Als der Mond hoch oben am Himmel stand machte er sich auf den Weg. Im Wald war es seelenruhig. Die Bäume ragten in großen Schatten vor ihm auf. Sein Gewehr lag auf der Schulter, bereit zu schießen. Er spitzte die Ohren und schärfte seine Augen. Durch jeden Schritt, den der Mann machte, raschelte es unter ihm. Plötzlich bewegte sich etwas hinter den Bäumen. Es war eine dunkle Gestalt. Wie ein Schatten. Der Mann blieb wie angewurzelt stehen. Nur sein Atem war noch zu hören, der sich in weißen Wolken auflöste. Dann sah er es wieder. Ohne zu zögern rannte der alte Mann los. Er wollte das Tier nicht entwischen lassen. Nach ein paar Metern blieb er wieder stehen und lauschte angestrengt. Als er das nächste mal die Gestalt durch den Wald huschen sah, schoss er. Ohne zu zögern. Plötzlich ein lauter Schrei. Zögernd ging er auf das Tier zu, das er erschossen hatte. Er sah es an. Nichts bewegte sich. Die Zeit schien still zu stehen. Durch die Einschusswunde floss immer mehr Blut. Sie war genau über ihrem Herzen. Das Blut floss wie ein Fluss aus der Wunde. Und verteilte sich über dem Mädchen, das er erschossen hatte. Ihm wurde schlecht. Tränen brannten ihm in den Augen. Er sah noch verschwommen, wie er mit seinem Fuß Blätter über das Mädchen geschoben hatte, bevor er sich umdrehte und rannte. Rannte, bis er nicht mehr konnte. Der alte Mann hatte noch immer sein Gewehr in der Hand, als er seine Hütte erreichte. Vorsichtig lehnte der Mann es an die Wand. Er zitterte noch immer am ganzen Leibe. Der Mann ließ sich in seinen Sessel fallen und starrte. Starrte nur die Wand an. Verstört von dem, was er getan hatte. Eine Stunde. Zwei Stunden. Plötzlich ein knarren. Der Mann hielt den Atem an. Jemand war in seinem Haus. Dann ein "Klick". Das Licht war aus. Er sah einen Schatten an der Wand entlang gehen. Und plötzlich sah er nur noch das Gewehr. Das Gewehr, mit dem er das Mädchen erschossen hatte. Das Gewehr, welches er benutzt hatte. Das Gewehr, das die Tatwaffe war. Das Gewehr, das nun langsam von der Gestalt aufgehoben wurde. Das Gewehr, das sich langsam auf ihn richtete. Dann ein Schuss. Und dann kam der Schmerz direkt über seinem Herzen. Doch bevor er durch das Gewehr starb, durch dass auch das Mädchen starb, hörte er noch eine Mädchenstimme sagen »Du hast meine Zwillingschwester umgebracht. Jetzt bringe ich dich um« Und mit dem Gedanken, dass er nun so starb wie das Mädchen, verließ ihn seine Seele. Und das Mädchen stand nun in dem Haus des Jägers. Mit der Waffe in der Hand, die ihre Schwester umgebracht hatte und den alten Mann. Die Waffe, die nun ihre Fingerabdrücke oben hatte. Doch sie wusste das. Und deshalb war das letzte, was man hörte, ein dritter Schuss. Der letzte Schuss dieser Nacht.