Gemeinsam mit Lisa beugte sich Gregor über die Grundrisspläne. Die waren ziemlich konfus, stammten offenbar aus drei unterschiedlichen Zeiten und waren von verschiedenen Personen ergänzt worden.
„Da“, sagte Lisa und deutete auf einen Flecken in der Zeichnung des Gartens. „Hier ist ein Teich eingezeichnet. Aber hier“, sie nahm einen etwas neueren Plan, „ist der nicht mehr zu sehen.“
„Sie haben den Teich extra für das Haus angelegt“, analysierte Gregor. Der älteste Grundriss – der einzige, mit einem Teich darauf – war zu der Zeit entstanden, als das Haus neu gebaut worden war. Anderthalb Jahre später stand das Gebäude bereits zum Verkauf und war der Teich wieder zugeschüttet worden.
„Seltsame Menschen“, murmelte Lisa. Adelheit Wagener war gar nicht erst zur Besichtigung erschienen, den Verkauf des Hauses hatte nur ihr Mann Klaus abgewickelt. Die Wageners hatten beim Verkauf große Verluste gemacht. Angeblich hatten sie das neu gebaute Haus verlassen, weil sie sich so weitab der Zivilisation nicht mehr wohl gefühlt hatten, da sie das Alter nun doch spürten … doch so langsam bekam Gregor Zweifel daran.
Jan blieb stehen.
„Genau hier war es.“
Gregor sah sich um und tatsächlich, hier befand sich ein großer Flecken Sand mitten im Erdreich des Grundstücks. Jan musste das beim Spielen entdeckt und später in seinem Alptraum verarbeitet haben. Auch jetzt wagte er sich nicht auf den Sand.
Gregor wuschelte seinem Sohn durch die Haare und machte dann einen großen Schritt auf den Sand. Und noch einen.
„Paps …“, flüsterte Jan, als fürchtete er sich sogar davor, zu laut zu reden.
Gregor ging weiter und drehte sich um. „Siehst du? Nichts passiert.“
Er sprang ein paar Mal auf und ab. Jan lockerte ganz langsam die verkrampften Schultern. Gregor lächelte und kehrte zu seinem Sohn zurück. Als er auf festen Boden trat, atmete er aus und merkte überrascht, dass er die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte.