Shanora stürmte durch den Wald, sie hatte die Schwachstelle der toten Armee gefunden. Sie waren langsam, und die meisten schienen ihr zu folgen.
Sie wollten nicht den Tempel angreifen, die Jäger vernichten oder etwas in der Art. Sie waren hinter ihr her.
Und das bedeutete, dass sie in der Lage war die Angriffe auf den Tempel und die Jäger zu stoppen, außerdem wollte sie nach Osilia um endlich ihren Bruder zu treffen.
Shanora schoss auf die Lichtung an der sie gestern mit angesehen hatte, wie Julopatra von Treplew ermordet worden war.
Dort fand sie was die suchte, verbissen kämpften Yalhan und Allister gegen einfallende Untote, während Alpha und Church Kreischer vom Himmel holte.
"Yalhan!", Shanora sprang, um auch die Toten auf sich aufmerksam zu machen, "Wir müssen jetzt aufbrechen!"
Allister drehte ich zu ihr: "Aber der Tempel!"
Shanora hatte keine Zeit für eine Diskussion, also stemmte sie die Hände in die Hüften und schrie: "Alpha, geh zurück zum Tempel und hilf Sassy, ihr werdet die Angreifer zurück schlagen können! Yalhan, Church und ich führen sie weg von hier, nach Osilia! Sie greifen wegen mir an, und ich kann nicht bleiben!"
Allister legte den Kopf schief: "Und ich?"
Shanora deutete in Richtung des Tempels: "Hilf den
Verwundeten und komm nach wenn du bereit bist!"
Alpha nickte: "Was soll ich Sassy sagen?"
Allister winkte ab: "Die Königin verteidigt ihre Lieben, das werden wir Sassy sagen!"
Chruch gesellte sich zu Shanora: "Dann brechen wir auf, komm du Blödmann!"
Yalhan gesellte sich ebenfalls zu ihr: "Du magst mich doch ein bisschen Church, gibs zu!"
Shanora verdrehte die Augen, das konnte noch lustig werden mit den beiden. Sie bemerkte Zeitgleich, dass ihr Plan funktionierte. Das Böse schien ihr auf Schritt und Tritt zu folgen.
Es war wie sie gedacht hatte, sie war das Ziel das ganzen Anschlags. Sie alleine, es musste also niemand mehr sterben.
Sie hatten es bis in die Stadt geschafft, oder das Skelet dieser, wie Church es nannte.
Yalhan konnte nur erahnen wie groß und prächtig sie einst gewesen sein musste. Shanora wurde mulmig bei ihrem Anblick, aber sie riss sich im selben Augenblick wieder zusammen.
Sie würde sich nicht mehr wie ein feiges Lamm vor den Wölfen verstecken.
Ein lautes Geräusch riss sie aus ihren Gedanken, Church hatte einen Deckel zur Kanalisation geöffnet.
„Nein“, Yalhan starrte in die Schwärze und verzog die Nase, „das kann nicht dein Ernst sein, nicht einmal einem... was auch immer du bist – kann so etwas einfallen!“
Church überlegte einen kurzen Moment, ob er den schweren Deckel nach dem arroganten Dunkelelf werfen sollte, entschied sich, als er Shanoras Blick sah, aber dagegen.
„Wir sitzen hier auf dem Präsentierteller – da unten wird man uns vorerst nicht vermuten!“, erklärte er Shanora, dieser gefiel der Gedanke an das Abwassersystem einer verfallenen Stadt zwar auch nicht, aber sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatten.
„Okay, Church du gehst vor, dann ich und Yalhan! Yalhan du musst den Deckel wieder zu ziehen, damit niemand verdacht schöpft!“, beschloss sie.
Church kletterte blitzschnell die Leiter hinunter, dann stieß er einen Pfiff aus damit ihm die anderen folgen würden.
Shanora atmete noch einmal die süße frische Luft der Oberfläche ein, dann folgte sie ihm in den dunklen Kanal.
