Der Wecker klingelt schrill. Ich halte mir meine Ohren zu und versuche gleichzeitig den Wecker ab zu stellen. Nach einigen Versuchen schaffe ich es auch und drehe mich wieder auf die andere Seite, doch nach fünf Minuten stehe ich doch auf, da ich weiß, dass mein Vater schon bei der Arbeit ist und mich nicht wecken kann, falls ich doch noch einmal einschlafen sollte. Deshalb schlage ich meine Decke zur Seite und steige schlaftrunken aus dem Bett. Die Uhr zeigt sechs Uhr dreißig. Ich öffne die Vorhänge und gehe ins Bad, um mir erst einmal das Gesicht zu waschen. Danach bin ich wach und kann mich fertig machen. Heute entscheide ich mich für ein normales Outfit. Also ein blau, weiß, blaues Top und eine Jeanshose. Außerdem ziehe ich meine schwarzen Turnschuhe an. Ich packe meine Schultasche mit den Schulsachen, die ich bis schon gekauft habe, doch meinen Stundenplan kenne ich noch nicht. Dann packe ich mir ein Pausenbrot in meine Brotdose und beiße herzhaft in einen Apfel. Ich werfe wieder einen Blick auf mein Handy. Es ist viertel nach sieben und ich habe einen elf Minuten langen Fußweg zur Schule, was bedeutet, dass ich in etwa vier und zwanzig Minuten los gehen muss. Mein Handy piept, leuchtet auf und in der Benachrichtigungsleiste steht: Eine Nachricht von 'Papa'.
Papa: Hallo Süße, ich wünsche dir einen wunderschönen ersten Schultag an deiner neuen Schule. Heute Abend kannst du mir ja von deinen Erlebnissen erzählen. Ich habe dich lieb.
Ich: Ja, mach ich. Ich hab dich auch lieb. Bis heute Abend.
Ich schalte mein Handy wieder aus und stecke es in meine Schultasche, um mich nur ein paar Sekunden später auf den Weg zur Schule zu begeben.
Als ich an der Schule ankomme ist es erst viertel vor acht. Bin ich doch etwas zu früh los gegangen? Das liegt wohl daran, dass ich immer sehr pünktlich bin und es hasse zu spät zu kommen. Auf dem Schulhof stehen noch nicht allzu viele Kinder, die mir auch nicht im Geringsten bekannt vorkommen. Sie wirken müde und genervt. Das kann man ihnen, aber auch nicht verübeln, schließlich ist heute Montag und die meisten Leute sind dann schlecht gelaunt, da sie wissen, dass noch eine ganze Schulwoche vor ihnen liegt, bis wieder Wochenende ist. Ich bin da ganz anders. Ich mag Montage, da ich dann endlich meine Freunde wieder sehen kann und heute ist das nicht anders. Ich freue mich auf meine neue Schule und meine neuen Freunde, denn immer wenn ich auf eine neue Schule gehe, habe ich die Chance jemand anderes zu sein. Das gelingt mir leider nicht immer. Ich setze mich auf eine Bank und lege meine Schultasche darauf. Nach und nach treffen immer mehr Schüler ein, die sich zu ihren Freunden stellen und zu plaudern beginnen. Es wirkt ziemlich harmonisch. "Hallo Beth hier drüben", ruft mir plötzlich jemand zu und ich fahre herum. Hinter mir steht Kaya, die mich freundlich anlächelt und mir zu winkt. Ich lächele ihr auch zu und sie setzt sich zu mir auf die Bank. Wir quatschen noch etwa zehn Minuten. Dann klingelt es und sie verabschiedet sich mit den Worten:"Ich muss jetzt in den Unterricht. Bye!" Sie steht von der Bank auf und rennt ins Schulgebäude. Ich stehe auch auf und folge ihr dann. Als ich sie nicht mehr sehen kann, öffne ich die Tür zum Gebäude und schaue mich im Inneren um.
Ich stehe im Eingang der Schule und blicke wild umher. Alle Schüler laufen in ihre Klassen und die, die ich anzusprechen versuche, ignorieren mich oder hören mich gar nicht erst. Als es zum zweiten Mal klingelt, sind bereits alle in ihren Klassen verschwunden. Abgesehen von mir. Ich blicke mich um. Wen soll ich denn fragen wo hier das Büro des Direktors ist? Ich schaue mich um, um wenigstens einen Schüler zu finden. Letztendlich erblicke ich doch jemanden. Es ist ein hochgewachsener Junge mit blonden Haare und blauen Augen. Er schaut sich einen Plan mit einem rechteckigen Gebäude an, das wohl die Schule darstellen soll. Ich tippe ihm vorsichtig auf die linke Schulter:"Hallo. Weißt du vielleicht wo das Büro des Direktors ist?" Er dreht sich zu mir um:"Nein, ich bin neu hier. Das ist mein erster Schultag." Ich lache:"Dann sind wir ja schon zwei." "Dann bin ich wenigstens nicht der einzige 'Neue' hier", sagt er und kratzt sich am Ohr. "Ach, ich komm damit klar. Ich war schon oft die 'Neue'", er lacht und ich lache auch. Dann höre ich plötzlich auf zu lachen und zeige auf den Plan vor uns:"Sie mal da. Das Büro konnte dort sein. Lass uns doch mal da hin gehen." "Ja, gute Idee. Dann los." Er läuft los, schultere meine Tasche wieder und renne los, um ihm folgen zu können.
