Es war ein kühler Winterabend im Dezember. Draußen tobte ein tosender Sturm, aber in der Taverne war es gemütlich und warm. Luan und Marvin saßen als Luvin auf dem großen, roten Sofa und Shari, die Waldhexe, im Sessel gegenüber, vertieft in ihre Strickarbeit. Aus dem trüben Wetter kommend, stieß Emma mit einem Ruck die knarzende Tür der Taverne auf. Noch von der Kälte draußen fröstelnd setzte sie sich zu den anderen beiden Küken aufs rote Sofa und kuschelt sich bereitwillig in die Decke ein, die Luan ihr reichte. In diesem Moment tauchte Felix, die Systema unter dem Arm, aus den Schatten auf. „Felix!“ Luan hob die Hand zum Gruß und Marvin zuckte mit den Ohren. „Guten Abend miteinander.“ Seufzend ließ der junge Mann sich in einen Ohrensessel plumpsen und grinste in die Runde. „Gibt es noch irgendwelche Pläne für heute Abend?“ Emma zuckte mit den Schultern und vergrub ihre Nase im Fell des Wolfes. „Wie wäre es …“, Sharimaya blickte von ihrer Strickarbeit auf. „… wenn wir eine Geschichte erzählen?“ Sie lächelte geheimnisvoll. Luan nickte begeistert: „Eine Geschichte klingt spannend.“ Shari bückte sich und nahm ein Knäuel mit strahlend heller Wolle aus ihrem Korb. Sie drehte es einen Moment lang gedankenverloren in den Händen hin und her, bevor sie es mit einer flüssigen Bewegung zu Felix hinüberwarf. Der Meister-Bellologe sah die Waldhexe fragend an, sie antwortete ihm: ,,Das ist ein magisches Knäuel, aus dem Geschichten gesponnen werden können. Lasst es uns einander zuwerfen und sehen, was geschieht." Und so begannen sie, das Knäuel hin und her zu werfen und entsannen ein Märchen, welches später nur noch das Märchen vom Lichtreiter genannt wurde ...
Es war einmal vor langer Zeit in einem verschneiten Winterwald. In diesem lebten tausende von Geschöpfen, große Hirsche, schnelle Wölfe und kleine Eichhörnchen. Weit in der Ferne hörte man das Traben eines Pferdes, welches durch den tiefen Schnee nur langsam vorankam. Auf seinem Rücken saß eine Gestalt in eine Robe aus feiner Lichtseide gehüllt, welche in allen Farben dieser Erde leuchtete. Mühsam schnaufte das schwarze Ross, als es durch eine Schneewehe sich bewegte. Da sah die Gestalt ...
Zufrieden mit seinem Anfang, gab Felix das Erzählknäuel an Emma weiter, welche begeistert das Märchen aufgriff.
Da sah die Gestalt… plötzlich ein Licht in der Ferne aufblitzen. Erstaunt hob sie den Kopf und gewährte einen Blick unter die tief in die Stirn gezogene Kapuze. Darunter blitzten Augen in der Farbe von Schiefer in einem Gesicht aus Porzellan. Hektisch suchten die Augen die Büsche und Bäume ab, verfolgten den hellen Fleck. Das Pferd schnaubte und schüttelte die lange, prachtvolle Mähne. Es spürte die Angst seines Reiters und scharrte nun aufgeregt mit den Hufen im Schnee. Mit einer schnellen Bewegung ...
Lächelnd gab Emma das Knäuel an Sharimaya, welche es ebenfalls mit einem Lächeln entgegen nahm und ihren Teil des Märchens beifügte.
Mit einer schnellen Bewegung... zog der Reiter die Zügel des Pferdes und ließ es anhalten. Aufmerksam lauschte er, ließ seinen Blick durch Sträucher und Büsche wandern. Immer noch schnaubte das Pferd, war sichtlich nervös. Angespannt saß der Reiter im Sattel, unsicher, was er tun sollte. Er spürte, da war etwas. Auf einmal berührte ihn von hinten …
Da hielt Sharimaya mitten im Satz inne, schaute sich kurz um und rollte das Garn zu Luan, wo es freudig empfangen wurde, und begeistert setzte Luan das Märchen fort.