Yalhan seufzte und tat es ihr gleich. Er versuchte das Gleichgewicht auf der Leiter zu halten und Zeitgleich den schweren Deckel wieder zu zu ziehen, was ihm nur langsam gelang. Das plötzliche Auftauchen eines schwarzen Fadens, wie auch das sich dieser um seinen Arm schlang und mit einem Mal den Deckel über die Öffnung zog, ließ ihn erschrecken und wanken. Dann passierte was er befürchtet hatte, er glitt von der Leiter und stürzte ab.
Yalhan machte sich auf den Schmerz des Aufpralls gefasst, wurde aber ruckartig aufgefangen. Er lag in einem Netz aus schwarzen Fäden. Shanora, die eine Taschenlampe aus ihrer Tasche gezogen hatte, kicherte leise als sie ihn sah.
„Was du nicht für ein Idiot bist!“, Church löste das Netz auf was Yalhan auf den glitschigen Waschbeton krachen ließ, „Sag mal wie oft muss ich dich den heute noch retten?“
Yalhan richtete sich auf und sah sich erst einmal um. Er schien in einem widerlich modrig riechenden Gang voller Algen und Spinnweben gelandet zu sein.
„Wir werden hier auf den Schutz der Dunkelheit warten“, Chuch setzte sich auf den kalten Boden, Shanora tat es ihm gleich während Yalhan sich an die Wand lehnte.
Die beklemmende Stille, welche sich zwischen den ungleichen Gefährten breit gemacht hatte, wurde bloß durch das Tropfen undefinierbarer Flüssigkeiten von den Wänden durchbrochen.
Shanora beschloss das zu ändern, außerdem war sie zu neugierig: "Church, bitte erzähl mir alles was du über die Unterlande weißt. Du und Finn, ihr habt euch dort getroffen! Mein Bruder war auf der Suche nach etwas, nach was? Was trieb ihn in diese Hölle?" Church seufzte, er hatte damit gerechnet, dass man ihm eines Tages genau diese Frage stellen würde. Aber er hatte gehofft, dass Finn diese beantworten konnte.
"Gut Shanora, Finn war damals der Meinung, dass Elensar über mehr militärische Stärke verfügen sollte!", er kratzte sich am Kopf und versuchte zu lächeln, "Wie du weißt ist Elensar zerstreut, jeder macht irgendwie was er will und es gibt viele mächtige Menschen, die sich aber dem Frieden verschrieben haben!"
Shanora riss ungläubig die Augen auf: "Willst du damit sagen, dass mein Bruder gegen den Frieden war?"
Church hob sofort abwehrend die Hände: "Auf keinen Fall, es schien aber als würde er diesem nicht trauen! Er wollte eine Armee um den Frieden in Elensar zu sichern, für dich! Und er sollte Recht behalten, all die Anschläge... Ich schätze das muss er dir eines Tages selbst erzählen, es steht mir nicht zu alles über ihn Preis zu geben!"
Shanora nickte, das war auch eher ein Bild von Finn, mit dem sie sich anfreunden konnte. Er hatte versucht die, die er liebte, zu beschützen, was ihm immer nur Ärger eingebrockt hatte.
"Denk ja nicht das er es auch nur eine Sekunde bereut!", plötzlich mischte sich Yalhan in das Gespräch ein, "Ich habe ihn nur kurz kennen lernen dürfen, aber das hat gereicht! Er hat sich obwohl er mich nicht kannte vor mich geworfen um mich zu retten. Hat das Biest, welches mir nach dem Leben trachtete, besiegt und dann versucht mich und die blonde Elfe aus dem Verlies zu retten. Und ich weiß warum er im Limbus verblieb!"
Church und Shanora beäugten den Dunkelelf nun äußerst interessiert.
