Eine moralische Quest aus dem sandigen Almanach von Wajbaqwinat, basierend auf realen Ereignissen.
"Feuerbohnen"
Mitspieler:
Dhunya Akeeli (Limayeel) - Zwergin, Wissenschaftler (Giftmischer)
Wardah (Dororose) - Mensch, Wissenschaftlerin (Pflanzenforscherin)
Tiibwani (Maxi) - Mensch (Assai), Kriegerin (Pfeil & Bogen)
Rheeji (NickName) - Tiermensch, Krieger (Pfeil & Bogen)
Njola (Lyzian) - Vinpalla-Elfe, Magierin (Naturmagie)
Schon in vorherigen Runden haben die Spieler erfahren, dass im aktuellen Gebiet ein erbitterter Kampf zwischen einer Gruppierung der eingeborenen Assai - den Umihunra - und den Siedlern tobt. Die Umihunra verstecken sich im Gebirge, überfallen und töten aber immer wieder Siedler.
Der Konflikt nahm seinen Anfang offenbar in der dhubyanischen Mission Besh-Nash, wo einige Priester ihren Glauben an die Ureinwohner vermitteln wollten. Also reisen die Spieler an diesen Ort, wo ihnen ein Echostein dabei hilft, Visionen der Vergangenheit zu beschwören. Die Visionen, welche erklären, wie es zum blutigen Ende der Mission kam, sollen hier kurz festgehalten werden. (Immerhin kenne ich meine Spieler!)
Besh-Nash liegt in der Assaistadt Assaitoboe, die inzwischen verlassen ist. Auch die Mission ist nur noch eine verkohlte Ruine, wo vor 42 Jahren alle Bewohner getötet wurden. Einige Siedler wohnen noch in der Nähe der Stadt, geben aber keine Auskunft.
An speziellen Punkten vibriert allerdings der Echostein und leitet die Spieler vom Fluss in die ehemalige Mission, zu den Feldern und der Siedlung der Assai:
Am Fluss:
Auf dem Fluss erscheint plötzlich ein Schiff, während die Siedlung um euch herum verschwindet. Das Schiff landet an und ihr geht näher heran. Mehrere Mooselfen gehen von Bord, die von weiteren Mooselfen erwartet wurden. Ihr kommt gerade noch rechtzeitig, um die Begrüßung zu hören, die nur einem der Mooselfen vom Boot gilt.
"Ah, M'bara Adeus! Es ist eine Ehre, Euch in Besh-Nash begrüßen zu dürfen! Bitte, folgt mir, ich zeige Euch Eure Gemächer!"
Die Gruppe setzt sich in Bewegung, fort vom Fluss.
Treppe zur Mission:
Vor der Treppe zur Ruine seht ihr mit einem Mal eine Prozession aus Mooselfen, die eine mit einem Tuch bedeckte Bahre tragen. Ihre Gesichter sind ernst und wie versteinert. Ihr hört das regelmäßige, erdige Geräusch einer Schaufel und seht einen weiteren Elfen, der ein Grab aushebt.
Die Bahre wird abgesetzt, einer der Träger stützt sich ab.
"Geht es dir gut?", fragt ein anderer leise und fühlt seine Stirn. "Du kriegst Fieber."
"Es ist sicher das dhubyanische Fieber - nicht, was immer die Assai haben!", antwortet der Kranke beklommen.
Als das Echo verblasst, könnt ihr die Hügel neben der Treppe noch immer erkennen. Es sind mehr geworden, neun insgesamt.
Eingang der Mission:
Die verkohlten Balken der Ruine richten sich wieder her, helle Tücher bieten Schutz vor der Sonne. Heiß muss es hier aber auch gewesen sein: Ihr steht in einer Küche, wo Mooselfen dampfenden Tee aus großen Bottichen schöpfen, mehrere riesige Feuer brennen. Rings um euch sind mehrere lange Schlangen verschiedener Siedler aufgetaucht, die sich offenbar mit Tonkrügen anstellen.
Eine laute Stimme übertönt das angespannte Gemurmel. "Ich will aber mit Adeus persönlich sprechen! Mein Vater wird immer schwächer, er muss etwas tun. Er ist doch Heiler, oder nicht?"
"Das stimmt, Ma'am", antwortet ein junger Mooself aus der Küche einer wütenden, bereits etwas älteren Menschenfrau. "Aber Herr Adeus ist im Moment nicht in der Mission. Tut mir leid."
