Ich seufze. Wie lange muss ich hier noch an stehen? Die Schlange im Starbucks ist echt lang. Vor mir stehen noch etwa drei Leute, die genau so genervt aussehen wie ich. Ich werfe einen Blick auf meine Armband Uhr. Es ist bereits ein Uhr. Ich habe mich um halb eins hier angestellt und stehe jetzt immer noch an.
Nach weiteren zehn Minuten habe ich nur noch eine Frau vor mir, die gerade ihre Bestellung beendet hat. Sie tritt zur Seite und macht mir Platz, sodass ich meine Bestellung aufgeben kann:"Ein Cappuccino und ein belegtes Brötchen bitte." Ich zeige auf ein belegtes Brötchen mit Käse, Tomatenscheiben und Ei. Der Verkäufer nickt und ich trete, genau wie die Frau vor mir vom Tresen weg, sodass die Person hinter mir bestellen kann, während ich warte.
Es dauert nicht lange, bis meine Bestellung fertig ist und ich bezahlen kann. "Das macht dann 6, 50 Dollar", sagt der Verkäufer und ich gebe ihm das Geld. Dann stecke ich mein Portemonnaie zurück in meine Tasche und nehme meine Bestellung in die Hände. Dann trete ich wieder auf die Straße hinaus. Das Starbucks befindet sich in der Nähe des Central Parks und ich entscheide mich dazu mich auf eine Parkbank zu setzen. Dann krame ich eine Zeitung aus der Tasche, die ich an einem Kiosk auf der 5th Avenue gekauft habe. Auf der Titelseite ist ein großes Bild von einer Frau und einem Mann auf einer Bühne zu sehen und darunter steht:"Heute startet das neue Broadway Musical." Ich kenne diese Stars nicht, was wohl daran liegt, dass ich noch nie in einem Musical war und mich eigentlich auch nicht so sehr dafür interessiere, aber wenn mich jemand einladen würde, würde ich auch nicht ablehnen. Die Seite danach ist relativ langweilig, aber dann werde ich plötzlich stutzig. Auf der dritten Seite ist ein Bild von meinem Vater zu sehen und darunter steht:"Neuer Geschäftsführer bei Andrews Industries." Auf dem Bild ist mein Vater zu sehen, der seinen neuen Geschäftsanzug trägt, den wir gestern zusammen in einer Boutique gekauft haben. Ich beginne den Artikel unterhalb des Bildes zu lesen.
"Bei Andrews Industries gibt es jetzt einen neuen Geschäftsführer. Joachim Andrews tritt jetzt seinen Chefposten an seinen Sohn Peter Andrews ab, der jetzt also das Geschäft übernimmt. Laut Mr Andrews ist er gestern mit seiner Tochter in seiner neuen Wohnung in New York eingezogen und hat heute seinen ersten Arbeitstag begonnen: 'Ich bin wirklich froh die Firma meines Vaters übernehmen zu dürfen. Auch meine Tochter war überglücklich als ich ihr davon berichtete, da wir dank meines bisherigen Jobs ziemlich oft um ziehen mussten. Allein in den vergangenen zwei Jahren haben wir in elf Städten für ein paar Monate gewohnt. Für meine Tochter Bethany ist es ebenfalls schön hier leben zu dürfen, da wir hier endlich bleiben können und sie die Chance hat richtige Freunde zu haben, hier zur Schule zu gehen und zu studieren. ' Jetzt ist die einzige Frage, wie es mit Andrews Industries weiter geht und ob wir noch mehr über Mr Andrews Tochter Bethany Andrews erfahren werden."
Als ich zu Ende gelesen habe, bin ich geschockt. Wir sind erst seit gestern hier und schon gibt es einen Artikel über mich und meinen Vater. Zwar stimmt es, dass mein Vater jetzt Großvaters Firma übernimmt, aber ich hätte nicht gedacht, dass direkt so ein Wirbel um uns gemacht wird. Ich seufze, falte die Zeitung zusammen und packe sie in meine Tasche. Dann beiße ich in das belegte Brötchen und nehme einen Schluck von meinem Starbucks Cappuccino. Es schmeckt köstlich und ich stelle meinen Cappuccino neben mich auf die Bank. Ich lasse meinen Blick durch den riesigen Central Park wandern und beobachte die Leute, die hier herum laufen. "Piep", ich höre den gewohnten SMS-Klingelton meines Handy und krame es aus meiner Tasche. Ich entsperre mein Handy und lese was in meiner Benachrichtigungsleiste steht.
Eine Nachricht von 'Papa'.
Ich öffne den Chat von meinem Vater und lese die Nachricht.
Papa: Hey, Mäuschen. Wie läuft's bei dir? Was machst du hier?
Ich: Hi, Papa. Ich bin gerade im Central Park. Ich war bei Starbucks und habe mir Frühstück geholt.
