Nachgeschrieben am: 17.12.2019 von 17:05 Uhr bis 17:55 Uhr
Der Prompt: Flockentanz
Flockentanz
„Kaito, warte doch!“, rief ihm sein Partner hinterher, doch er hatte bereits das Grundstück verlassen, und war im Schneetreiben verschwunden. Shinichi stand unschlüssig vor der Tür der Hütte und beobachtete den Tanz der stetig vom Himmel fallenden Schneeflocken. „Hm, er wird hoffentlich nicht weit gehen..“, redete er sich ein und schloss die Tür wieder.
Er setzte sich wieder an den Küchentisch, auf welchem er Laptop und Unterlagen ausgebreitet hatte. Nur noch der eine Fall… Kommissar Megure braucht dringend diese Informationen…, redete er sich ein, um sich abzulenken.
So wurde es Nachmittag und es begann zu dämmern. Kaito war noch immer unterwegs…
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Der Magier lief noch immer durch die verschneiten Wege des Waldes. Zumindest war er vor einer Weile noch auf einem Weg gewesen. Mittlerweile waren diese zugeschneit und er konnte kaum noch erkennen, ob er auf einem der Pfade, oder so durch den Wald lief. Verdammt… Ich glaube, ich hab mich verlaufen…, dachte er und lachte bitter auf. Shinichi brütet sicher noch über seinen Fällen, vermutete er, und lag damit richtig. Langsam keimte die Angst, gar nicht mehr zurück zu finden, in ihm auf. „Ganz ruhig Kaito… Denk an dein Pokerface...“, sprach er sich Mut zu. „Irgendwo muss ich ja raus kommen, und dann kann ich jemanden fragen, wo es zurück geht. Wenn ich nicht im Kreis laufe...“ Beklommen sah er sich um, und meinte, seine bereits leicht verschneiten Fußspuren vor sich zu sehen.
Doch ein Kaito Kuroba gab nicht auf. Niemals. Er schlug mit Absicht einen nicht betretenen Pfad ein. Es begann zu dämmern, und der Schneefall wurde immer stärker. Kaito schaltete die Taschenlampenfunktion seines Handys ein. Damit ist das Ding wenigstens noch zu etwas nütze.. Wenn ich schon keinen Empfang habe.. Er beobachtete, wie die Flocken im Lichtkegel tanzten, doch besann sich dann darauf, dass er schnell wieder zur Hütte finden sollte. Der Magier begann trotz der dicken Jacke zu frieren. Auch seine Füße fühlten sich immer mehr wie Eisklumpen an. Kaito fuhr sich durch die nassen Haare, schüttelte die Schneeflocken ab.
Er wusste nicht, dass er sich immer tiefer im Wald verlief… Und langsam ließen seine Kräfte nach. „Wie konnte ich nur so blöd sein, einfach los zu laufen…“, sagte er leise zu sich. Sein Körper zitterte und versuchte so, etwas Wärme zu bekommen. Kaito sank entkräftet an einem Baum herunter, bis er an dessen Stamm zum Sitzen kam.
„Wieso mussten wir uns schon wieder streiten, Shinichi…
Was ist nur schief gelaufen, bei uns…?
Sind wir doch nicht füreinander bestimmt, wie wir es vor ein paar Monaten noch gedacht haben?“,
fragte er sich, während eine Träne über seine Wange lief.
„Ist das mein Ende hier?“,
war das letzte was er dachte, bevor er ohnmächtig zur Seite sank. Er bemerkte nicht, dass ein weiterer Lichtkegel die einsetzende Dunkelheit erhellte…
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Shinichi hielt es nicht mehr aus. Seine Sorge um Kaito drängte ihn zum Handeln. Er schnappte sich seine Sachen und die Autoschlüssel, sowie eine Taschenlampe, und machte sich auf den Weg. Er hoffte, dass Kaito auf einem der Wege geblieben war, sodass er ihn finden könnte. Was mache ich, wenn er tief in den Wald gegangen ist? Ich muss ihn einfach finden…, dachte er, und biss sich nervös auf die Unterlippe.
Er hatte Schwierigkeiten, mit dem Auto voran zu kommen, so hoch lag der Schnee bereits. Die Scheibenwischer liefen unablässig über die von ihm frei gewischten Scheiben. Shinichi wurde immer unruhiger, sein schlechtes Gewissen nagte an ihm.
„Hätte ich doch nur nicht wieder Streit provoziert… Er hat Recht, wir sollten gemeinsame Zeit genießen, und nicht arbeiten...“ Der Detektiv schlug vor Wut auf sich und Verzweiflung auf das Lenkrad. Er schaute auf sein Handy und bemerkte, dass immer noch kein Empfang da war. „Kein Wunder, bei dem Wetter...“, sagte er spöttisch zu sich.
Er fuhr, für ihn gefühlte Stunden, durch die einsetzende Dunkelheit. Doch plötzlich versperrte ihm ein umgefallener Baum den weiteren Weg. Irgendetwas drängte Shinichi, auszusteigen und sich umzusehen. Der Detektiv leuchtete die Gegend mit der Taschenlampe ab, und bemerkte tatsächlich etwas Ungewöhnliches.
Er eilte so schnell es ging hin, und entdeckte tatsächlich seinen im Schnee liegenden Partner. Seine Angst stieg, als er den leblosen, kühlen Körper berührte. Er fühlte den Puls, sowie seine Atmung und stellte erleichtert fest, dass beides noch vorhanden war. Mit etwas Mühe hob er Kaito hoch, und trug ihn ins Auto. Drinnen drehte er die Heizung höher. Er versuchte ihn wach zu bekommen, doch es scheiterte. Zudem machten ihm die blau angelaufenen Lippen des Magiers Sorgen, sowie dessen niedrige Körpertemperatur.
„Ein Krankenhaus gibt es hier weit und breit nicht. Anrufen kann ich nur von der Hütte aus, vorausgesetzt dort habe ich Netz. Ich muss ihn zur Hütte bringen, und aufwärmen… Und zwar schnell“, schlussfolgerte er.
Zurück in ihrer Unterkunft, brachte Shinichi seinen Partner schnell hinein. Er legte einige Holzscheite in den Kamin, und machte ein Feuer, das bald den Raum erwärmte. Vorsichtig befreite er den Magier von seinen nassen, kalten Sachen, und hüllte ihn stattdessen in alle Decken, die er finden konnte.
„Kaito, bleib bei mir, bitte...“, sorgenvoll prüfte er immer wieder Atmung und Puls. Doch der junge Mann wurde nur langsam wärmer.
Shinichi saß bei seinem Partner, und wich nicht von dessen Seite. Er beobachtete ihn genau, und streichelte über seine kalte Wange, als Kaitos Augenlider zu flackern begannen…
„Mir ist kalt...“, murmelte der Magier undeutlich. Doch sein Partner hatte ihn verstanden. Da kam ihm noch eine Idee, wie er Kaito aufwärmen konnte.
„Ich bin gleich wieder bei dir“, versicherte er ihm, drückte die Hand seines Partners.
Schnell rannte Shinichi in die Küche, und kramte ihre Vorräte, sowie einen Topf hervor…