Die erste Epoche und deren Liebesdichtung, die hier genauer betrachtet werden soll, ist das Mittelalter. Es lässt sich grob zwischen 500 und 1500 datieren, jedoch fällt der epochale Augenmerk hier auf das Hochmittelalter des 12. Jahrhunderts, in dem der Minnesang, wie die mittelalterliche Liebeslyrik bezeichnet wird, seine Blütezeit hatte (7). Das Wort Minne hat seine Wurzeln im Mittelhochdeutschen, wo es „mittelhochdeutsche[n] und althochdeutsche[n] Belege[n] [zufolge] […] für die lateinischen Begriffe amor, caritas, gratia, fraternitas, auxilium, consilium und inspiratio stehen kann (8).“ Jedoch wird dieser Begriff in Zusammenhang mit der mittelalterlichen Liebesdichtung erst im 18. und 19. Jahrhundert erst wieder entdeckt und genannt. Im Grunde kann Minnelyrik genau so definiert werden, wie die Zusammenhänge aus der Lateinischen Sprache es schon teilweise vermuten lassen, nämlich als „karitativ, freundschaftlich, erotisch und sexuell“. Hierbei steht zwar die Beziehung zwischen zweier Menschen im Vordergrund, jedoch nach Schulze auch „freundliches Denken“ zwischen Gott und dem Menschen gemeint sein kann (9). Einfach ausgedrückt bezeichnet die Minnelyrik „eine positive emotionale Sympathie (10)“. Ihren Ursprung hat die mittelalterliche Liebesdichtung allerdings in Frankreich, fand ihren Weg jedoch von der Provence über Nordfrankreich ihren Weg in den deutschsprachigen Raum. Ab diesem Zeitpunkt wurden auch die Verse auch, nicht mehr wie gewöhnlich in lateinischer, sondern in mittelhochdeutscher Sprache verfasst (11).
Auch das romantisierte Bild des Mittelalters von tapferen Rittern, die edle Burgfräulein besangen und sie umwarben, ist typisch für die Zeit der späten Mitte des 12. und13. Jahrhunderts (12). Männer, meist von Adel, aber auch nach und nach mehr die einfachen Standes zogen von Burg zu Burg und besangen die Schönheit und den Anmut einer höhergestellten Dame. Begleitet wurde das Ganze durch Instrumente wie die Laute, Harfe oder Fidel (13). Nun gibt es aber verschiedene Möglichkeiten, wie so ein Minnesang ausgehen möchte. In der ursprünglichen Form, die hohe Minne genannt wird, wirbt der Sänger um seine Angebetete, jedoch soll dies nur ein unerfülltes Begehren bleiben, was auch die Intention der Minnesänger war. Es sollten keine unkeuschen Gedanken gehegt werden, sondern der Augenmerk lag einzig und allein auf der unschuldigen Verehrung der Dame. Außerdem ist diese immer von höherem Stand. Walther von der Vogelweide, der wohl bekannteste und berühmteste Minnesänger, sowohl seiner Zeit wie heute, fand in dem Ideal der hohen Minne irgendwann keinen Reiz mehr und erfand so die niedere Minne (14). Er schrieb sogenannte Mädchenlieder, wovon eines davon hier noch genauer betrachtet wird. Diese Werke thematisieren das Liebesverhältnis zwischen einem Mädchen und ihrem Geliebten, wobei hier jedoch kein spezieller gesellschaftlicher Stand genannt wird. In diesem Falle ist die Angebetete aber eher von niederem Stand (15), anders als in der hohen Minne. In den hier erwähnten Mädchenliedern Walthers von der Vogelweide ist eine weitere Besonderheit, dass das Geschehen nunmehr nicht aus der Perspektive des werbenden Mannes, sondern aus der des Mädchens berichtet wurde. Darüber hinaus stand in der niederen Minne nicht nur das Freien, sondern auch die Eroberung der Dame im Vordergrund. Für diese Thematik erntete er seinerzeit viel Kritik von der höfischen Gesellschaft, denn nicht nur die körperliche Vereinigung innerhalb, sondern auch außerhalb der Ehe (16) war zentraler Aspekt der niederen Minne und dies damals als recht unschicklich angesehen wurde. Der Vollständigkeit halber soll hier noch die ebene Minne kurz angeführt werden; hierbei handelt es sich um eine Art der Minne, die sich zwischen der hohen und der niederen befindet. Anders als bei den anderen beiden Formen der Minnelyrik sind hier – wie der Name schon sagt – beide Partner gleichgestellt. Das Werben des Mannes steht im Hintergrund. Und auch wenn das Mädchen nicht höfisch ist, werden ihr doch „höfische Tugenden zugeschrieben: Treue, Beständigkeit und innere Güte (17).“ Gerade bei Walther von der Vogelweide, wessen Werk hier noch genauer betrachtet werden soll, ist es schwer, eine klare Grenze zwischen diesen drei Gattungen zu ziehen.
Beispiele für die hohe und die ebene Minne sollen hier nun an jeweils einem Beispiel angeführt werden.
_______________________________________________________________________
7 Vgl. N.N.: www.ritterturniere.com/de/blog/geschichte/die-minne-und-der-minnesang-im-mittelalter.html, zuletzt recherchiert am 4.01.2017.
8 N.N.: http://143.50.35.73/wiki/index.php/Minne, zuletzt recherchiert am 4.01.2017.
9 Vgl. Ebd.
10 N.N.: http://www.ritterturniere.com/de/blog/geschichte/die-minne-und-der-minnesang-im-mittelalter.html, zuletzt recherchiert am 4.01.2017.
11 Vgl. Ebd.
12 Vgl. N.N.: https://www.inhaltsangabe.de/wissen/literaturepochen/hochmittelalter/, zuletzt recherchiert am 4.01.2017.
13 Vgl. N.N.: http://www.ritterturniere.com/de/blog/geschichte/die-minne-und-der-minnesang-immittelalter.html, zuletzt recherchiert am 4.01.2017. 14 Vgl. Titze, Tatjana: http://www.grin.com/de/e-book/109461/hohe-und-niedere-minne-im-vergleich, zuletzt recherchiert am 3.01.2017.
15 Vgl. Klaas, Katharina: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/du-bist-min-ich-bin-din-100.html, zuletzt recherchiert am 3.01.2017.
16 Vgl. Titze, Tatjana: http://www.grin.com/de/e-book/109461/hohe-und-niedere-minne-im-vergleich, zuletzt recherchiert am 3.01.2017.
17 N.N.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ebene_Minne, zuletzt recherchiert am 3.01.2017.