der Hand, so wie früher. Wir genießen die Ruhe und lauschen dem Gezwitscher einiger Vögel.
»Wo ist eigentlich deine bessere Hälfte heute?« Avril ist in den letzten Jahren zu einer meiner besten Freundinnen geworden.
Marley kaut auf dem Holzstiel herum. »Sie ist ist bei ihren Eltern in Hamilton. Ihre Mom hat sich bei einem Sturz das rechte Handgelenk gebrochen und daher ist sie hingefahren, um ihr in den ersten Tagen zu helfen. Du kennst ja ihren Vater, der ist echt unbeholfen in Sachen Haushalt.«
Besagten Dad habe ich im Laufe der Jahre einige Male getroffen und Marley hat recht, er ist wirklich ein wenig hilflos in manchen Dingen. Arme Avril, da muss sie sich jetzt um beide Elternteile kümmern.
»Herrje, die Ärmste. Grüß sie mal ganz lieb von mir, wenn du das nächste Mal mit ihr sprichst.«
»Mach ich«, verspricht er. »Gestern hat sie sich schon ums Wäsche waschen, einkaufen und diverse andere Dinge im Haushalt gekümmert. Nebenbei muss sie das Gemecker ihrer Mutter erdulden, die ständig über ihre eigene Dummheit lamentiert und herumjammert, weil sie sich so nutzlos fühlt.«
Das kann ich mir sehr gut vorstellen und ich fühle mit Avril.
»Wie heißt denn dein ominöser Noelis mit Nachnamen? Der Name ist schon recht außergewöhnlich.«
»Fillion«, sage ich und lecke genüsslich an dem Schokoeis mit flüssigem Kern. Da mein Bruder nichts weiter sagt, schiele ich zu ihm hinüber. »Was tust du da? Kannst du das Telefon nicht mal fünf Minuten aus der Hand legen?«
»Nö, ich muss deinen neuen Freund googeln.« Ganz vertieft in sein Handy, bemerkt er meine entsetzte Miene nicht.
»Nicht nötig.«
Marleys Augen werden immer größer. »Zu spät. Ich habe etwas sehr Interessantes gefunden.« Er hält das Telefon hoch und zeigt mir das Gruppenbild von der The Seven Sins-Website. »Sieht so aus, als wenn der Herr Anwalt auch eine sündige Seite hat.«
Verdammt Scheiße!
Wie soll ich denn jetzt darauf reagieren? Mein Bruder ist nicht blöd und merkt, wenn ich lüge. Also muss ich wohl die bittere Pille schlucken und ihm die Wahrheit sagen.
Nervös nage ich auf der Unterlippe, vergesse dabei total das Eis in meiner Hand, so dass es auf meinen Oberschenkel tropft. Toll!
»Cameron, was verschweigst du mir?« Marley hat in den Lehrermodus geschalten.
»Nichts«, murmele ich und senke den Blick.
Marley legt mir eine Hand auf die Schulter. »Du lügst, Schwesterherz.«
Ach was soll's!
»Ich bin nicht mit Noelis zusammen, wir hatten nur einen One-Night-Stand miteinander.« So, nun ist es raus. Und gleich fühle ich mich zehn Kilo leichter.
Er blinzelt irritiert. »Warum hast du dann vorhin gesagt, dass es noch ganz frisch ist, wenn du ihn nicht datest?«
Genervt schüttle ich den Kopf. »Fragst du das jetzt echt?«
»Ähm ... ja?« Unsicher schaut er mich an.
»Weil ich einfach die Nase voll habe, dass mir ständig mein jüngerer Bruder mit seiner ach so glückliche Beziehung vorgehalten wird.« Angewidert von dem tropfenden Eis, werfe ich es in den kleinen Abfallbehälter unter dem Tisch und verschränke dann die Arme vor der Brust.
Marley seufzt auf. »Du weißt, dass das nicht meine Schuld ist.«
»Hmm ...«
»Ehrlich, Cam. Ich würde dir nie meine Beziehung vorhalten, um dich eifersüchtig zu machen oder so.« Mein Bruder rückt näher heran und legt mir einen Arm um die Schultern. »Nach dem was dein Ex abgezogen hat, ist es doch nur verständlich, dass du deine Wunden lecken willst. Nimm Grandma nicht so ernst, sie will nur, dass du glücklich bist. Wir wir anderen auch.«
Das ist mir durchaus bewusst, trotzdem tut es weh, wenn man als einziger Single immer so mitleidige Blicke von den anderen erntet.
»Gibt es nicht einen Shop mit dem Namen The Seven Sins? Mir ist so, als wäre ich da mal vorbeigefahren«, fragt Marley plötzlich und ich nicke stumm. »Ist er da auch selbst verkaufstechnisch unterwegs?«
»Keine Ahnung, aber er hat bei Kate im Laden Flyer des Shops vorbeigebracht.« Inwiefern die Männer sonst in den Geschäftsalltag eingebunden sind weiß ich nicht.
Marley lehnt seinen Kopf gegen meinen. »Könntest du dir denn vorstellen mit Noelis zusammen zu sein?«
»Nein.«
»Und warum nicht? Für meinen Geschmack weißt du schon viel zu viel über ihn, wenn er nur ein einmaliger One-Night-Stand gewesen ist.« Hat er sich mit Kate abgesprochen? Ach nein, das geht ja nicht, denn bis vor wenigen Minuten wusste er ja noch nichts von meiner verzwickten Geschichte mit dem attraktiven Anwalt, der gleichzeitig auch einer der Geschäftsinhaber einer Sex-Toy Firma ist.
Es wird Zeit für meine Standartantwort!
»Ich will derzeit einfach keine Beziehung!«
»Okay.« Marley klingt nicht besonders überzeugt, aber das ist nicht mein Problem.
»Versprich mir, dass du das für dich behältst, ja? Auch kein Wort zu Avril.«
Mein Bruder streckt Zeige- und Mittelfinger nach oben und fährt sich anschließend damit übers Herz. »Ich schwöre.«
»Danke!«
Die nervende Stimme in meinem Kopf ist verstummt, keine düsteren Prophezeiungen, dass ich mir mit dem Geständnis mein eigenes Grab geschaufelt habe.
Sollte ich endlich auf der richtigen Spur sein?
Ich hoffe es so sehr, denn so langsam nimmt mich die ganze Sache auch nervlich mit und das kann ich derzeit so gar nicht gebrauchen.