POV Commander Nathan Turner
Ich verspürte nie den Drang eine Familie zu gründen. Meine militärische Karriere stand immer an oberster Stelle. Trotzdem war mir meine kleine Schwester immer wichtig gewesen, weshalb ich auch nicht begeistert war, als sie diesen finsteren Kerl anschleppte.
Reneta hatte einen Hang zu dieser Sorte Mann. Je düsterer, desto mehr gefielen sie ihr. Ich hasste diese Badboys, denn sie waren mehr Schein als Wirklichkeit. Einen hatte ich sogar dazu gebracht sich einzunässen, als ich nur kurz mit ihm allein war und ihm meine geladene Pistole an die Schläfe hielt. Den sahen wir nie wieder.
Dieser Kerl war aber anders. Er strahlte eine finstere, bösartige Aura aus. Er war mir unheimlich. Renata hingegen vergötterte ihn, schwärmte von ihm. Dabei bekam ich einen Würgereiz. Sie nannte mich deswegen kindisch.
Vermutlich zu recht. Romantik lag mir einfach nicht. Ich führte ab und an auch Frauen aus, aber zu mehr als ein bisschen Spaß in der Nacht kam es nie.
Renata verbrachte viel Zeit mit diesem Mann, der sich uns als Nikolai Stark vorstellte. Ein seltsamer Name, dachte ich mir. Der ganze Kerl war ja auch merkwürdig.
Nach einem halben Jahr kam es dann so, wie es kommen musste. Meine kleine Schwester wurde schwanger. Nikolai hatte den Anstand, um ihre Hand anzuhalten. Da unsere Eltern bereits tot waren, musste ich dem zu stimmen, was ich nicht tat. Das hielt sie aber natürlich nicht davon ab, mit ihm durch zu brennen.
Ich versuchte zu den beiden Kontakt herzustellen. Ohne Erfolg. Also ließ ich sie ihr Leben führen, wie sie es für richtig hielt. Ich kümmerte mich währenddessen weiter um meine Karriere.
Ich hörte fast zwei Jahre nichts von ihr. Sie und Nikolai standen plötzlich in meinem Büro auf dem Militärstützpunkt. Ich wunderte mich, wie sie überhaupt hier rein kamen, denn Zivilisten war es nicht gestattet.
„Ich muss mit dir reden“, sagte Nikolai ruhig.
Ich sprang wütend auf. „Was bildest du dir ein? Du entführst meine Schwester und kommst einfach auf einen gesicherten Stützpunkt…“
Mit einer Geste brauchte er mich zum Schweigen und das wortwörtlich. Ich bekam auf einmal keinen Ton heraus.
„Du musst mir gut zu hören, denn es geht um die Existenz der Menschen.“ Er und Renata setzten sich auf die Stühle vor meinem Schreibtisch. Auch ich setzte mich wieder, versucht ruhig zu bleiben. Mit einem Nicken bedeutete ich ihm weiter zu sprechen. Und was er mir dann erzählte war mehr als abstrus. Er sei ein Vampir und innerhalb der Gesellschaft käme Unfrieden hoch. Er verlangte, ich solle mich darauf vorbereiten und unterhalb der Stadt eine riesige Anlage bauen.
Ich lachte ihn aus. „Du bist ein Vampir und die anderen Vampire wollen uns vernichten? Woher soll ich bitte das Geld nehmen, um diese Anlage zu bauen?“
„Darum mach dir keine Sorgen. In drei Jahren komme ich wieder und dann müssen wir los legen. Suche dir bis dahin Leute aus, denen du vertraust.“
Mir klappte der Mund auf. Darauf wusste ich nichts zu erwidern, außer dass er wahnsinnig sein muss, aber ein Blick auf meine Schwester zeigte mir, dass es wohl stimmte. Sie saß mit ernstem Gesichtsausdruck neben ihm.
Ich seufzte. „Gut. Ich werde Leute zusammen stellen, denen ich traue.“
Zufrieden verschwanden sie wieder.
Wie versprochen kamen sie drei Jahre später wieder zu mir. Sie waren zu dritt. Ein kleines Mädchen, etwa fünf Jahre alt, mit blauen Augen und schwarzen Haaren stand zwischen ihnen und starrte mich neugierig an. Das war ihre kleine Tochter.
Bei dem Anblick der Kleinen ging mein Herz auf. Ich war sofort hin und weg von ihr gewesen. Ich fasste den Entschluss alles zu tun, damit ihr nie etwas passieren würde.
So machten sich Nikolai und ich uns voller Euphorie daran, die Pläne in die Tat umzusetzen. Wir suchten uns eine stillgelegte Metrostation und die dazu gehörigen Tunnel. Es dauerte Jahre, bis alles soweit fertig war und das rechtzeitig.
Die Vampire und Ghule griffen uns an. Ich leitete den Gegenangriff. Meine Nichte und meine Schwester waren auch da. Wir konnten sie retten.
Meine Euphorie für die ganze Sache wurde nur selten gedämpft. Mit großem Eifer baute ich die Night Watch weiter auf, holte mir Rekruten, bis sie zu viele wurden und ich die Akademie gründete.
Die Krieg gegen die Blutsauger dauerte viele Jahre an, bis auch meine Nichte mit rein gezogen wurde. Mir blieb nichts anderes übrig, als sie zu mir zu holen. Ich dachte, es sei das Beste für sie. Ich wollte sie bei mir haben, um sie zu beschützen und auszubilden. Sie sollte sich verteidigen können.
Es dauerte etwas, bis auch sie begriff, was wir hier taten. Seitdem war auch sie voller Euphorie und tat alles, um die Menschen zu beschützen.