Achtung! Dieses Kapitel könnte einige von euch zerstören!
Die Hände auf meinen Bauch gelegt, liege ich auf dem Bett und starre an die Decke. Schon seit etwa einer halben Stunde plagt mich ein leichter Hunger. Ich habe darüber nachgedacht, was ich jetzt tun soll. Nichts trinken und sterben oder das Blut einer anderen Person trinken und ein Vampir werden? Das ich wohl eine der schwersten Entscheidungen in meinem Leben. Wenn ich wieder sterbe, verliere ich nicht nur mein Leben, sondern verletze Jeden. Meinen Vater, meine Freunde und meine Großeltern. Ich würde all diesen Menschen das Herz brechen und ihnen auch die Zukunft, sowie die Hoffnung, die ich ihnen gegeben habe, zerstören. Sie halten mich für wichtig und denken, dass ich ihnen helfen kann den Kampf gegen die Dämonen zu gewinnen. Außerdem will ich meinen Bruder näher kennen lernen. Ich habe ihn gerade erst kennen gelernt. Er hat zwar gegen mich gekämpft, doch ich bin mir sicher, dass er nicht so böse geboren wurde. Jemand hat ihn böse gemacht, aber ich bin mir sicher, dass dies sich noch ändern lässt. Ich muss ihn doch retten oder? Ist das nicht meine Pflicht als gute Schwester? Ich hatte zwar noch nie Geschwister, doch ich denke, dass ich die Aufgabe habe mich um ihn zu kümmern.
Plötzlich klopft es an meiner Zimmertür. Ich drehe meinen Kopf in die Richtung aus der das Geräusch kam und warte darauf, was passiert. “Beth?“, fragt Jemand hinter der Tür. Ich erkenne die Stimme wieder. Es ist Matt, doch im Gegensatz zu heute Morgen, klingt er geknickt und schüchtern. In seiner Stimme liegen Leid und Schmerz. Was will er hier? Ich dachte er hasst mich, weil ich jetzt zu einem Monster geworden bin. “Was willst du?“, frage ich laut und klinge dabei gemeiner als gewünscht. Daraufhin ist erst gar nichts zu vernehmen, doch dann vernehme ich seine Stimme wieder, dieses Mal aber deutlich leiser, von der anderen Seite der Tür:“Darf ich bitte rein kommen?“ “Wieso?“, frage ich nun ein wenig freundlicher. “Weil ich mit dir reden möchte“, erklärte er nun erheblich verzweifelter und fügt dann noch ein “Bitte“ hinzu.
Ich verdrehe kurz die Augen, lenke dann aber ein:“Na gut. Komm rein.“ Sofort wird die Türklinke herunter gedrückt und der braunhaarige tritt hinein. “Aber nur ganz kurz“, ermahne ich. Er nickt schnell und setzt sich neben mir aufs Bett.
Erst starre ich weiter an die Decke, während er den Mund hält, doch dann entscheide ich mich dazu es ihm nicht so schwer zu machen und setze mich neben ihn. Immerhin kann ich seinen Schock ja verstehen. Seine Reaktion war ja genau die Gleiche wie meine am Anfang. Er hat mich für tot gehalten und dann plötzlich erfahren, dass ich noch am Leben bin, aber als sein Feind. Als ein Vampir! Als Jemand, der das Blut von unschuldigen Menschen trinken muss, um selbst zu überleben. Jemand dessen Spezies mit Matts eigener Spezies schon lange verfeindet ist. Zwar verstehen die Vampir und die Werwölfe in New York sich, dadurch, dass Luke sich um Matt und Jackson kümmert, ganz gut, doch Kaya hat mir einmal erzählt, dass es nicht überall so ist.
In diesem Moment wird mir klar, dass Matt und Jackson sich nicht nur so schlecht verstehen, weil es Matt von Jacksons und Jackson von Matts Charakter genervt ist, sondern auch weil ihre Spezies verfeindet ist. Das war mir vorher noch nie klar.
“Schau mich bitte an Beth“, bittet er freundlich und sehr respektvoll. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich die ganze Zeit über auf einen Fleck neben seinem Gesicht gestarrt habe. Wieso tue ich das? Will ich ihn etwa für sein Verhalten einige Stunden zuvor strafen?
