Die Petze
Als Harry und ich die Große Halle betraten wurde es schlagartig leiser, da der komplette Gryffindortisch verstummt war und dieser sonst sehr zur allgemeinen Lautstärke in der Halle beitrug. Wenn ein Tisch und dann noch der Unsere komplett verstummte, tja nun, dann wurde es schon sehr ruhig in der Großen Halle.
Ich konnte erleben, wie wir somit in die Aufmerksamkeit von allen gezogen wurden, es gingen immer mehr Köpfe in die Höhe ob dieser Ungewöhnlichkeit und vor allem der sezierenden Blicke der Löwen waren Harry und ich uns überdeutlich bewusst und so legte mir Harry auf einmal, zu meiner Überraschung, die ich durch eine ausdruckslose Maske zu verstecken wusste, den Arm um die Hüfte, umschlang mich regelrecht und zog mich eng zu sich. Ich blickte seinem so nahen Gesicht in die Augen und er flüsterte:
„Mach mit!“
Und plötzlich überbrückte er kurzentschlossen den geringen Abstand unserer Lippen, legte mir nun seinen Mund auf die Lippen und küsste mich. Durch diese Aktion verstummte die Halle komplett. Nur das Klirren von fallendem Besteck, das erschrockene Luftholen und ein paar schockierte Rufe erklangen noch, als Harry mich so umschlugen am Eingang der Großen Halle vor der ganzen Schule küsste.
Okay, ich tat nichts, ich erwiderte diesen Kuss, bei dem ich nichts fühlte, nicht wirklich, aber ich schob ihn auch nicht von mir, als er seine Bemühungen intensivierte. Ich legte den Kopf leicht schräg, um ihm den Zugang zu erleichtern, da mir schon klar war, was er erreichen wollte, dass alle dachten, wir hätten uns gestern noch vergnügt. Und um Snapes und um Harrys willen würde ich alles tun, um die Story glaubhaft zu machen und bohrende Fragen so zu umgehen, sollten die Schüler doch denken was sie wollten.
Draco war was anderes, vor seinem Zorn wollte ich am liebsten jetzt schon zittern, als sich Harry löste und seine Stirn an meine legte: „Danke, dass du mitgemacht hast, war eine spontane Idee. Sorry, die kam mir, als die alle so geschaut haben!“, wisperte er mir entschuldigend, mit sichtbar schlechtem Gewissen zu.
„Hab ich mir schon gedacht“, gestand ich ihm nicht böse zu und da löste ich mich gespielt lachend von ihm, nahm seine Hand entschlossen in meine und zog ihn zum Tisch, wo Fred und George uns Platz machten, während Ron glotzte, als hätte er einen Geist gesehen.
„Hey, Mann, Kumpel, Gratulation! Da hast du dir aber einen heißen Feger geschnappt!“, wurde er gelobt, dabei klopfte ihm Fred stolz auf die Schulter und George sah mich mit erhobener, fragender Braue an und ich schüttelte ganz leicht den Kopf und er atmete die angehaltene Luft erleichtert aus, grinste dann ganz offen und frech zu Draco und schüttelte da den Kopf. Ich hatte diese Kommunikation beobachtet und Dracos kalte und starre Maske ausgemacht und schaute nun leicht entschuldigend zu ihm, was ihn seine elegant geschwungene Braue tadelnd heben ließ, aber er hatte Georges Anspielung und auch meine verstanden und vor allem das seltsame Verhalten der Gryffindors bemerkt und zeigte sich nun ruhiger, indem er sich etwas entspannter hinsetzte.
„Ähä, danke, Fred!“, kam es scheu von Harry und er wuschelte durch sein zerzaustes Haar.
„Seit wann!?“, ertönte da Rons unnatürlich hohe, sich selbst überschlagende Stimme. „Seit wann, Harry!?“, wurde die Frage eindringlicher und der Kopf von Ron immer röter.
Ginny war nun hektisch von ihrem Platz weiter unten aufgesprungen und lief mit stark geröteten Wangen auf uns zu.
„Hermione, was fällt dir ein, dich an Harry ranzuschmeißen? Du weißt doch, dass Ron was von dir will!“, rief sie empört laut in die noch immer sehr leise Halle. „Und Harry, ich… ich dachte, du siehst nichts Besonderes in Hermione!“, schrillte ihre erregte Stimme aufgeregt von den hohen Wänden wider. Es war doch immer schön, wenn wir zur Spannung und Unterhaltung in Hogwarts beitragen konnten. Unser Beziehungsdrama spielte sich vor den Augen der gesamten Schülerschaft ab, wunderbar.
„Ginny, bitte hör auf so zu schreien!“, bat da Harry ergeben und sah genervt auf.