"Er hat es mir zwar nicht direkt gesagt", erläuterte dieser, "aber als wir uns nach unserer spektakulären Flucht versteckten kam eine Frau zu ihm, sie nannte ihn ihren Bruder und bat ihn ein Mädchen namens Badria zu retten! Sie sagte zwar, dass es nicht jetzt sein solle, da er sich erholen müsse. Aber ich sah in seinen Augen, dass er nicht ohne sie aus dem Limbus kommen würde!"
Church seufzte wieder, dieser sture Idiot Finn hatte also alleine vor in die schwarze Kathedrale zu spazieren und dort Badria und Cecilia zu befreien.
"Du solltest an deinen Freund glauben!", Yalhan schien seinen Gedanken bemerkt zu haben, "Ich glaube an Finn, er wird es schaffen, ihr werdet schon sehen!"
Shanora nickte begeistert: "Ich auch, er wird die beiden heil nach Osilia bringen, schon morgen!" Church seufzte ein drittes mal, so viel Optimismus war kaum zu fassen.
Er hoffte natürlich auch, dass Finn es schaffen würde.
Aber er hatte gesehen was in Argenshire passiert war, mit Eva. Und was im Weltenriss geschehen war. Ihr Gegner war der Mörder von zwei der mächtigsten Frauen, die er je gesehen hatte. Er selbst hatte keine Chance gegen Treplew gehabt. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie ihm in Osilia erneut gegenüber stehen würden. Und er fragte sich was für ein Teufel Mari geritten hatte, sodass sie Finn auf so eine Kamikatze Mission gesendet hatte.
All das würde ihm wahrscheinlich sowieso keiner beantworten, er konnte schon froh sein wenn er die nächste Begegnung mit Saphira, Celles, Mari und Vanessa überlebte.
"Ich gehe zurück und hole Allister", verkündete Yalhan plötzlich und erhob sich.
Church sprang auf um sich ihm in den Weg zu stellen: "Was redest du da, Blödmann?"
Yalhan verdrehte genervt die Augen und deutete Church sein Temperament zu zügeln.
"Ich falle nicht auf, habe keinerlei Bedeutung in dieser ganzen Angelegenheit und versuche dafür zu sorgen das wir pünktlich nach Osilia kommen!", Yalhans Blick lastete nun fragend auf Shanora.
Diese überlegte kurz, dann nickte sie: "Gut, aber sei bitte bis zum Einbruch der Dunkelheit wieder hier, wir werden sonst ohne euch aufbrechen!"
Church wirkte ein klein wenig fassungslos: "Du willst diese Hohlbirne alleine etwas unternehmen lassen?"
Yalhan zwinkerte ihm zu: "Ach komm schon Churchi, du magst mich doch, dafür brauchst du dich nicht zu schämen!"
Violette Blumen und viel weißer Stein war das erste, was Saphira ins Auge stach als sie den Tempel erreicht hatte.
Das nächste waren Stapel von verwesenden Leichen und eine Menge Blut, die laute von verletzten und die Geräusche einer Schlacht.
"Was ist das hier für ein Ort?", Celles pirschte sich wie Vanessa an der Wand des Tempels entlang.
Saphira zuckte mit den Schultern: "Ich weiß es nicht, aber hier scheint ein Kampf zu toben!" Vanessa starrte immer wieder auf die Leichen, die sich um das Gebäude türmten.
"Was ist hier nur geschehen? Wo sind wir hier hinein geraten?", sie strich ihr blondes Haar zurück.
Saphira deutete den beiden ihr zu folgen und begann das Tempo zu beschleunigen. Ihr war bewusst, dass sie erst heraus finden würden was hier passierte wenn sie sich in Gefahr begaben.
Sie schossen um die Ecke und erreichen die Gärten von Illutia, aus dem angrenzenden, zur Grenze verbrannten, Wald schienen vereinzelt noch lebende Tote zu kommen, die von den erschöpften Männern und Frauen in schwarzen Mänteln zurück geschlagen wurden.