Haupthalle der Mission:
Die frühere Pracht dieser Halle wird erneut lebendig, als ihr den Echostein verwendet. Drei mit goldenem Wachs überzogene Statuen in der Mitte zeigen einen Elefanten, einen Panter und einen Affen. Davor befindet sich ein Podest, an dem der Mooself steht, den ihr bereits gesehen habt: Adeus. Während unzählige Siedler und einige Assai auf bunten Teppichen vor ihm knien, intoniert er voller Inbrunst: "Und lasst uns zum Abschluss unsere Gebete an Torobari richten. Ich bitte dich, Torobari, wende deinen Blick ab von den Assai und lasse sie noch eine Weile länger Sarasis Wunder betrachten. Welchen Zorn du auch auf sie empfindest, wir flehen dich an, ihnen die Gnade zu zeigen, die du uns erweist."
Kleine Kammer neben der Halle:
Adeus und zwei andere Elfen sitzen an einem Tisch und spielen Karten. Ein Blick auf die Karten zeigt euch Zeichnungen von Tieren oder Gestalten in Begleitung von Tieren. Eine Karte kommt euch bekannt vor: Sie zeigt Koaneneth, dessen Statue bei Haus Blutschrei eure Felder bewacht. Offenbar zeigen alle Karten dhubyanische Götter. Sie haben einen weißen, schwarzen oder blauen Rand, einige Karten sind auch ganz in diesen Farben eingezeichnet.
Dann wird die Tür plötzlich aufgerissen und ein atemloser Assaijunge stürmt herein. Er stutzt kurz.
„Ihr müsst sofort mitkommen!“
„Was gibt es?“
„Die Tochter des Häuptlings, Herr … es geht ihr immer schlechter. Wir fürchten …“
Adeus lässt die Karten fallen und folgt dem Jungen hinaus. Seine Karten zeigen einen schwarzen Panter, alle anderen Karten sind schwarz oder schwarz umrandet.
In einem verfallenen Zimmer:
Das Zimmer war einst sehr prächtig, mit einem großen Bett, hübsch verzierten Vorhängen und einer Anrichte mit Obst. Es ist dunkel, als sich das Echo vollständig bildet, aber ihr könnt blass eine Gestalt im Bett schlafend erkennen. Plötzlich stürmt jemand herein. Ein Assai, in dessen Haar kupferne Plättchen klimpern. Er beugt sich über den Schlafenden und stößt ihm einen Dolch in den Hals. Dann erstickt er das Gurgeln des Erwachten mit der Hand.
Als die Vision verblasst, glaubt ihr, die Blutlache noch als dunklen Schatten auf dem Boden zu sehen.
Am Bach:
Adeus läuft den Bach entlang. Schweigend und ab und zu nickend hört er einem Assai zu, der auf verschiedene Pflanzen deutet und über sie erzählt. Wo sie wachsen, ob sie schmecken oder giftig sind, wo sie eingesetzt werden.
Dem Elfen fallen immer wieder die Augen zu, er wirkt müde, sein Gesicht ist ausgelaugt. Dennoch merkt er bei einer Pflanze auf.
"Hilft sie gegen Fieber?"
Der Assai zögert. "Nicht, dass ich wüsste."
"Die Blüten und was Ihr beschreibt erinnert mich an unsere violette Geckoblume, die nutzen wir für solches Fieber." Von Tatendrang gepackt, springt er nach vorne und pflückt ein paar Blüten. "Ich muss es ausprobieren!"
Während er pflückt, bemerkt ihr mehrere Zelte im Hintergrund der Vision. Als das Echo verblasst, ist dort, wo die Zeltstadt stand, nur noch Gras zu sehen.
Bei den Feldern:
Vor euch erscheint das Innere eines Zeltes. Ein Kind, offenbar im Fieber, liegt auf mehreren Fellen, seine Mutter hockt auf der Erde daneben. Beide sind Assai.
"Ich will nicht schlafen", wimmert das Kind.
"Du musst", antwortet die Mutter. Sie hält eine Schale mit Mörser und gibt dem Kind nun etwas von dem zerstoßenen Brei zu essen.
"Nein! Nein!" Das Kind versucht, sich zu wehren. "Ich will nicht schlafen! Will nicht ..." Seine Lider flattern, seine Glieder erschlaffen. Gleich darauf atmet es wild und wirft den Kopf im Traum wimmernd hin und her.
Die Mutter bricht in Tränen aus, als das Kind im Schlaf zu schreien beginnt.
Vor der Stadt:
Der Mooself Adeus sitzt im Schneidersitz auf der Erde und zeichnet vor einigen neugierigen Assai in den Sand.
"Wir haben drei Götter: Sarasi, die Elefantenmutter, die für das Leben steht. Torobari, den Pantervater, der für den Tod steht. Und das Affenkind Dajapaik, das Unsinn macht."
Die Assai lachen. Kinder, die Unsinn machen, sind ihnen vertraut.
Adeus holt mehrere große Spielkarten hervor. "Das ist Lengba. Die Karten können genutzt werden, um die Zukunft zu sehen, aber das darf man nur in mächtigen Ritualen tun, denn sie sind sehr, sehr heilig!" Er hebt mahnend den Finger, dann mischt er und zieht eine Karte.
