Ich sperrte die Tür zu meiner Wohnung auf und schmiss meinen Rucksack in die Ecke des Flures. Ich hing die Jacke an die Kommode und nahm mein Handy aus der Hosentasche: Keine neuen Nachrichten. Komisch, denn sonst war ich von Nachrichten geradezu überflutet worden, sobald sich mein Handy mit dem WiFi meiner Wohnung verbunden hatte. Meine schweren Beine erinnerten mich an den langen Tag, der hinter mir lag und das einzige, woran ich noch dachte, war mein Bett. Irgendwie war alles so verdächtig ruhig. Als ob jemand mit größter Anstrengung versuchte, so lautlos wie möglich zu sein. Es war so still, dass es mir, bei aller Ruhe die ich mir vorher gewünscht hatte, etwas unwohl wurde. Ich versuchte selbst möglichst keine Geräusche zu machen und konzentrierte mich auf das Stillschweigen in meiner Wohnung. Ich wollte etwas hören, wenigstens ein Alltagsgeräusch, irgendwas, aber da war nichts. "War nun auch ich paranoid geworden?", warf ich mir selbst vor und kämpfte innerlich mit meiner scheinbar unbegründeten Angst. "Was soll schon sein?", beruhigte ich mich und ging in die Küche, da ich noch etwas hungrig war. Als ich den Kühlschrank öffnete, fiel mir sofort auf, das er alles kreuz und quer stand, das war untypisch für mich. Zwischen den ganzen angebrochenen Lebensmitteln fand ich einen Schokopudding. Auch wenn es schon spät am Abend war, süß ging immer...
Mein Gefühl sagte mir das irgendetwas anders war als sonst.
In der Besteckschublade kramend, fand ich schließlich einen kleinen silbernen Löffel. Die Schublade war total unordentlich, genauso wie der Kühlschrank es war, und ich warf mir vor, schon lange nicht mehr aufgeräumt zu haben. Überhaupt war es in der ganzen Wohnung ziemlich unordentlich. "Wieso eigentlich?", fragte ich mich und sah mich in der Küche um.
Als ich zum Tisch blickte blieb mir der Atem stehen.
Der Löffel glitt aus meiner Hand und Klirren gällte durch die unerträgliche Stille. Ich war zusammengezuckt und starrte mit aufgerissenen Augen auf den Tisch. Jemand hatte das Fleischmesser genommen und damit einen kleinen Notizzettel in den Tisch genagelt. Ich konnte weder schreien, noch laufen, so verkrampft war ich vor Angst.
Noch immer starrte ich verstört auf das in den Tisch gerammte Messer. Jemand musste es mit voller Wucht in die Holzplatte gerammt haben. Der weiße Notizzettel war von der breiten Klinge genau in der Mitte durchstochen worden. Als ich mich auch nur ansatzweise zusammenreißen konnte, sah ich die mit schwarzem Filzstift geschriebene Nachricht:
- DU BIST ZU WEIT GEGANGEN-