Prompt: Bild eines beleuchteten Tannenbaums in einem Mini Cooper https://www.pinterest.de/pin/406520303867657962/
"Cody? Wir haben ein ernsthaftes Problem!!!", schrie mir Marys Stimme aus dem Handy entgegen. Irritiert nahm ich das Gerät von meinem Ohr weg und starrte es an. Meine linke Augenbraue wanderte hoch und verschwand vermutlich mal wieder unter meinem Pony.
"Was auch immer das Problem ist, Mary, es ist kein Grund mich anzuschreien", sagte ich und fuhr mir mit der rechten Hand durchs Haar, zerstörte meine Frisur damit, aber letztendlich war es mir egal. Das konnte ich später wieder richten. "Erzähl mir lieber in Ruhe, was passiert ist", forderte ich sie einen Moment später auf.
"Jasmine hat es geschafft unseren Tannenbaum abzufackeln und die Bude beinahe mit. Hier stinkt es wie sau und ich hatte Glück, dass ich wenigstens unseren Braten noch retten konnte, bevor die Feuerwehr angerückt ist. Und jetzt kommen meine Eltern in zwei Stunden und ich hab keine Ahnung, wie ich das alles gerade rücken soll, Cody … ich brauche Hilfe", plapperte Mary aufgeregt.
Automatisch krallten sich meine Finger in meinem Haar fest und ich seufzte. Jasmine war aber auch wirklich eine Chaosqueen, die es immer wieder schaffte alles und jeden zu zerstören.
Zum Glück waren meine Eltern gestern schon dagewesen, also konnte ich den beiden Grazien aushelfen. "Pass auf. Ihr macht das Wohnzimmer sauber und beseitigt was die Feuerwehr hinterlassen hat. Mary, du kümmerst dich weiter ums Essen und ich seh zu, dass ich euch nen Baum organisiere", wies ich sie an.
"Wo willst du denn heute nen Baum herbekommen?", fragte Mary entgeistert.
"Lass das meine Sorge sein und jetzt ab in die Küche mit dir. Ich werde vor deinen Eltern da sein, okay?"
Statt einer Antwort hörte ich ein Freizeichen. Kopfschüttelnd steckte ich mir mein Handy in die Hosentasche und blickte dann meinen Tannenbaum an. Das Riesending musste ich jetzt irgendwie nach draußen und in mein Mini Cooper Cabrio kriegen. Kurzentschlossen weckte ich Matteo, meinen Mitbewohner mit gewissen Vorzügen. Der hatte zwar gestern bei der Weihnachtsfeier mit meinen Eltern zu viel Eggnog genossen, aber da musste er jetzt durch.
"Komm … ich brauch deine Hilfe. Wir müssen unseren Tannenbaum ins Auto packen und zu Mary und Jasmine bringen", sagte ich.
"Hä? Aber die ham doch ein'", nuschelte Matteo verschlafen und fuhr sich mit einer Hand über die Augen.
"Hatten. Jasmine hat das Ding abgefackelt und Marys Eltern kommen in zwei Stunden zum Essen", erwiderte ich mit dem Wissen, dass ihn diese Aussage rasch wecken würde.
"Dafuq?"
"Ja, so hab ich auch geguckt", erwiderte ich und half ihm in warme Sachen zu schlüpfen. Auf dem Weg ins Wohnzimmer tauschten wir einige hungrige Küsse, bevor wir uns zusammenrissen und den Tannenbaum nach draußen trugen. Es war eine logistische Meisterleistung den Baum bei Schnee und Glätte in mein Cabrio zu packen. Aber es gelang uns.
"Willst du mit?", fragte ich Matteo, der meinen Wagen skeptisch ansah.
"Ist wohl besser oder traust du Jasmine zu, dass sie dir hilft das Ding in die Wohnung zu tragen ohne euch beide umzubringen?", erwiderte er und quetschte sich auf den Rücksitz hinter mir.
