Nach der Hochzeit von Aschenputtel und ihrem Prinzen wurde getanzt und gefeiert und jedermann im Lande war dazu eingeladen. Eines Tages aber geschah es, das aufgrund einer anhaltenden Dürre, eine große Hungersnot unter der Bevölkerung ausbrach und die Leute sich sämtlich an den König wendeten und ihr Leid klagten, um ein paar Dukaten und einen Bissen Brot zu erbitten. Der König aber indes blieb hart und ließ sich auch durch die Fürbitten seines Sohnes nicht erweichen. „Wenn wir jeden dahergelaufenen Tagesdieb etwas abgeben, was bleibt uns dann noch?“, sprach der König. Der Prinz aber hatte ein weiches Herz und beschloss ohne Einverständnis des Vaters heimlich Gold aus der königlichen Schatzkammer und Brot für die hungernde Bevölkerung zu verteilen. Da das Elend aber groß war schwand nach und nach fast aller Besitz und der Prinz geriet in große Erklärungsnot. „ Was mach ich nur? Wie erkläre ich das dem Vater?“. In seiner Not seufzte er und raufte sich seine Haare. Der König indes als er davon erfuhr, wurde sehr zornig und schrie das davon der ganze Hof erbebte und die Bediensteten sich die Ohren zuhielten. „Wie konntest du es nur wagen, mich deinen Vater und König so zu hintergehen! Nicht länger sollst du in diesem Lande weilen! Geh hinfort, ich mag dich nicht mehr leiden! Von nun an bist du vogelfrei!“ All den Kummer und das Leid klagte der Prinz seinem Aschenputtel und sie weinten beide bitterlich. „Nimmer kann ich dich mitnehmen, du sollst hierbleiben, mein Liebchen und hab gut Acht wenn ich bald wiederkomme und meine Ehre wiederhergestellt ist.“, so sprach der Prinz. Das Aschenputtel wollte ihn in ihrer Verzweiflung festhalten, doch er rieß sich los, stieg hoch zu Pferd und ritt schnell von dannen. Auf den Frühling folgte der Sommer, der Herbst und der Winter, die Jahreszeiten gingen und vergingen, doch der Prinz kam nicht wieder. In ihrer Not wandte sich das Aschenputtel an eine Hellseherin, die auf den Hof beordert wurde und wusste zu berichten: „Der Königssohn, ist in den dunklen Zauberwald geritten. Große Schätze sollen dort verborgen sein, aber mancher Abenteurer und mutige Ritter, der sein Glück versucht hat, ist dort nimmer rausgekommen.“ Da das Aschenputtel, aber mit Mut gesegnet war, zögerte es auch nicht lange, verabschiedete sich noch von all ihren Lieben und verließ schnell den Hof. Der König aber der heimlich gelauscht hatte, rieb sich vor Freude die Hände und beschloss ebenfalls, in Begleitung einiger Ritter, den besagten Wald aufzusuchen. Nachdem sie Tag und Nacht geritten war und viele Länder durchquert hatte, fand sie am äußersten Ende der Welt den dunklen Zauberwald. Es graute ihr, da der Wald sich bis an den Horizont erstreckte und die Bäume wie dunkle Wegweiser in den Himmel ragten. Auch drangen aus dem inneren Forst düstere Laute, die sie erschauern ließen. „ Mein Herz ist stark, wenn ich an dich denke. Keine Gefahr ist mir zu groß. Will nicht wanken, solange bis ich dich wieder in meine Arme schließ. So sprach sie sich Mut zu und drang tief in den Wald vor. Es dauerte aber nicht lange, bis sie die Orientierung verlor und nach tagelangem Ritt, erschöpft auf dem Pferd einschlief. Als sie langsam wieder aufwachte, hörte sie wie etwas vor sich hin schimpfte. Aber auch bei genauerem Hinsehen konnte sie nichts erkennen. Ringsum waren Totholz, Gebüsch und dicht an dicht standen die Bäume. Plötzlich knackte es im Unterholz und ein Farnwedel wurde geschüttelt und gerüttelt. „Hallo, hier unten! Du dummes Menschenkind! Du kommst in den Wald, trampelst mit deinem Pferd alles nieder, machst die Tiere scheu und und…..“ Als sie jetzt auf den Boden blickte, stand da vor ihr ein kleines Männchen, das die Arme verschränkt hatte und sie mit einem griesgrämigen Blick bedachte. Beinahe hätte Aschenputtel laut aufgelacht, da der Anblick wirklich zu komisch war. Die Hose war mit einem schmalen Gürtel über dem dicken Bauch verknotet, darüber war es mit einem Purpurmäntelchen gekleidet. Den winzigen Kopf dagegen zierte eine Zipfelmütze, die fast bis zum Boden reichte. „Hallo kleiner Mann, vielleicht kannst du mir helfen. Ich suche meinen Gemahl, den Prinzen.“ „Ja da ist vor langer Zeit jemand vorbeigekommen, völlig zerzaust, zerlumpt und so richtig wie ein Prinz sah der nicht mehr aus.“, kicherte das Männchen jetzt schon besser gelaunt. „Wo ist er jetzt? Sag mir bitte wo er ist?