Textsorte: Buch; behandelt Amokläufe und viel Gewalt
Inhalt: Eine Geschichte über mehrere typische "Loser"-Charaktere, die sich in einem immer weiter eskalierenden Teufelskreis der Gewalt befinden. Mit total übertriebenen Kampfszenen, wo die Augen nur so platzen. Es könnte ein bisschen Mystery geben, ich arbeite gerne mit der Idee, dass es eine Art dämonischer Macht ist, die die Personen "über die Kante" stößt.
Vorhanden: Ein Anfang. Bitte die Zeitwechsel ignorieren.
Er ging die Straße hinunter. Die langen Haare fielen ihm auf der linken Seite vor das Gesicht und die Spitzen tappten leicht gegen seine Brust, im Rhythmus seiner Schritte und damit auch im Rhythmus der Musik, die er hörte. Diese drei Dinge vermischten sich zu einem federnden, treibenden, schnellen Wellengang, der ihn vorwärts trug.
Mut. Das war es.
Der Rhythmus war schnell, ein wenig schneller, als er laufen konnte, schob ihn vorwärts wie die Hand einer Mutter den schüchternen Sohn vorwärts schob.
Selbstbewusstsein. Er hob den Kopf, blickte unter halb gesenkten Lidern über die Wangen, über die Nase hinweg. Hochnäsig.
Er hatte furchtbare Angst. Die beiden Reihen verschlangen ihn, als er die ersten passierte, wie Soldaten, die Haltung annahmen, wie Bäume einer Allee, die den Weg säumten.
Jugendliche, älter als er. Saßen auf der niedrigen Mauer, auf der sich der Zaun entlang wand und auf den Leitplanken der Straße, zu beiden Seiten, ein Kanal aus rauchenden, trinkenden, lachenden Menschen, dunkle Kleidung, Nieten, Ketten mit Symbolen, die er nicht kannte.
Er hörte sie nicht über die Musik, schritt nur weiter aus, mit klopfendem Herz, über eine Allee, die nicht enden wollte.
Blickte ihnen in die Augen, kurz, nicht ängstlich, wie er hoffte. Mutig. Sah den wilden Tieren ins Auge. Aber forderte sie nicht heraus, indem er zu lange hinein blickte.
Kein schneller Atem, nur ein abfälliges Schnauben. Waren seine Finger ruhig? Waren seine Schritte noch regelmäßig? Er durfte keine Angst zeigen.
Endlich, das Ende. Er ging nicht schneller, durfte nicht fliehen. Jetzt hatte er sie alle im Rücken. Ging weiter.
Geschafft?
Da flog die Zigarette und landete neben seinem Fuß. Noch qualmend. Nur zur Hälfte geraucht. Er blieb stehen, hörte das Gelächter auch noch durch die Musik – nein, er hatte die Kopfhörer in den Händen.
Seelenruhig rollte er das Kabel zusammen. In Sekundenschnelle schoss der Tag mit seiner ewigen Abfolge von Schrecknissen durch seinen Kopf. Ein Scheißtag. Ohne Zweifel.
Er verstaut den Mp3-Player. Bückt sich. Hebt die Zigarette auf. Er ist ganz klar, in diesem Moment. Alles leuchtet plötzlich, als wäre ein Wunder gesehen. Er ist tiefer in der Welt als je zuvor. Ein bisschen ist es das Gefühl, wieder die Vögel und die Stimmen zu hören, nicht mehr durch die Musik von ihnen abgeschnitten zu sein.
Doch es ist noch stärker. Etwas hat Klick gemacht. Jetzt ist die Vergangenheit auf der einen Seite und er auf der anderen.
Er schiebt sich den Filter zwischen die Lippen und lässt die Tasche von der Schulter gleiten. Saugt einmal und beobachtet die anderen dabei. Fünf Leute, zwei Mädchen, drei Jungen. Größer als er.
Es ist sein erster Zug, doch er hustet nicht. Die Zigarette in der Hand atmet er aus.
„Scheiß-Marke“, sagt er. Ruhige Stimme. Cool. Sein Atem qualmt.
Er geht auf den zu, der geworfen hat. Er weiß, dass es dieser Junge war, denn die anderen haben ihre Glimmstengel noch.
Da ist noch immer etwas in ihm, das ihn vorwärts treibt.
„Ich hätte sie trotzdem nicht weggeworfen. Die ist doch noch gut. Kann man noch verwenden“, sagt er. Ruhig wie ein stiller Bergsee. Eiskalt und klar.
„Verwenden?“, lacht der andere nervös: „Wozu?“
Er mustert die fünf. Alles geht schneller, als wäre die Zeit für ihn neu verlegt worden.
Den Nervösen nennt er Philipp, nach dem Zappelphilipp. Die dickere der Frauen wird der Breitmaulfrosch, schwabbelnd und unförmig, in ein XXL T-Shirt gequetscht. Die kleinere ist ein Hobbit, nein, eher Gollum. Hässlich und blass und knochig, kaum vorhanden. Dann gibt es den Jungen Schrank, der offensichtlich ein Russe ist, kurze Haare, viereckiger Schädel. Steve Schrank. Und King Lui, beharrt, eine Körperhaltung wie ein Affe und vermutlich dessen Intelligenz.
„Ich freue mich, dass du fragst“, sagt er zu Philipp und lächelt.
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Marvin Grauwolf (https://belletristica.com/de/author/marvin-grauwolf-1658)