"Oh, zum Glück war das kein Ritus. Hier haben wir nämlich Torobari, den schwarzen Panter. Das wäre ein schlechtes Omen."
In der Stadt:
Adeus steht plötzlich direkt vor euch, umringt von einigen Assai.
"Also, eine Epidemie heißt, dass es eine schlimme Krankheit ist. Es ist nur ein großes Wort für Krankheit. Aber daran sind bestimmte Maßnahmen geknüpft. Wir werden drei Gruppen bilden." Er demonstriert es mit den Händen. "Einmal die Kranken. Sie sollen viel Abstand zu allen anderen haben und niemand darf in das Lager hinein oder hinaus - nur ich werde gehen, und die Heiler. Dann gibt es eine Gruppe für die Genesenen." Er bemerkt fragende Blicke. "Die Leute, die krank waren, aber jetzt gesund sind."
Die Assai nicken verstehend.
"Wir behandeln wie gehabt. Es scheint ja zu helfen. Tee, kalte Wickel und natürlich Mohn, damit die Kranken schlafen. Die wahre Gefahr ist der Schlafmangel." Er macht eine wegwerfende Bewegung. "Ich schweife ab. Wir machen noch eine Gruppe für die, die noch nicht krank waren. Am besten draußen, wo auch das Zelt des Häuptlings steht, dort ist Platz für ..." Er weist zurück zu den Feldern. Die Vision verblasst.
Im Häuptlingszelt:
Ihr steht in einem großen, prächtig bemalten Zelt. Adeus kniet in der Mitte, den Kopf gesenkt. Er wirkt abgemagert. Ihm gegenüber sitzt ein Assai mit auffälligem Kopfschmuck, dessen Gesicht von tiefen Linien des Grams durchzogen ist. In den Schatten am Rand bezeugen ausgezehrte Assai das Gespräch, die Gesichter gezeichnet von Gram. Doch unter ihnen bemerkt ihr das Kind von zuvor.
"Häuptling Apephianai", beginnt Adeus respektvoll. "Es tut mir so unendlich leid, aber ... Eure Tochter, sie ..." Er seufzt, während der Häuptling ihn nur wie versteinert ansieht. "Ich kann mir nicht vorstellen, welches Leid Ihr empfindet. Wenn ich Euch irgendwie helfen kann, sagt es mir. Als Priester bin ich auch für die Seelsorge ..."
"Ihr hättet sie heilen sollen. Dafür seid Ihr doch ein Medizinmann!", erwidert der Häuptling mit finsterer Stimme.
Adeus senkt den Kopf tiefer. "Es tut mir leid."
Ende:
Häuptling Apephianai sitzt im Kreise seines Stammes. „Ein Medizinmann soll sich mit Leib und Seele für das Wohl seines Stammes einsetzen. Wer seinem Schutz anvertraut wurde, den muss er vor allen üblen Geistern beschützen.“
„Er ist kein Heiliger Mann“, sagt einer der Krieger. Ihr habt ihn in der Vision des Kartenzimmers gesehen. „Ich sah ihn, wie er mit den Lengba-Karten um Geld spielte.“
Ein Raunen geht durch die versammelten Kämpfer, die im Fackelschein bedrohlich wirken.
„Und ich sah“, meldet sich ein anderer Assai, „wie ein Kind Gaben vom Schrein stahl. Er sah es ebenfalls und tat nichts dagegen.“
„Die Grünen sagen das eine und tun das andere“, stellt Häuptling Apephianai fest. „Ich sage: Wir können ihm nicht vertrauen! Adeus-Abashmudhes genießt nicht länger unsere Freundschaft. Er soll gerichtet werden.“
„Muw!“, stimmen die Krieger zu.
Der Häuptling nimmt eine Platte vom Boden, die in der Mitte des Zeltes gestanden hat. Darauf liegen dicke, rote Bohnen, die im Licht der Flammen schimmern.
Stille senkt sich über die Versammlung.
„Die Grünhäute kommen in unser Land und bringen ihren falschen Glauben mit“, spricht Häuptling Apephianai feierlich. „Ihnen folgt Verderben für alle, die ihnen die Hand in Freundschaft reichen. Und nun wollen sie unser Land stehlen.“ Er senkt die Platte wieder. „Wer ist bereit, unser Land mit Blut zu befreien?“
Nacheinander essen die Krieger die offenbar scharfen Bohnen mit verzogenen Gesichtern. Dann spucken sie die roten Kerne in ihre Hände, verreiben sie zu einem pulverigen Brei und ziehen sich Linien über die Haut, wobei mancher vor Schmerz zischt oder zusammenzuckt.