Auf einmal berührte ihn von hinten… eine Kralle an der Schulter. Kurz erstaunt, aber dann sichtlich beruhigt, schaute die Gestalt mit einem Lächeln zum Wanderfalken, welcher sich auf die rechte Schulter niedergelassen hatte. Es ist doch immer schön, einen alten Freund wiederzusehen. "Sei gegrüßt, Melchior.", sprach die Gestalt zum Falken. Kurz blinzelte dieser und hob sich mit starken Flügeln wieder in die Lüfte. Der Blick der Gestalt folgte dem Falken, der Richtung Westen steuerte. Die Gestalt überlegte, ...
Die Gestalt überlegte,... dann beschloss sie, ihrem treuen, gefiederten Begleiter zu folgen. Zielstrebig führte Melchior den Reiter durch den winterlichen Wald und das angrenzende Vorgebirge hinauf bis auf eine geheimnisvolle Lichtung. Ein kleiner Wasserfall speiste einen klaren, von kleinen, gelben und blauen Blümchen umgebenen Teich. Wie von Nebel matt schimmerten die dunklen Stämme der Bäume. "Was willst du mir zeigen?", wisperte der Reiter. Aus dem Teich erhob sich ...
Begeistert hatte Marvin bei Luan eingesetzt und beide lachten kurz. Dann machte das Knäuel einen Abstecher beim Grauwolf und er rollte es mit einem Schubser weiter zu Felix, welcher sofort zu erzählen begann.
Aus dem Teich erhob sich... ein anmutiges Geschöpf, so rein wie eine Knospe an einem Frühlingsbaum. Ihr langes, weißes Kleid wehte im eisigen Wind wie Flügel. Eine Böhe schlängelte sich von hinten an Ross und Reiter vorbei und lüftete mit blitzschneller Gewandtheit den Schleier des Mysteriums: "Ich bin die Frostfee des Schollensees. Du wurdest mir von Melchior gebracht, um mein Reich zu retten, sag, wer bist du, Lichtgestalt?" Da antwortete die Gestalt auf dem Ross: ...
Zufrieden warf Felix kurzerhand das Erzählrecht zu Emma, welche es mit einer Hand fing und nach kurzem Grübeln den Dialog sprach.
"Nun denn, Eure Majestät, wenn Melchior mich zu Euch gebracht hat. Ich bin Theodorus, auch der Lichtreiter genannt. Man hat mich aus den Tränen der Sterne und dem Blut der Mondes geschaffen. Ich bin der Sohn des Himmels und der Bruder der Hoffnung. Es ist mir eine grosse Ehre, Euch zu helfen." Theodorus neigte respektvoll den Kopf und die Frostfee tat es ihm gleich. "Ihr müsst wissen, ein schreckliches Leid hat mein Königreich befallen. ...
Sofort setzte Sharimaya von einem Geistesblitz getroffen ein und erhielt beim Sprechen das Knäuel von Emma.
Der böse und schreckliche Zauberer Grimmkalt hat einen Fluch gesprochen und mein wunderschönes Königreich in Eis erstarren und in diesem See verschwinden lassen. Meine ganze Familie, meine Eltern, Geschwister und alle Hofangestellten wurden versteinert. Es gibt nur einen Weg, unser Königreich zu retten, nur einen Lichtkrieger - und nur eine einzige Nacht, in welcher dies möglich ist. Diese Nacht ist heute." ...
Das Knäuel ging an Luan und ohne zu zögern wurde die Geschichte fortgeführt.
… Der Reiter stieg ab und die Frostfee ging vor ihm auf beide Knie, das Haupt respektvoll gesenkt. "Krieger, heute ist die Nacht, in der ich mein Reich retten kann, doch ich brauche Eure Hilfe." Theodorus blickte nieder auf die hoffnungsvoll schauende Fee. "Ich bitte Euch, gebt mir den Bogen 'Helios' genannt, damit ich sein Licht zum Himmel schießen kann, auf dass die wärmende Sonne zurückkehrt und meine Heimat erwärmt." Die Frostfee schaute stumm zur Seite, dann erhob sie wieder die Stimme ...
Kurz überlegend legte Luan das Erzählknäuel auf Marvs Schnauze und dieser dichtete gekonnt den nächsten Teil dazu.
