Der größte Nachteil einer Kreabiose ist die Tatsache, dass Symbiwirte ihre Kreaichs ausbremsen und oftmals dazu neigen, Faulheit oder Unsicherheit die Oberhand gewinnen zu lassen. Das ist nicht nur ärgerlich für das Kreaich, sondern kann auch andere Symbiwirte negativ beeinflussen! Deswegen ist es die Pflicht eines jeden verantwortungsbewussten Symbisits, seinen Symbiwirt richtig zu erziehen.
Bevor man mit der Erziehung beginnt, sollte man erforschen, auf welche Belohnungen Symbiwirte ansprechen. Diesen reicht nämlich oft nicht das Gefühl, ein Werk vollendet zu haben, vielmehr wollen sie Lob von außerhalb, Schokolade oder sogar einen freien Abend als Belohnung! Dabei reagieren die Symbiwirte oft sehr individuell auf verschiedene Belohnungen, sodass man im ersten Schritt herausfinden muss, welche Techniken man wirkungsvoll zur Belohnung oder Bestrafung einsetzen kann.
Disziplin
Die wohl wichtigste Fähigkeit, die man einem Symbiwirt antrainieren muss, ist Disziplin. Für diese Wesen ist es aus unerklärlichen Gründen sehr anstrengend, ein paar Worte niederzuschreiben, sodass sie einige Überwindung brauchen, um mit dieser Arbeit zu beginnen.
Diszipliniere deinen Symbiwirt, indem du ihn immer zu bestimmten Zeiten schreiben lässt, so gewöhnt sich der Symbiwirt daran, seinen Inneren Schweinehund regelmäßig zu überwinden, wodurch besagter Schweinehund immer kleiner und schwächer wird.
Senke zudem den Aufwand, den dein Symbiwirt betreiben muss, um zu schreiben. Habe Textdateien oder Notizbücher immer griffbereit. Quäle deinen Symbiwirten nicht mit komplizierter Formatierung oder ähnlichem, bevor der Text nicht fertig ist, und biete ihm Abschnitte an, die er schreiben/überarbeiten kann, um jeden Tag ein kleines Erfolgserlebnis zu haben.
Selbstüberwindung
Symbiwirte besitzen ein natürliches Mitteilungsbedürfnis, allerdings auch eine angeborene Scham, die von ihren Artgenossen verstärkt wird. Dies führt dazu, dass die Symbiwirte unsicher werden, wenn sie etwas neues ausprobieren. Sie wollen es am liebsten alleine erkunden und nicht mit anderen teilen, das steht jedoch im krassen Gegensatz zum Bedrüfnis des Symbisits, gehört, gelesen oder gesehen zu werden.
Deshalb sollte man seinem Symbiwirt einen geschützten Raum bieten, um ihn nach und nach weiter aus dem Schneckenhaus herauszutreiben. Die ersten Texte kann ein Symbiwirt also Freunden oder Familie zeigen, die nächsten unter einem geheimen Pseudonym im Internet verbreiten und immer so weiter, bis man seinen Symbionten schließlich mit einem Megafon auf die Straßen schickt.
Kritikfähigkeit
Auf seiner Reise zum erklärten Ziel aller Symbisiten – Ruhm und Berühmtheit – wird der Symbiwirt unweigerlich auf Hindernisse stoßen, im besonderen Kritik von Artgenossen, die ihn sehr hart treffen kann. Dagegen muss man seinem Symbiwirt ein dickes Fell anerziehen, um Troll-Kommentare von sich abprallen zu lassen, und eine gewisse Nüchternheit, um gut gemeinten Rat zu akzeptieren und anzuwenden.
Hier hilft es am meisten, die Einsicht eines Symbiwirts zu trainieren, außerdem hilft ein Vorbild, wie es auch Hunden beim Lernen von Tricks hilft: Lasst euren Symbiwirt andere Autoren dabei beobachten, wie sie auf Kritik reagieren. Dabei sind gute Vorbilder vorzuziehen, viele Symbwirte merken aber gerade beim Lesen schlechter Beispiele, was sie besser machen können.
