POV Joanne Stark
Die Waffenschiede der Night Watch ist das Reich von Simon. Er selbst hatte es so, kurz nach der Gründung, benannt. Ich fand die Bezeichnung ziemlich hochtrabend, als ich mich kurz nach meiner Ankunft in der Basis dort umsah. Der Commander hatte mich zu Simon geschickt, damit dieser mir eine Waffe baut.
Der weitläufige Raum bestand aus einem Durcheinander aus Regalen, Kisten und augenscheinlich aus jede Menge Metallschrott. Dazwischen hantierte ein alter Mann an einer Werkbank. Er war hochkonzentriert, während er an einer Pistole herum schraubte.
Ich trat näher, sah ihm noch einen Moment zu und machte mich dann mit einem Räuspern bemerkbar. Er sah nicht auf.
„Was willst du?“, fragte er mich schroff.
„Der Commander schickt mich. Sie sollen eine Waffe für mich fertigen.“
Nun sah er doch auf. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er mich eingehend. „Ach, soll ich das?“
Ich nickte knapp und dachte mir, dass dieser Simon noch grummeliger war, als der Commander. Er musterte mich mit seinen grauen Augen weiter.
„Schwebt dir schon etwas vor? Ein Gewehr, ein Schwert oder etwas ganz anderes?“
Tatsächlich hatte ich keine Ahnung, was für eine Waffe ich wollte. Ich war relativ gut im Nahkampf, schießen klappte auch schon ganz gut, aber eigentlich wollte ich das alles ja gar nicht. Ich wollte nicht hier stehen und mit dem seltsamen alten Mann reden, aber der Commander hatte mich erpresst. Er wollte mir meinen Laptop und die Musik wegnehmen, so als wäre ich ein Kind. Doch leider wirkte die Drohung bei mir.
Ich zuckte mit den Schultern. „Denken Sie sich einfach etwas aus. Mir ist das egal“, antwortete ich tonlos.
Simon runzelte mehr die Stirn und die Falten darauf vertieften sich. „Ich habe da einen Prototyp von einem Kampfstab. Den kannst du ausversuchen.“
Er trat in einen Nebenraum. Ich vermutete dort einen Lagerraum. Ich hörte ein Poltern, ein Fluchen und dann kam er mit einem metallenen Stab zurück. Er hielt ihn mir hin. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
„Der ist viel zu lang. Damit werde ich niemals umgehen können“, murrte ich.
Der Stab überragte mich um gut zwanzig Zentimeter. Wenn ich den schwingen würde, würde ich vermutlich den Boden oder mich treffen.
„Der muss länger sein. Das ist für Deine Größe schon in Ordnung. Für eine Frau bist du nicht klein und als Dhampir geschickt genug, um zu lernen, ihn führen zu können.“
Zögerlich nahm ich ihn entgegen, wog ihn in meiner Hand und schwang ihn etwas. Er war leichter als ich zuerst annahm.
„Wo zu ist der Knopf?“, fragte ich und deutete auf diesen, der sich fast in der Mitte befand.
„Das funktioniert noch nicht. Lerne erst ihn ordentlich zu führen, dann kommt die nächste Stufe dran.“ Mit einer Geste scheuchte er mich aus seiner Werkstatt und er machte sich wieder daran, an der Waffe zu schrauben.