"Den Bogen 'Helios', tapferer Ritter, hat der böse Zauberer Grimmkalt auf den höchsten Berg gelegt, in den tiefsten Schnee, und ein furchtbarer, schwarzer Drache bewacht ihn, denn es ist prophezeit, dass Grimmkalt durch diesen Bogen einmal den Tod finden wird. Den Drachen aber kann man nur mit einer Lanze aus Sonnenstrahlen töten, die sein schwarzes Herz erhellen soll. Diese Lanze ist im tiefsten Verlies unter dem Gebein der Berge, du musst sie der Dunkelheit entreißen!"
… Da sprach der Lichtkrieger: "Verehrte Frostfee, ich werde Euch nicht enttäuschen." Und als er das sagte, schwang er sich flink auf sein Ross und trieb es in den Winterwald, um zu den Gebeinen des Berges zu gelangen, welchen er am Horizont erahnte. Nichtsahnend, dass Grimmkalt ihn über seine Schattenkugel beobachtete. Da dachte sich der Schwarzmagier: "Dieses Wesen ist fast eins mit dem Licht, er ist mir vielleicht gefährlich, doch den Drachen besiegt er nicht." Der Lichtkrieger ritt weiter, als ...
Ohne drüber nachzudenken, hatte Felix gefesselt eingesetzt und Marvin trug nebenbei das Knäuel zum Bellologen, welcher, als er endete, zu Emma deutete, welche mit starker Stimme drauf los sprach.
Als… er schon von weitem das Gebrüll des riesigen Drachen hören konnte, der wie eine Statue auf der Spitze des Berges saß, den Bogen `Helios` zwischen seinen gewaltigen Pranken. Als der Reiter das gigantische Massiv erreichte, sah er ein eisernes Tor, das sich nur schwach von dem dunklen Fels abhob. Theodorus stieg von seinem Pferd und schritt zu dem Eingang des Berges hinüber. Vorsichtig streckte er eine Hand nach den Gitterstäben aus.
Kurz war es still, während Emma zu Shari schritt und ihr das Erzählrecht überreichte und die Waldhexe setzte wieder an.
... Wie nur könnte er dieses eiserne Tor öffnen? Da löste sich ein Schatten aus dem Dunkeln: Melchior flog lautlos und beinahe unsichtbar zu Theodorus und setzte sich auf seine Schulter. "Ich brauche deine Hilfe!" flüsterte der Lichtreiter. "Du weisst, wo die Sonnenstrahlen aufbewahrt werden, um dieses Tor zu öffnen. Bitte hole sie. Ich lenke unterdessen den Drachen ab." Leise verschwand Melchior in der Dunkelheit der Nacht.
Shari legte als nächstes Luan das Garnknäuel in die Hand. Kurz überlegte der Assassine und berichtete dann vom weiteren Geschehen.
Der Wanderfalke kreiste einmal still und heimlich um die Spitze des Berges. Seine Augen musterten aufmerksam jeden auffälligen Fleck. Ein Funkeln weckte plötzlich seine Neugierde. Sofort ging er mit starken Flügelschlägen in den Sturzflug über und schoss auf das Funkeln zu. Im nächsten Moment packten seine Krallen den Stein und brachte ihn sofort zu Theodorus. Beim Lichtreiter angekommen, ließ er den Stein in die Hände des Menschen fallen. Erstaunt hielt Theodorus den Stein. "Das ist ein ...
Hier unterbrach Luan kurz das Märchen und kullerte das Knäuel vor Marvins Pfoten. Der Wolf stupste dieses kurz an und griff das Märchen wieder auf.
Da ist ein... Dreitraumstein!", rief der Lichtreiter aus, der sich nur noch mühsam der wütenden Angriffe des Drachen erwehren kann. Eilig hielt er den Stein an das Gitter und flüsterte dem harten Metall einen Traum von Freiheit zu. Sofort sprang die Türe auf und der Ritter eilte hinein. Noch zwei Träume warteten in dem Stein darauf, gerufen zu werden. Der Ritter drehte sich um und rief entsetzt: "Melchior!"
Als nächstes trug der Grauwolf das Knäuel zu Sharimaya. Diese nahm es etwas überrumpelt an sich, setzte aber dann das Märchen fort.