Schnell sehe ich ihm in die Augen und nicke:“Also was willst du?“ “Mich entschuldigen“, gibt er zurück:“Es war nicht okay wie ich mich verhalten habe. Sicher hast du dir das alles auch nicht ausgesucht. Das ist alles nur so schrecklich viel auf einmal gewesen.“ “Denkst du für mich nicht?“, empöre ich mich:“Ich war TOD!“ Er nimmt meine Hand:“Ja, das weiß ich und könnte ich die Zeit zurück drehen, würde ich dafür sorgen, dass es niemals dazu gekommen wäre, aber das kann ich nicht.“ Ich nicke:“Ja, ich weiß.“ “Aber ich kann dich unterstützen und dir helfen. Ich kann dir helfen mit deinem neuen Leben zu recht zu kommen und dich so akzeptieren wie du bist. Als ein Vampir!“ “Ein Hybrid. Ich bin nach wie vor ein Hybrid, Matt. Ich trage auch Werwolf DNA in mir“, stelle ich klar. Seine Miene hellt sich sofort ein wenig auf. Das hatte er wohl vergessen. Auch ich kann ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken. Ich kann ihm einfach nicht böse sein, doch dann erstirbt mein Lächeln und ich wende meinen Blick ab.
Aus dem Augenwinkel sehe ich wie sich Matts Augenbraue in die Höhe erhebt:“Was ist los, Beth? Habe ich etwas Falsches gesagt?“ Ich schüttele den Kopf, sehe ihn aber trotzdem nicht an. Nein, er hat Nichts falsch gemacht. “Sag mir was los ist“, bittet er und legt seine Hände an meine Wangen. Dann dreht er mein Gesicht sanft zu sich zurück. Ich unterdrücke die Tränen. Es fällt mir so schwer die Worte aus zu sprechen, doch ich öffne den Mund und sage es:“Ich habe mich noch nicht entschieden, Matt.“ “Wie meinst du das?“, fragt er perplex. Er scheint nicht viel über die Vampire und wie man zu so einem Wesen wir, zu wissen. “Weißt du wie die Verwandlung von statten geht?“ Wie erwartet schüttelt er ratlos den Kopf, woraufhin ich ihm das erkläre, was auch Jackson mir erklären musste:“Ich bin noch kein Vampir.“ “Nicht?“ “Nein, ich muss mich entscheiden. Ich kann entweder das Blut eines vollkommen unschuldigen Menschens trinken und zum Vampir und Mörder werden oder…“ Ich mache eine kurze Pause, da ich erst nochmal meinen ganzen Mut zusammen nehmen. In meinem Bauch zieht sich alles zusammen und meine Kehle ist wie ausgetrocknet, doch ich mache weiter, während Matt mich gespannt anstarrt:“…oder ich trinke kein Blut und sterbe wieder.“ Er lässt die Luft geräuschlos aus seinen Lungen entweichen. In seinem Gesicht ist ganz klar die Unschlüssigkeit zu erkennen.
Ich hätte es auch besser gefunden einfach auf zu wachen und ein Vampir zu sein, aber leider funktioniert das so nicht. Man hat diese blöde Wahl, die man treffen muss und mit der man dann für den Rest seines langen Lebens leben muss. Wenn ich mich entscheide, ein Vampir zu werden, lebe ich ewig und muss damit für immer leben. Die Ewigkeit ist verdammt lang, wenn man Keinen hat, der sie mit einem teilt. Wenn man zu sehen muss wie alle geliebten Menschen um sich herum sterben und man dann irgendwann ganz alleine ist. Für den Rest der Ewigkeit. Dieser Gedanke jagt mir eine Heidenangst ein und macht meine Glieder bewegungsunfähig.
“Wie lange hast du Zeit, um dich zu entscheiden?“, fragt er plötzlich mit zittriger Stimme und reißt mich so aus seinen Gedanken. Ich betrachte seine Augen, die ein wenig nass erscheinen, so als würde er die Tränen gerade so zurück halten können. Mist, das habe ich Jackson nicht gefragt. Ich war einfach zu wütend. “Das weiß ich nicht, aber wahrscheinlich nicht so lange“, antworte ich deshalb und drückte Matts Hand, die Meine nach wie vor umschließt. “Ich weiß, dass ich dich nicht dazu zwingen kann und dass es deine Entscheidung ist, aber…“, beginnt er. Ich spüre, dass er zittert.