“ Bitte, bitte lieber Zwerg. „Ah du liebst ihn wohl sehr. Leider wird dir das nichts mehr nützen. Der Herr des Waldes hat ihn in Stein verwandelt. Geh hinfort solange du noch kannst, sonst ereilt dich dasselbe Schicksal. Ich habe dir bereits zu viel gesagt.“ Es blickte plötzlich ganz ängstlich drein und verschwand so schnell wie es gekommen war. Aschenputtel aber gab dem Pferd die Sporen und ritt weiter. Ihr Erstaunen und ihre Verwunderung jedoch wurden immer größer, je weiter sie vordrang, denn es begegneten ihr einige sehr wunderlich anzusehende Wesen. Goldglänzende Vögel , die durch die Luft schwirrten, Glühwürmchen die funkelten und leuchteten das es eine Freude war, kleine geflügelte Elfen die leise wisperten und scherzend und sich trollend im Dunkel verschwanden und da und dort knisterte es im Totholz, als ob dort noch andere Kreaturen verborgen wären. Da öffnete sich der Wald plötzlich und sie kam auf eine große Lichtung, wo ein großer Felsblock stand, der ringsum von menschenähnlichen Statuetten gesäumt war. Inmitten dieses Steines war ein hölzernes Tor eingelassen. Was verbarg sich dahinter? Neugierig ging sie darauf zu, als sie hinter sich ein großes Getöse und Gepolter hörte und der König samt Gefolge herbeistürmte. „Packt sie!“ befahl der König und augenblicklich wurde sie von ihrem Pferd gerießen und festgehalten. „ Dahinter ist sicher der Schatz. Da muss er sein.“ Er rüttelte und schüttelte an dem Tor, aber bekam es nicht auf. „Na los, helft mir doch!“, schrie der König jetzt. Aber es half alles nichts. Das Tor blieb verschlossen. Wie aus dem Nichts, ging das Tor plötzlich wie von selber auf und eine grün gekleidetes uraltes Männlein, mit goldenem Zepter tauchte dahinter auf. „Was wagt ihr es mich hier zu stören! Ich bin der Herr des Waldes und das ist mein Reich!“ „ Lieber Herr des Waldes, ich bin auf der Suche nach Gold. Könnt ihr mir sagen, wo ich es finde?“ Der Herr des Waldes schwang seinen Stab, hielt aber dann inne und rieb sich mit der Hand über sein Kinn und seinen langen Rauschebart. „Eigentlich sollte ich euch gleich in Stein verwandeln, doch ihr bekommt eine letzte Chance. „Folgt mir!“ So gingen der König und der Herr des Waldes hinein in eine unterirdische Schlucht. Immer tiefer und tiefer, ging es bergab und der Weg schien scheinbar kein Ende zu nehmen. Bald darauf kamen sie aber an eine Kammer und als der König eintrat funkelte und glitzerte es aus aller Richtung, sodass er schier geblendet wurde. Der Goldschatz war gar unermesslich und stapelte sich bis an die Höhlendecke.
Da war der König nicht mehr zu halten, stürmte hinein, packte das Gold mit beiden Händen und ließ es sich über den Kopf rieseln. Dabei jauchzte und lachte er wie ein Verrückter und vergaß dabei das Männlein, ganz und gar. Das sprach zu dem König: „Euer Sohn ist auch hier und wartet auch euch. Ihr könnt aber nicht beides mitnehmen. Entweder ihr nehmt euren Sohn mit oder das Gold, entscheidet euch.“ Da brauchte der König nicht lange zu überlegen.
„Das Gold nehme ich, das Gold, meinen Sohn überlass ich eurer Obhut“, sprach der König und in seinen Augen funkelte die Gier. „Sowohl den. So soll es sein“ Kaum jedoch hatte es das verkündet, verwandelte sich der König in einen Stein und stand neben all den anderen Unglücklichen. Nun war das Aschenputtel an der Reihe und als sie in die Kammer ging seufzte sie schwer. „Ach liebes Männlein, was interessiert mich der ganze Goldschatz, ich will meinen geliebten Mann, mein Herz wieder zurückhaben.“ „Ich sehe du hast ein reines Herz, bist voller Mut und sehr tapfer. „Nehmt den Prinzen wieder mit. Nicht länger soll er Stein sein. Weil ihr mir so gefällt schenke ich euch das Gold noch obendrauf.“ So sprach das Männlein und verschwand. Der Prinz aber verwandelte sich wieder in einen Menschen und sie fielen sich beide um den Hals und herzten und küssten sich, dass es eine Freude war.
So kehrten das Aschenputtel und der Prinz mit großem Reichtum nach Hause zurück und verteilten ihr Geld mit vollen Händen an die geschundene Bevölkerung.
Es blieb aber noch so viel, dass sie nie um ihr Auskommen fürchten mussten. So lebten sie glücklich und zufrieden und regierten als König und Königin, so weise und gerecht, dass sie in der Bevölkerung und weit darüber hinaus äußerst beliebt waren.
Und wenn sie nicht gestorben sind so leben sie noch heute.