Blumen blühten im Garten von Beutelsend, ein Meer aus Düften und Farben, die selbst in der heraufziehenden Nacht noch schimmerten. Das ist drinnen anders, wo die Nacht hereingezogen ist. Nur ein Zauberer sitzt am Kamin und starrt, finster vor sich hin paffend, in die erlöschende Glut.
Wie soll er dem Hobbit nur klarmachen, dass seine Vaterfigur ihn im Stich gelassen hat? Er kann ja schlecht sagen, dass Bilbo sich Pfeifenkraut holen gehen wollte. Sie sind im Auenland, da wäre er nach ein paar Minuten zurück. Vielleicht eine halbe Stunde, wenn er sich festquatscht.
"Bilbo? Bilbo!" Frodos Stimme kommt näher. Schon quietscht die grüne Tür, jetzt muss er den Ring finden. Gandalf zermartert sich daraufhin weiter den Kopf.
Er könnte sagen, dass Bilbo gestorben wäre. Dann würde Frodo nicht weiter nach ihm suchen! Aber es gibt zu viele Erklärungen, die er nicht geben könnte, angefangen mit: "Woran?", bis zu: "Und wo ist der Körper?"
Nein, es braucht eine andere Erklärung? Wieder eine Zwergentruppe? Die kauft ihm inzwischen doch niemand mehr ab. Die Wahrheit? Dass sein geliebter Onkel gegangen ist und nie wiederkommen wird? Schon, aber das muss geschönt werden!
"Gandalf?"
Der Zauberer zuckt zusammen. Frodo steht direkt neben ihm. Und auf der Hand hält er ...
"Ah. Bilbos alter Ring!" Dann, plötzlich, weiß er, was er sagt: "Er hat sich zu den Elben aufgemacht ... und dir Bruchtal überlassen."
Ja, das ist ein guter Euphemismus. Kein "Er hat dich allein gelassen." Denn "Er hat sich zu den Elben aufgemacht" erweckt sogleich Visionen von friedlichen Wasserläufen, blühenden Weiden und versteckten Lichtungen, wo man zum Klang sphärischer Gesänge ein gutes Buch lesen oder einfach nur dasitzen und die Welt genießen kann.
Den Spruch muss er sich merken, für andere Kinder, deren Väter abgehauen sind!