Unter ihnen entdeckten sie Sassy, die mithilfe eines weißen Stabes verbittert gegen die widerwärtigen Toten kämpfte. Ihr stand die Anstrengung ins Gesicht geschrieben, sie schien kurz davor zu sein zusammen zu brechen.
"Wir müssen ihnen helfen!", stellte Celles fest, ihre Augen begannen rot zu leuchten. Saphira nickte, sie deutete Vanessa sich ebenfalls zu beteiligen, sie schien so abwesend zu sein. "Mobilisiert eure Kräfte und schlagt die Toten zurück", spornte Saphira ihre Schwestern an, "zeigt diesen Bestien was wir drauf haben!"
Celles lies sich das nicht zwei mal sagen, sie nahm sich dem Waldrand vor, dieser war schließlich schon verbrannt.
Eine riesige Mauer aus Flammen verschlang alle nachkommenden Gegner. Saphira konzentrierte sich auf die Feuchtigkeit, die sie aus der Umgebung gewinnen konnte und formte riesige Splitter aus Eis, die auf die übrigen Toten regnete. Vanessa schien nicht begriffen zu haben, dass sie eingreifen sollte, sie stand da und starrte auf die Szenerie.
Mit der Hilfe von Saphira und Celles gelang es den verbliebenen Jägern die Untoten endgültig zu besiegen. Viele jubelten den unverhofften Rettern zu, die meisten aber kümmerten sich um die Verwundeten und stapelten mit Alpha die Leichen, um sie zu verbrennen.
"Schön das ihr mal etwas nützliches macht!", Sassys Lächeln zeigte im Gegensatz zu ihren Worten durchaus Freude über die Ankunft ihrer Cousinen.
Saphira winkte ab: "Kinderkram! Wo ist Church?"
Sassy zuckte mit den Schultern und machte ein unschuldiges Gesicht. Saphira seufzte, ihr wurde klar, dass sie von ihr nichts erfahren würde.
"Das ist übrigens Alpha", stellte Sassy Celles und Saphira diesen vor, "euer Halbbruder!"
Celles starrte diesen argwöhnisch an, er hatte eigenartige wasserblaue Augen, die sie an die von Sassy erinnerten, und braunes Haar.
"Ich werde dich Narbenfresse nennen!", stellte sie bei genauerer Betrachtung fest. Alpha schien nicht auf eine freundliche Familienzusammenführung gehofft zu haben.
"Du bist also Celles, das Feuermädchen. Und Saphira, die Eisige. Das da drüben muss dann Vanessa, der Wirbelwind sein. Die grüne Mari scheint nicht hier zu sein. Schade eigentlich, ich hätte die Mörder meines Vaters gerne dafür beglückwünscht. Erwartet bitte nicht, dass ich euch um den Hals falle und weine, ich lege keinen Wert auf noch mehr Geschwister!", er wendete sich gelangweilt von ihnen ab, gerade noch rechtzeitig, den Celles hatte schon ausgeholt um ihm einen Schlag zu verpassen.
"Hat die sich nie im Griff?", Alpha trottete gelangweilt davon, "Langsam verstehe ich warum Vater immer versucht hat Finn zu perfektionieren!"
Saphira starrte ihm nach, selbst ihre Hand war zu einer Faust geballt, aber sie versuchte sich zu beherrschen.
"Willkommen in Illutia", säuselte eine bekannte Stimme ihnen zu, "schön das ihr euch ausnahmsweise einmal nützlich gemacht habt! Kommt ja selten vor in letzter Zeit!"
Celles starrte wütend auf ihr Gegenüber. Das schwarze lange Haar, welches ihm ins Gesicht viel, dazu die verächtlich blitzenden goldenen Augen, das war zu viel für sie.
Ihr gesamter Arm begann innerhalb von Sekunden Feuer zu fangen, sie ballte ihn zu einer Faust und schlug zu.