Macht euren Symbiwirten klar, dass sie ständig lernen und sich weiterentwickeln. Am besten hebt man einige alte Werke auf, um diese mit späteren Werken zu vergleichen, so sehen die Symbiwirte direkt ihre Weiterentwicklung.
Perfektionismus – und dessen Grenzen
Es ist gut und richtig, Symbiwirte zu neuen Höchstleistungen im Rennen der Kreativität und ihrer Umsetzung anzutreiben. Ein zu hohes Level an Perfektionismus kann jedoch dazu führen, dass einige Sicherungen durchbrennen und der Symbiwirt seine Werke verachtet und vernichtet. Das muss um jeden Preis vermieden werden! Man sollte seinem Symbiwirt bewusstmachen, dass Fehler immer vorkommen und in Ordnung sind, insbesondere bei Werken, für die die Leser (oder andere Konsumenten) nicht bezahlen müssen.
Natürlich ist eine angenehme Form bei der Wiedergabe kreativer Gedanken des Symbisits durch den Symbiwirt unerlässlich, doch sollte die Perfektion dem Symbiwirt niemals im Wege stehen. Vorrangistes Ziel eines jeden Symbisits ist es, gelesen, gehört und/oder gesehen zu werden – nicht unbedingt in perfektester Form.
Vorstellungskraft
Seinem Symbiwirt muss man ebenfalls beibringen, die Signale des Symbisits möglichst unverfälscht aufnehmen zu können. Träume sind dazu eine gute Übungsfläche, da Symbiwirte hier alles, was sie sehen, vorbehaltslos akzeptieren. Leider können sie sich später nicht an besonders viel erinnern, man muss also diese Fähigkeit zum kreativen Sehen auch bei seinem wachen Symbiwirt trainieren – durch Tagträume oder verstärktes Senden von Bildern bzw Metaphern regt man das visuelle Hirnzentrum sowie die kreative Hirnhälfte an und verstärkt so deren Einfluss im Gegensatz zur logischen Gehirnhälfte.
Handwerk
Natürlich muss ein Symbiwirt auch das Handwerk seiner Kunst beherrschen. Könnten wie Kreaichs das, wären wir ja nicht auf diese quengelnden, ständig eine Pause brauchenden Symbiwirte angewiesen! Erhöht das Interesse eures Symbiwirts an trockener Theorie, Grammatik oder Worldbuilding, indem ihr ihm kleine Euphorieblitze sendet, wenn ihm klar wird, dass er dieses oder jenes nutzen kann, um besser zu schreiben (/zu malen/zu musizieren/...).
Krasse Umerziehung
Sollte euer Symbiwirt unglücklicherweise einen falschen Synapsenaufbau besitzen, der eure Arbeit nicht nur blockiert, sondern teils unmöglich macht, müsst ihr beginnen, auf die Grundbedürfnisse eures Symbiwirts auszuwirken. Um die Synapsenstränge zu lösen, braucht es eine Erschütterung von Außen, beispielsweise ein traumatisches Erlebnis oder auch nur eine Fahrt mit einer Achterbahn. Bringt euren Symbiwirten dazu, andere kreative Werke zu konsumieren oder lenkt ihn zu einem ebenfalls in einer Kreabiose lebenden Symbiwirt, um Hilfe von weiteren Symbisiten zu erhalten. Denkt daran: Nichts ist verloren, es gibt keine Synapse, die sich nicht mit einer kreativen Kettensäge und etwas Spucke neu verknüpfen lässt!
Sooo! Das war der Leitfaden zur Pflege und Haltung von Symbiwirten. Ich hoffe, ich habe alles bedacht, für Fragen jeder Art habe ich natürlich immer ein offenes Ohr (außer, ich bin gerade in einer Gestalt ohne Ohren unterwegs. Aber auch dann beantworte ich gerne Fragen.) Insbesondere bei speziellen Problemen mit einem Symbiwirt biete ich meine Hilfe an, aber natürlich auch bei generellen Fragen, die in diesem Leitfaden vielleicht nicht angesprochen wurden.
Ich wünsche euch, liebe Kreaichs, viel Erfolg mit eurem Symbiwirt oder euren Symbiwirten, und mögen eure Ideen überall gehört werden, mögen Tausende eure Welten bereisen!
~ Lyssa