Ihre Mutter sah wundervoll aus. Sie trug ein sommerlich leichtes Kleid, dass ihr knapp über die Knie reichte. Es war oberhalb der Taille körperbetont und wurde nach unten immer weit schwingender. Es bestand aus luftigem, eierschalenfarbenem Stoff, mit pastellfarbenem, französischem Blumenmuster darauf. Dieses Kleid stand ihr besonders gut. Mina wirkte frisch und ein Leuchten ging von ihr aus, dass Lara tief beeindruckte. „Mama?“ fragte sie „bist du… ein Engel?“ Ihre Mutter lächelte ein warmes Lächeln und sprach. „Nicht ganz, aber sowas ähnliches.“ „Bist du wirklich… hier?“ „Reich mir deine Hand, dann siehst du es!“ „Lara streckte leicht zitternd ihre Hand aus und tatsächlich, sie konnte ihre Mutter berühren! „Aber… du bist doch tot!“ rief Lara ungläubig. „Eigentlich müsstest du ein Geist sein.“ „Unsere tiefe Liebe zueinander macht das hier möglich, mein Schatz! Ich bin gekommen, um dir beizustehen und dir zu zeigen, dass ich noch immer für dich da bin, auch wenn ich die irdische Welt verlassen habe.“ „Hat es weh getan… ich meine… das Sterben?“ „Nein, ich habe nichts gespürt. Es ging alles ganz schnell!“ Lara stiegen Tränen in die Augen „Ich vermisse dich und Papa so sehr!“ „Das weiss ich,“ sprach Mina liebevoll und streichelte ihrer Tochter sanft über die, von Tränen benetzten Wangen. „Ich bin gekommen, um mit dir eine Reise zu unternehmen, eine Reise ins Traumland.“ „Dann ist das hier ein Traum?“ „Träume sind nicht weit weg vom Wachen, doch sie ermöglichen uns einen Zugang in eine andere Dimensionen. Komm mit! Ich will dir etwas zeigen! Es ist ein Teil der Welt, in der ich jetzt leben darf.“
Der Strand der glitzernden Muscheln
Wieder nahm Mina Laras Hand und führte sie zu einem golden leuchtenden Tor, dass sich auf einmal inmitten der Pergola geöffnet hatte.
„Da hinter liegt eine wunderschöne Welt mein Kind. Es ist der Strand der glitzernden Muscheln.“ „Der glitzernden Muscheln?“ „Ja ein sehr schönes Meer- Reich, dass ich immer gerne besuche. Schau mal!“
Mina und Lara durchquerten das Tor und traten hinaus auf einen wundervollen Strand. Dieser bestand aus weissem Sand, der vermischt war mit farbigem, glitzerndem Staub, welcher in der Sonne funkelte. „Wie schön!“ rief Lara. „Komm wir gehen hinunter ans Meer!“ Das Mädchen schaute sich erstaunt um. Der Himmel leuchtete tiefblau über ihr und sie sah bereits das klare, türkise Meer in der Ferne auftauchen. Als sie näher ans Ufer kamen, blieb das Mädchen fassungslos stehen. Überall lagen die wundervollsten, vielfältigsten Muscheln herum. Ihr Perlmutt funkelte beinahe genauso, wie der Glitzerstaub den sie überall sahen. Es gab rosafarbene, goldene, silberne, türkise, korallenfarbige, orange, blaue und viele mehr.
„Weisst du noch, als wir zusammen immer Muscheln gesammelt haben, als wir damals das erste Mal am Meer in den Ferien waren?“ fragte Mina ihre Tochter. „Ja natürlich erinnere ich mich! Diese Muscheln hier, sind aber noch viel, viel schöner. Der ganze Strand ist voll davon! Das ist unglaublich!“ „Der Sand glitzert übrigens auch so schön, ist das auch von den Muscheln?“ „Genau! Es ist Muschelstaub. Er hat Heilkräfte. Wenn es dir nicht gut geht, dann leg dich einfach etwas in den Sand und es wird dir besser gehen.“ „Dann tun wir das doch! Machst du mit?“ Ein Strahlen erhellte Minas Gesicht. „Natürlich! Das mache ich oft, besonders dann, wenn du mir gerade sehr fehlst.“ „Du fehlst mir auch Mama. So sehr!“ Wieder stahlen sich Tränen in Laras rehbraune Augen. Ihre Mutter legte den Arm liebevoll um sie: „Sei nicht allzu traurig. Wir sind einander näher als du denkst. Nur ein dünner Schleier verbirgt mich vor deinem Angesicht, doch hier im Traumland kannst du mich immer besuchen. Denk stets daran!“ Lara nickte und ihre Tränen versiegten wieder.
Zusammen legten sich Mutter und Tochter nun in den weichen Sand und während sie in den klaren Himmel schauten und dem sanften Klang der Wellen lauschten, kehrte Friede in Laras trauriges Herz ein. Nach kurzer Zeit fühlte sie sich wunderbar erfrischt und fragte: „Kann ich ein paar dieser Muscheln mitnehmen?“ „Natürlich! Komm wir gehen einige sammeln!“
Das taten sie dann auch und schon bald hatten sie einige der schönsten Muscheln gesammelt. „Die hier, gefällt mir besonders gut,“ sprach Mina, während sie auf eine ziemlich grosse, längliche, sehr schön geschwungene Muschel deutete, die in rosa- und türkisen Farben erstrahlte. „In ihr siehst du ganz deutlich die Spirale. Die Spirale ist Ausdruck der stetigen Entwicklung unserer Seelen. Bedenke, dass ich und dein Vater uns nun auf einer anderen Ebene dieser Spirale befinden. Sie liegt jenseits deiner Wahrnehmung, doch trotzdem ist sie verbunden mit deiner Ebene der Spirale. Zwischen diesen beiden Ebenen, liegt nur ein hauchdünner Schleier und manchmal vermögen wir diesen Schleier zu lüften. Wir sind immer noch da, auch wenn wir uns nicht mehr auf deiner Ebene befinden und wir werden uns eines Tages wahrlich wiedersehen. Bewahre uns einfach in deinem Herzen und verzage nicht! Nun leg dich nochmals etwas hin mein Kind!“ Lara bettete ihren Kopf im Schoss ihrer Mutter und drückte die schöne Muschel eng an sich, dann schlief sie selig ein.