Papa: Hmm, das klingt gut. Was hast du heute noch so vor?
Ich: Ich wollte noch ein bisschen durch New York City schlendern und mir die Stadt ansehen. Wann kommst du heute denn wieder?
Papa: Erst ganz spät. Etwa gegen zehn Uhr. Verlauf dich aber bitte nicht in der Stadt.
Ich: Keine Angst, ich habe mir einen Stadtplan gekauft.
Papa: Na dann muss ich mir ja keine Sorgen machen. Hast du heute schon die Zeitung gelesen?
Ich: Ja, da war ein Artikel über dich und die Firma.
Papa: Ja, ich weiß. Als ich gestern kurz mit deinem Opa in der Firma war, waren ein paar Journalisten, die mich Interviewen wollten. Stört dich das?
Ich: Nein, schon gut. Ich war nur etwas überrascht.
Papa: Na dann ist ja gut. Ich muss jetzt leider weiter arbeiten. Bis heute Abend dann.
Ich: Ja, bis heute Abend. Ich habe dich lieb.
Papa: Ich dich auch, Schatz. Wollen wir heute Abend noch einen Film gucken?
Ich: Ja, klar. Tschüss!
Papa: Tschüss!
Ich sperre mein Handy wieder und verstaue es wieder in meiner Tasche. Das Baguette habe ich mittlerweile aufgegessen und erhebe mich von der Parkbank. Es hat angefangen zu tröpfeln und ausgerechnet heute habe ich meinen Regenschirm vergessen. Na super, meine Jacke hat noch nicht einmal eine Kapuze. Zum Glück ist unsere Wohnung nicht weit von hier entfernt. Unsere Wohnung liegt relativ zentral und ich habe laut meines Vaters nur einen elf minütigen Fußweg zur Schule. Laut Papa gehe ich auf die 'Browning School'. Ich war schon auf vielen Schulen, hasse es aber trotzdem 'Die Neue' zu sein. Wirklich lange war ich auf einer Schule nur in meiner Heimatstadt Seattle, wo ich mit meinem Vater gewohnt habe, bevor meine Mutter gestorben ist. Sie starb als ich gerade einmal vierzehn Jahre alt war, doch mittlerweile kommen ich und mein Vater ziemlich gut damit klar. Ich erhebe mich von der Bank und renne durch den Regen, da ich keine große Lust habe klitsch nass zu werden. Es ist kalt und der Regen durchnässt meine Kleidung. Ich halte meinen Cappuccino in meiner eiskalten Hand. Die Regentropfen laufen an meiner Stirn runter und das Sehen wird mir sehr schwer gemacht. Ich kann fast nichts mehr sehen und muss der Menschenmasse ausweichen, doch ich schaffe es nicht allen auszuweichen und letztendlich laufe gegen jemanden. Mein Cappuccino Becher fällt mir aus der Hand und der Cappuccino ergießt sich auf das weiße T-Shirt der Person, mit der ich zusammen gestoßen bin. Ich hebe den Kopf und ich mustere die Person. Es ist ein Junge mit dunkelbraunen zerzausten durchnässten Haaren und leuchtend grünen Augen. Regentropfen laufen ihm übers Gesicht. Eine seiner dunklen Augenbrauen hat er in die Höhe gehoben und er hat ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Auf seinem weißen T-Shirt ist ein brauner Cappuccino Fleck. Ich bringe ein:"Oh, das tut mir echt leid. Ich bin so tollpatschig" hervor und reibe unbeholfen an dem braunen Fleck, was es nur noch schlimmer macht. Er rollt mit den Augen:"Du machst es nur noch schlimmer. Lass es einfach." Er versucht sich an mir vorbei zu schieben, aber ich versuche ihn fest zu halten. Er scheint nun doch ziemlich wütend zu sein. Nach einigen Versuchen schafft es sich aus meinem Griff zu befreien und ich renne hinter ihm her:"Hey, warte. Wie heißt du?" Er bleibt ruckartig stehen:"Jackson White und du,Kleine?" Kleine!? Ich weiß zwar, dass ich nicht die Größte bin, klein bin ich aber auch nicht."Ich heiße Bethany Andrews und ich bin nicht klein. Ich bin 16", antworte ich. Er lacht und winkt ein Taxi an den Straßenrand:"Hab ich doch gesagt. KLEIN." Dann steigt er in das Auto, steckt dem Taxifahrer Geld zu und das Taxi fährt los. Ich stehe fassungslos am Straßenrand und starre dem Taxi hinterher. Meine Kleidung ist komplett durchnässt und meine Haare triefen vor Wasser, doch das ist mir total egal. Ich habe noch nie einen so nervigen und gleichzeitig so heißen Typen getroffen. Wieso müssen die heißen Typen immer so einen scheiß Charakter haben?