Ich höre Schritte auf dem Holzboden meines Zimmers. Ich drehe mich um. Es ist Jackson. Wer auch sonst?! "Was willst du, Jackson?", frage ich angespannt. Es stört mich nicht, dass er hier ist. Ich bin einfach nur angespannt, wegen der bevorstehenden Situation. Wir werden zum Schwarzmarkt fahren, um dort die Krone zu stehlen. Den Ort kenne ich ja. Was mir wirklich Angst macht ist, dass wir entdeckt werden könnten. Schließlich sind die Hunter für ihre Skrupellosigkeit bekannt. Er hebt beschwichtigend die Hände:"Entspann dich." Ich fasse mir an den Kopf:"Entschuldigung. Ich bin nur etwas angespannt." Er grinst und kommt auf mich zu:"Schon gut. Das kenne ich. War bei mir am Anfang auch so." Ich nicke mit gemischten Gefühlen. Wahrscheinlich ist es normal, dass ich Angst habe. Er breitet seine Arme beschützerisch aus. Ich wäre ihn ab. "Was ist?", fragt er verwundert und lässt die Arme sinken. "Ich will nicht, dass wieder jemand einfach rein kommt und irgendwas falsch versteht. Ich will heute nicht noch mehr Tote begraben. Ein Begräbnis pro Tag reicht mir persönlich." Er versucht zu schmollen:"Ich kann doch nichts dafür wenn uns Wölfchen alles falsch versteht." Ich verschränke meine Arme vor der Brust:"Ich hätte an seiner Stelle auch nicht anders gedacht." Am liebsten hätte ich noch hinzugefügt:"Dein triumphierender Gesichtsausdruck hat auch nicht dazu beigetragen, dass er es richtig versteht, was wir tun." Er schaut mich neutral an und hält mir eine schwarze Jacke hin:"Zieh die an." Ich nehme die Jacke entgegen. Als ich ihm die Jacke aus der Hand genommen habe, dreht er sich auf dem Absatz um und verlässt mein Zimmer. Ich starre ihm verwirrt hinterher. Was war das denn jetzt?
Das Auto hält auf dem Parkplatz. Ich schaue aus dem Fenster. Hier stehen nicht viele Autos. Das kann ich aber auch verstehen, wenn man bedenkt, dass wir uns gerade auf irgendeinem Parkplatz im Nirgendwo befinden. Vor uns ragt ein großes verlassenes Haus auf. Es besteht aus schwarzem Gestein und einem genau so schwarzen Reetdach. Wir steigen der Reihe nach aus. Luke ist nicht dabei. Er hat sich aber gemeldet und uns mitgeteilt, dass er noch nichts Neues über den Verbleib der Oros heraus gefunden hat. Jackson schließt das Auto ab. Wir beginnen uns nach einem geeigneten Eingang um zu sehen.
Ich gehe um das Haus herum. Zwischen den Steinen wächst bereits etwas Moos hervor. Wie lange ist dieses Haus denn nun schon verlassen und wieso wurde es noch nicht abgerissen? Die Menschen wissen ja nicht, dass sich hier der Eingang zum Schwarzmarkt verbirgt. "Ich glaube ich habe den Eingang gefunden", ruft Matt von links. Ich laufe schnell zu ihm. Die Anderen stehen auch schon bei ihm. "Eingang würde ich das nicht nennen", gebe ich zu. Der "Eingang" besteht aus einer halben Holztür, die schon ziemlich morsch zu sein scheint. "Geht mal zur Seite", bittet Jackson. Wir treten einige Meter zur Seite. Jackson zerstört mit einem Tritt die Tür. Wir sehen uns an. Ich scheine nicht die Einzige zu sein, die Angst hat. Auch in Kayas Blick schwingt etwas Angst mit. "Wer geht vor?", fragt Matt. Als sich Keiner von uns freiwillig meldet, hebe ich die Hand:"Ich mach das." Kaya schaut mich überrascht an und versucht mir mit einem Blick klar zu machen, dass ich lieber nicht als erste gehen soll. Ich ignoriere ihren Blick. Ich ducke mich leicht und klettere durch den kleinen Eingang.
Drinnen riecht es nach Schimmel und Erde. Ich sehe mich um. Es ist gar nicht so dunkel wie gedacht. Durch einige mit Holzbrettern verrammelte Fenster, fällt Sonnenlicht. "Geht es dir gut?", fragt Kaya besorgt. Jackson spät in den Eingang hinein. Ich drehe mich zu den Anderen um:"Ja alles ok. Ihr könnt rein kommen." Die Drei treten vorsichtig hinein. "Wie kommen wir jetzt auf den Schwarzmarkt?", frage ich ratlos. Kaya schaut die Jungen etwas enttäuscht an:"Ihr habt ihr nicht erklärt, was wie wir auf den Schwarzmarkt kommen?" Die Beiden schütteln ertappt den Kopf. Kaya seufzt:"Immer muss ich alles selbst machen." Matt und Jackson beginnen sich in der kleinen Hütte um zu sehen, während Kaya mir alles zu erklären beginnt:"Hier irgendwo befindet sich ein Portal. Durch dieses Portal müssen wir gehen, um auf den Markt zu kommen. Alles kann das Portal aktivieren, also sollten wir möglichst schnell anfangen zu suchen." Ein Portal? Das ist ja spannend. Ich habe davon immer nur in irgendwelchen Fantasybüchern gelesen und nicht erwartet, dass es so etwas wirklich gibt. Wieso fahren wir denn dann immer mit dem Auto und benutzen kein Portal? "Ok, dann sollten wir schnell anfangen zu suchen. Ich such dort", ich zeige auf eine Ecke in der sich ein Schrank und ein Schminktisch befinden. Kaya nickt und geht zu einer anderen Ecke.
Nachdem ich zehn Minuten gesucht habe, lasse ich mich auf den Stuhl vor dem Tischchen sinken und betrachte mich im Spiegel. Meine dunkelbraunen Haare habe ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Über meinem schwarzen T-Shirt, trage ich die Jacke, die Jackson mir gegeben hat. Wir tragen alle schwarz. So wirken wir unauffälliger. Heute leuchten meine Augen nicht so unheimlich. Nach einer Zeit suche ich weiter. Schließlich will ich nicht den ganzen Tag in diesem Haus verbringen. Ich widme mich dem staubigen Schrank. Die Türen klemmen, doch mit einer starken Krafteinwirkung, schaffe ich es jedoch die Flügeltüren zu öffnen. Darin befinden sich einige Kleidungsstücke in Kleidersäcken. Ich schiebe einen Sack zur Seite. Heraus fliegen einige Motten. Ich schrecke zurück und lass den Sack los:"Ihh, das ist ja widerlich." Matt kommt zu mir und zieht die Kleidungsstücke nochmal zur Seite. Dann beginnt er das Holz des Schrankes, welches durch die Kleider verborgen wurde, abzutasten und dagegen zu klopfen. "Was machst du da?", frage ich verwirrt. Keine Antwort. Auch Jackson und Kaya treten zu uns. Auf einmal reist Matt das Holz einfach ab.
Plötzlich verschwindet der Schrank und wird durch ein hellblau leuchtendes Portal ersetzt. Ich starre darauf. "Gut gemacht", lobt Kaya. Ich kann meinen Blick nicht von dem blauen Wirbel abwenden. Kaya hält mir ihre Hand hin. Ich nehme sie. Jackson nimmt meine andere Hand. Matt hält Kayas andere Hand. Zusammen gehen wir auf das Portal zu und treten hinein.