Ich schüttelte lachend den Kopf und wenig später waren wir mit meinem roten Flitzer unterwegs. Ich schickte Mary eine WhatsApp, als wir unten vor ihrer Haustür geparkt hatten und bat sie, die Tür für uns zu öffnen.
Die Tür öffnete sich ungefähr zwei Minuten nachdem Matteo und ich den Tannenbaum samt Deko aus dem Wagen gepuzzelt hatten ohne dabei alles vollzunadeln.
Mary starrte uns sprachlos an. Jasmines Stimme war aus dem Hintergrund zu hören und als Mary ihr keine Antwort gab, tauchte sie an ihrer Seite auf und starrte uns ebenfalls an.
"Wo habt ihr den denn geklaut?", fragte sie verblüfft.
Ich grinste breit. "Nirgendwo. Das ist unserer, aber der wird nicht mehr gebraucht. Unsere Eltern waren gestern zum Essen da", erwiderte Matteo und zwinkerte den beiden jungen Damen zu.
"Macht mal den Weg frei. Ganz so leicht ist das Ding dann doch nicht", bat ich, nachdem wir die Treppen halb erklommen hatten.
Die beiden Mädels machten Platz und Matteo und ich manövrierten den Baum ins Wohnzimmer. Am Boden lag eine Plane, die den dicken Brandfleck verbergen sollte, aber es roch doch sehr angesengt trotz der geöffneten Fenster. Dagegen konnten wir auf die Schnelle nicht viel machen, aber wir platzierten den Baum so, dass man von dem Schaden nichts sah.
Dann halfen wir Jasmine noch die Möbel ein wenig umzustellen, so dass es nicht mehr so dramatisch aussah wie bei unserem Eintreffen.
Mary hatte unterdessen ihren Braten und die Beilagen wieder in Angriff genommen.
Matteo und ich wollten schon wieder gehen, als Mary uns aufhielt.
"Bleibt doch bitte. Meine Eltern sind gleich hier und wenn sie euch davonfahren sehen, schimpfen sie nur, weil sie denken, dass wir euch rausgeschmissen haben. Wir können heute auch alle gemeinsam feiern und den Tag zusammen genießen", sagte meine beste Freundin und ich sah kurz zu Matteo, der schließlich seinen Arm um mich legte, mir einen Kuss gegen die Schläfe drückte und nickte.
"Okay, wir bleiben. Aber wie erklärst du unseren Aufzug?", fragte ich sie.
Mary grinste. "Ganz einfach. Ihr seid spontan hier eingefallen", meinte sie.
"Damit kann ich leben", meinte ich.
"Solange niemand versucht mir eine Liaison mit dir oder Jasmine anzudichten", murmelte Matteo.
Ich küsste ihn sanft auf die weichen Lippen und zwinkerte ihm zu. "Honey, so wie wir aussehen, würde niemand glauben, dass wir mit Fashionista Jasmine was angefangen haben und Mary und ich sind schon so lange befreundet, ihre Eltern wissen, wie es um meine und ihre Sexualität bestellt ist. Die werden mit einem Blick wissen, dass du zu mir gehörst", beruhigte ich ihn.
Jasmine lachte nur und wandte sich dem Tannenbaum zu, um, wie sie murmelte, noch ein paar Dinge zu richten.
Ein entsetztes "Nein!" war unsere gemeinsame Reaktion und zu dritt tackleten wir Jasmine zu Boden. Für einige Sekunden herrschte Totenstille in der Wohnung, abgesehen von der schrecklichen Weihnachtsmusik aus der Küche. Dann brachen wir alle in schallendes Gelächter aus.
Genau so fanden uns Marys und Jasmines Eltern einige Minuten später vor. Sie schüttelten ihren Kopf über verrückte Studenten, fragten aber nicht nach, was genau wir eigentlich angestellt hatten. Überhaupt stellten sie wenige Fragen an diesem Tag. Zum Glück, sonst hätte Jasmine vermutlich Stubenarrest bis an ihr Lebensende bekommen.
~Ende~