Wir stehen vor der Tür des Büros und keiner von uns möchte klopfen. Schließlich seufze ich und klopfe vorsichtig an die Tür und warte, bis ein "Herein!" ertönt. Dann öffne ich die Tür und wir beide treten herein. Der Direktor sitzt an seinem großen Holzschreibtisch und bittet uns mit einer Handbewegung uns zu setzen:"Miss Andrews und Mister Harris. Willkommen an der Browning School of New York City." "Ich freue mich sehr hier zu sein", antworte ich fröhlich. Der Direktor lächelt mir zu:"Es ist schön, dass sie sich freuen. Hier sind ihre Stundenpläne. Bitte begeben sie sich so bald wie möglich in ihren Unterricht." Er schiebt uns über den Tisch hinweg unsere Stundenpläne zu und ich beginne zu lesen. Gleich muss ich zu Biologie. Der Direktor fährt fort:"Hier ist noch eine Liste mit Wahlfächern, die sie belegen können. Füllen sie diese bitte zu morgen aus und geben sie beim Vertrauenslehre ab." Er schiebt uns zwei weitere Listen mit Wahlfächern zu, die ohne einen Blick zu riskieren in meine Tasche stopfe. Ich muss mich beeilen, damit ich wenigstens noch etwas vom Biologieunterricht mit bekomme. Als der Direktor fertig ist, stehe ich schnell auf und stürze in den Flur. Dann beginne ich die Türschilder zu lesen und werfe noch mal einen Blick auf meinen Stundenplan. Biologie findet in Raum 12 statt. Vom Direktorat aus ist es nicht weit. Ich muss nur etwa zwei Raume weiter laufen. Ich stehe unschlüssig vor der Tür. Soll ich klopfen oder warten bis die Stunde vorbei ist? Letz endlich entscheide ich mich doch dazu, zwei Mal gegen die Tür zu Klopfen. Als ein 'Herein' ertönt, öffne ich die Tür und trete ein. Ich lasse meinen Blick durch den Biologie Raum wandern. Die Tische stehen in drei lange Reihen an einander. Der Lehrer steht vorne am Pult und schreibt gerade etwas in ein hellblaues Notizbuch. Alle Schüler im Klassenzimmer starren mich an und als ich mich räuspere, schaut auch der Lehrer auf. Er hat dunkelbraune Haare, die am Haaransatz bereits grau werden. Seine Augen sind blau und auf den Lippen trägt ein freundliches Lächeln:"Guten Tag, Ms Andrews. Willkommen im Biologieunterricht." "Guten Tag, ich froh hier zu sein. Wo darf ich mich hinsetzen?", frage ich freundlich. Er deutet mit seiner Hand in Richtung Tische:"Sie können sich dort neben Ms Smalls setzen." Ich gehe zu dem Platz auf den der Lehrer gezeigt hat und lasse mich dort nieder. Neben mir sitzt ein Mädchen mit blonden Haaren und blau-grünen Augen. Sie ist schlank und ihr Gesicht hat kindliche Züge. Laut der Aussage des Lehrers, lautet ihr Nachname Smalls. Ich lächele sie an und sie lächelt freundlich zurück, dreht sich dann aber wieder nach vorne. Der Lehrer führt seinen Unterricht weiter fort und ich ziehe einen Kollege Block aus der Tasche, außerdem lege ich auch das Formular für den Tisch, da ich es zu morgen abgeben muss und deshalb jede freie Minute nutzen muss. Ich beginne zu lesen. Wow, es gibt hier echt viele Wahlfächer. Von verschiedenen Sportarten zu 2D- und 3D-Designclubs. Ich beginne meine Kreuze zu setzen. Ich kreuze die Fächer Spanisch, Psychologie, Anatomie, Bogenschießen, Fechten, Karate, und Cheerleading an. Als ich fertig bin richte ich meinen Blick wieder auf den Unterricht. Der Lehrer, der laut Stundenplan Mr Collin heißt, zeichnet gerade das Skelet des Menschen an die Tafel. "So, ich habe hier jetzt das menschliche Skelet an die Tafel gezeichnet. Kann einer von euch vielleicht ein Organ einzeichnen?", fragt er mit dem Blick auf die Tafel gerichtet. Ich habe blitzschnell meine Hand. Auch das Mädchen neben mir und ein paar andere Klassenkameraden melden sich. "Ms Andrews. Welches Organ können sie denn für uns einzeichnen?", fragt er mich und dreht sich zu mir um. Ich stehe auf und gehe zur Tafel nachdem ich:"Die Gallenblase, das Herz, die Bauchspeicheldrüse, den Darm, den Magen, die Lungen, die Nieren und das Gehirn geantwortet habe." Dann beginne ich kunstvoll die Organe ein zu zeichnen. Als ich fertig bin, lege ich die Kreide aufs Pult und setze mich wieder auf meinen Platz. Mr Collin fährt fort:"Super Ms Andrews. So hier sieht man jetzt die Organe. Was für eine Aufgabe ha-" Er wird vom der Schulklingel unterbrochen. Alle Schüler springen auf. Nur ich erhebe mich langsam und gehe zu Mr Collin:"Ähm Mr Collin. Ich hätte da noch eine Frage. Wo bekomme ich die Bücher, die ich für den Unterricht brauche?" "Die bekommen sie bei ihrem dafür zuständigen Lehrer, also in diesem Fall von mir. Hier", er reicht mir ein Biologie Buch und ich verlasse mit einem Lächeln den Biologieraum.