Ohne, dass Theodorus dies bemerkt hatte, hatte sich die schwere Türe gleich wieder geschlossen und Melchior einen Flügel eingeklemmt. Was sollte er tun? Sein treuester Freund hing hier hilflos in der Tür und gleichzeitig drängte die Zeit, den Fluch vom Königreich der Frostfee zu erlösen. Doch sein Entscheid war klar: zuerst musste er das Leben von Melchior retten! Noch einmal hielt er den Dreitraumstein an die Türe, welche auch gleich aufsprang. Erleichtert befreite sich Melchior, allerdings …
Erleichtert ausatmend, reichte Sharimaya den Erzählknäuel zu Emma. Emma überlegte kurz, erzählte aber dann voller Tatendrang weiter.
Allerdings… hing sein Flügel kraftlos herab. Theodorus setzte soeben an, seinen dritten Wunsch auszusprechen, als Melchior den Kopf schüttelte. "Lass gut sein, mein Freund. Du wirst den Wunsch noch brauchen, also verschwende ihn nicht an mich. Lass mich hier zurück." Mit diesem Worten hopste er nach draussen und kauerte sich in ein Gebüsch. Einen Moment lang blieb Theodorus unschlüssig stehen, aber dann wandte er sich wieder dem düsteren Gang zu, der in die Tiefe führte. Er hatte einen Auftrag zu erledigen …
Emma endete grinsend und warf das Knäuel zu Luan. Ungeschickt wurde jenes gefangen und erst zögernd fügte Luan einen Teil hinzu.
… Also fasste er sich ein Herz und trat in die Finsternis. Es gab keine Lichtquelle, doch Theodorus wollte seinen letzten Wunsch dafür nicht verschenken. Entschlossen schritt er voran, folgte seinem Instinkt und wurde, beim Gedanken an den verletzten Melchior, eine Spur schneller. Er wollte nicht, dass sein treuer, gefiederter Freund alleine beim Drachen bleiben musste. Schließlich tauchte Licht auf und der Lichtreiter rannte die letzten Meter. Er trat in eine Höhle mit einem Altar ...
Spontan warf Luan das Garn zu Felix, welcher in Gedanken schien. Verwirrt schnappte der Bellologe das Erzählerknäuel und fuhr fort.
Da trat Theodorus in die Höhle und erspähte die Lanze auf dem Altar liegen. Eilig ging er auf sie zu und bemerkte nicht, wie ein Stein unter ihm verdächtig nachgab. Ein lautes Grollen hörte er von der Decke der Halle. Ein Blick nach oben bestätigte seine Befürchtungen, die Decke war drauf und dran, ihn und die Lanze zu zermalmen. Rasch rannte Theodorus zur Lanze und entriss sie der Haltung des Sockels, ehe er sich in letzter Sekunde in den dunklen Gang retten konnte, aus dem er gekommen war.
Locker warf Felix das Knäuel zum halb schlafenden Grauwolf, welcher erschrocken hochfuhr. Er brauchte einen Moment, bis er schließlich das Märchen fortführte.
Die Lanze aus Sonnenstrahlen sicher im Griff hastete Theodorus die Stufen hinauf, voller Sorge um seinen treuen Freund Melchior. Als er diesen erreichte, kniete er sich an dessen Seite und legte ihm ohne Zögern den Dreitraumstein auf die Brust. Aller Widerspruch des Falken, dass Theodorus den Stein noch brauchen könnte, nutzte nichts. Und als Theodorus ein Lied von Heilung sang, erstrahlte ein güldenes Licht um den Falken. Doch da ...
Ja, da endete Marvin seinen Teil mit einem fiesen Cliffhanger und gab dem Knäul einen Schubs in Richtung Emma. Nachdenklich strich sie über dessen Fäden, ehe sie wieder ansetzte.
Doch da… zerriss ein Brüllen die Stille und der Lichtkrieger fuhr erschrocken herum. Aus dem Himmel schoss der Drache direkt auf ihn zu, das Maul zu einer Fratze aus Wut verzogen. Furchtlos hielt der junge Mann die Lanze vor sich und fixierte seinen Gegner mit entschlossenem Blick. Dieser hatte die Krallen weit vorgestreckt und raste ungebremst auf Theodorus zu. Einen Moment, bevor der Drache ihn erreichte, stieß er die Waffe mit aller Kraft in den Hals der Echse. Er wollte gerade triumphierend aufschreien, ...