Oh nein, was kommt jetzt. Sagt er mir jetzt, dass er mich nie wirklich gemocht hat und dass es ihm nicht ausmacht, wenn ich sterbe und dass er will, dass ich sterbe, weil es so sicherer für alle ist? Ängstlich drücke ich seine Hand noch fester.
Als er meine Angst bemerkt, zieht er mich an sich und beendet seinen begonnen Satz:“…ich will, dass du zum Vampir wirst.“ Überrascht über diese Worte, starre ich ihn entsetzt an, lasse den Kopf aber auf seiner Schulter liegen. Er streichelt meine Wange mit seiner freien Hand sanft. Sie ist rau auf meiner weichen Haut. “Das willst du wirklich? Auch wenn ich dann zu deinen Feinden gehöre?“, frage ich überrascht. Er lächelt:“Oh Beth, wir sind doch so lange keine Feinde, bis wir in die Fußstapfen unserer Vorfahren treten und uns gegenseitig bekämpfen, anstatt Seite an Seite gegen das wirkliche Übel auf dieser Welt zu kämpfen.“ Ich lächele freudig und eine salzige Träne rollt meine rechte Wange herunter. Er scheint seine Ansprache aber noch nicht beendet zu haben:“Außerdem könnte ich es nicht ertragen dich erneut sterben zu sehen. Wenn du wieder von uns gehst, werde ich dir folgen, das kannst du mir glauben. Ich will dich nicht verlieren. Ohne dich hat mein Leben keinen Wert. Du bist alles, was ich immer wollte. Alles, was ich immer gebracht habe. Du bringst das Licht in meine Welt und malst jeden dunklen Tag bunt. Ich liebe dich, Bethany Andrews.“
Er liebt mich? Hat er das gerade wirklich gesagt oder habe ich mich einfach nur verhört? Nein, er hat es wirklich gesagt. Dieser wunderschöne Werwolf liebt mich. Er sagt, dass er mich braucht. Er sagt, dass ich für ihn das Licht bin, das seine Welt erhellt. Das war ich noch nie für irgendwen. Liebe ich ihn auch? Ja, ich denke schon. Er ist so gütig. So aufmerksam und freundlich. Erst nach dieser Liebeserklärung und seinem Verhalten am Mittag, ist mir das klar geworden. Er hat mich heute Mittag so sehr verletzt, wie es nur die Personen können, die ich liebe.
Bevor ich es mir anders überlegen kann, lege ich meine Stirn gegen seine und küsse ihn liebevoll, um ihm zu signalisieren, dass ich ihn auch liebe. Um ihn meine Liebe spüren zu lassen. Er soll all das spüren, was ich auch spüre. Das Gefühlschaos. Die Furcht vor dem, was mir bevor steht, wenn ich mich in einen Vampir verwandle.
Als wir uns voneinander lösen, sage ich:“Ich habe Angst davor ein Vampir zu werden, aber ich werde es tun.“ Sofort strahlt er bis über beide Ohren und drückt mich feste an sich:“Danke.“ An seine starke Schulter gelehnt, bitte ich aber:“Bitte versprich, dass du die ganze Zeit bei mir bleiben wirst.“ “Ich werde von der Morgen- bis zur Abenddämmerung bei dir sein. Das verspreche ich dir, Beth“, erhebt die Hand zum Schwur.
Durch sein Versprechen beruhigt, schließe ich die Augen und nicke ein. Der Tag war einfach zu anstrengend für mich und war so sehr voller Emotionen, dass ich nun total müde bin und einfach nur noch schlafen will. Ich spüre noch Matts Hand an meiner Wange, mit der er mir die Haare aus dem Gesicht streicht und bin im nächsten Moment eingeschlafen.
Und? Wer hat die Zeile aus "Dusk till Dawn" gefunden? Was denkt ihr von dem Kapitel? Sorry an alle, die ich mit diesem Kapitel zerstört habe, aber ich war gerade mega emotional, weil ich den neuen Soundtrack zu meinem Lieblingsfilm, der bald in die Kinos kommt und wegen einem dieser Lieder eben mega emotional. Bitte seid mir nicht böse, wenn ihr nicht dafür seid, dass Beth und Matt zusammen kommen, sondern lest weiter. Ich hatte das hier schon länger vor und habe es nun umgesetzt. Es soll ja spannend bleiben. Denkt daran, dass sich alles ändern kann und dass ich immer wieder versuche neue Überraschungen einzubauen, also seid nicht zu enttäuscht und bleibt dabei!
Eure Mystique1250!