Emma hielt in ihrer Erzählung inne und warf das Knäuel zu Sharimaya, welche überrascht den Teil weiter sprach.
... doch schon hatten sich die Klauen des Drachen in seine Schulter gehackt. Der Lichtreiter schrie auf vor Schmerz und drohte, das Bewusstsein zu verlieren. Doch in diesem Moment explodierte der Dreitraumstein mit einem riesig lauten Knall, blendete den Drachen und ließ ihn in die Tiefe stürzen. Gleichzeitig geschah etwas ganz Wunderbares: Melchior verwandelte sich in einen jungen Mann! Er fing Theodorus auf und heilte nun seinerseits dessen Wunde. Doch noch fehlte ihnen der Bogen 'Helios' ...
Nach einer geflüsterten Debatte und etwas Gelächter ging das Erzählknäuel schließlich an Marvin.
"Adonis!", rief Theodorus aus, als er das Antlitz des jungen Mannes gewahrte und seinen lange verlorengeglaubten Geliebten erkannte, den Sohn der Frostfee. "Theodorus, der Zauber wurde gebrochen!", murmelte Adonis wie im Traum und beide fielen einander in die Arme. Doch die Zeit dränge, und so eilten sie bald Hand in Hand den Berg hinauf und bargen den Bogen 'Helios' aus dem geschwärzten Nest des furchtbaren Drachen. Und Theodorus, diese mächtige Waffe in den Händen haltend, ...
Müde schubste der Grauwolf mit einem Gähnen das Knäuel vor Felix’ Füße und dieser erzählte weiter.
… richtete den Bogen in den Himmel. Grimmkalt, der von seinem finsteren Schloss den Fall seines Drachen über die Schattenkugel beobachtet hatte, eilte als Rabe zum hohen Berg. Theodorus spannte den Bogen und feuerte den magischen Pfeil ab. Dieser schoss einem Blitz gleich gen Himmel und durchdrang das Herz von Grimmkalt, der so viel Licht nicht ertragen konnte und in die Tiefe stürzte. Der Himmel aber begann, das Licht begierig aufzunehmen und vertrieb die dunklen Wolken. Die Sonne kehrte wieder.
Nun ging das nur noch kleine Knäuel, denn es hatte sich unbemerkt immer ein Stück mehr abgewickelt, an Sharimaya, die sanft weitersprach .
Glücklich standen Theodorus und Adonis auf dem Berg, genossen die warmen, leuchtenden Strahlen der Sonne auf ihren Körpern und schauten über das Reich der Frostfee, in welchem immer mehr Farben erblühten. Lächelnd wandten sie einander ihre Gesichter zu, versenkten ihre Blicke ineinander und bald schon suchten sich ihre Lippen. Ein langer Kuss ließ sie alle Ungemach der Vergangenheit vergessen ...
Mit vor Müdigkeit kleinen Augen lauschten die Anwesenden, wie Felix das Ende vom Märchen erzählte.
Das Reich blühte fortan in einer warmen Welle des Lichts auf. Ein Jahr später heirateten Theodorus und Adonis und lebten bis an ihr Lebensende glücklich und zufrieden. ...
Felix wollte das Knäul ein letztes Mal weiterwerfen, doch es war während der Erzählung immer weiter geschrumpft. Satz um Satz, Wurf um Wurf, hatte es sich allmählich abgewickelt und die Erzählenden mit einer fesselnden Mär in seinen Bann geschlagen. Nun war nichts mehr von dem Knäuel übrig, oder zumindest nichts mehr, was man weiter werfen konnte. Felix sagte: "Leute, ich habe den Faden verloren", und blickte nun erstmals in die Gesichter der anderen. Überall zogen sich bunte Fäden durch die Taverne und hatten die gesellige Runde wie Geschenke am Weihnachtsabend eingewickelt. Der Anblick ließ die Erzählenden in ein lautes Gelächter verfallen. Sie lachten einige Minuten lang, bis einer nach dem anderen verstummte. Stille kehrte ein, das Schweigen war da. Es rüttelte der Sturm draußen die Fenster, der Wind heulte. In der Taverne war es warm und gemütlich, die letzten Holzscheite brachen krachend im Kamin zusammen und es wurde dunkel.
In die Dunkelheit hinein fragte Marv leicht winselnd: "Und ... wer entknotet uns jetzt?"