„Nein, Harry, das interessiert mich auch, andauernd quatscht du davon, dass Hermione wie eine Schwester für dich ist und nun das… ich hab sie sogar in dein Bett gelassen, dich dabei unterstützt!“, kam es von Ron laut und empört, viele sogen bei dem letzten Teil wieder die Luft ein und begannen zu tuscheln, mich ließ das kalt und ich stierte hocherhobenen Hauptes in die Runde, sollten sie doch denken, ich sei eine Schlampe und ich würde ihnen nicht sagen, wie recht sie doch mit der Annahme hatten.
„Würdest du damit aufhören, Ronald, das geht niemanden etwas an!“, fasste ich nun Ron hart ins Auge und funkelte ihn böse an.
„Ach was, Angst, dass dein Ruf als Sauberfrau leidet, Hermione?“, kam es sarkastisch von Ginny und sie sah mich feurig an, ihr rotes, langes Haar wehte nur so um ihr aufgebrachtes Haupt. Ich wagte einen Blick zum Slytherintisch und ich bemerkte, dass uns alle mit großer Spannung ansahen. Auch Draco, aber dieser hatte mittlerweile einen amüsierten Zug um den Mund, Georges so offene Verneinung schien ihn vollkommen beruhigt zu haben.
Bei Ginnys Bösartigkeit schlug Harry mit der flachen Hand entschlossen auf den Tisch, dass es nur so knallte und dazu führte, dass alles leise Flüstern und Wispern schlagartig verstummte.
„Ginny, hör sofort auf, Hermione zu beleidigen! Was soll das? Ich versteh dich nicht, regst du dich wegen Ron auf? Ich denke, ich kann das mit ihm selbst klären! Regst du dich auf, dass ich Hermione geküsst habe? Es tut mir leid, dich darauf aufmerksam zu machen, das geht dich nichts an, es ist meine Privatsphäre und außerdem… du hast einen Freund!“, wies er sie sehr scharf zurecht und schaute recht fuchsig.
„Nicht mehr…! Harry, Michael und ich haben Schluss gemacht, das musst du doch mitbekommen haben!“, rief Ginny erregt, aber auch unangenehm berührt, dass Harry diesen Punkt anscheinend gar nicht registriert hatte, dabei rang sie mit ihren Händen und alle sahen dem Schauspiel sehr aufmerksam zu, um ja nichts zu verpassen, selbst die zwei Lehrer, die noch da waren, denn alle anderen waren schon mit frühstücken fertig.
„Warum?“, nur dieses eine irritierte Wort, so lapidar, so desinteressiert gesprochen, konnte ein Mädchen vernichten. Ich hörte ein trockenes, herzloses Auflachen und wusste ohne hinzusehen, dass dies Draco gewesen war und als ich hinsah, erlebte ich seine Erheiterung, ihm gefiel, was und wie Harry Ginny gerade sein Desinteresse offenbarte, ich glaube, wenn es nicht Harry wäre, hätte er sich sogar dazu herabgelassen und ihm applaudiert.
„Darum, Harry, weil ich deine Blicke gesehen habe!“, meinte sie da sehr selbstsicher und ich griff nach meinem Trinken, was mir von Fred gereicht wurde und wünschte mir selbst zu dieser frühen Stunde was Starkes, das Drama war ja nicht auszuhalten. Ich schämte mich für Ginny, so was, dass ihr das nicht peinlich war?
„Ginny, ich weiß ja nicht, was du für Blicke siehst, aber da war nichts… keine Blicke!“, bekannte Harry ernst und schüttelte entschuldigend den Kopf.
„Vielleicht kommt das von deiner Brille, Harry, die Versieglung“, lachte Fred gerade Tränen, sie, die Twins, konnten zu ihren Geschwistern so gemein sein und ernteten von einigen Löwen auch verständnislose Blicke über Freds bitterböses Amüsement über das tragische Schicksal seiner Schwester, öffentlich abserviert zu werden.
„Sehr witzig, du Scherzbold! Ginny, sollte ich dir „durch Blicke“ falsche Hoffnungen gemacht haben, Entschuldige!“, das war Harry! Immer so ehrenhaft.
„Ja, aber was ist mit Ron?“, stotterte Ginny tonlos, die ein völlig fassungsloses Gesicht machte, aber nicht aufgeben wollte. „… jeder weiß doch, dass Hermione und er zusammen gehören!“, mir war als hörte ich nicht recht und hier entglitten mir doch glatt meine Gesichtszüge, ich blickte erschrocken auf. Die Twins erlagen fast einem Herzleiden, so lachten sie und dieses Lachen hallte umso lauter, dreckiger und teuflischer von der Decke wider, da es das einzige Geräusch war und selbst die Schlangen taten sich schwer, die ausdruckslosen Masken aufrecht zu erhalten.
Ich und Ron, ging es geschmackloser?
„Also, ich bitte dich, von welchem Planeten kommst denn du? Der Trottel, der fast ein Squib ist und ein Blutsverräter dazu, da hab ich ja fast noch mehr Achtung vor dem Mudblood, also bitte! Die zwei passen so wenig zusammen wie du und Potter!“, hatte jetzt Draco seine hämische Stimme erhoben, die noch bösartiger in der leisen Umgebung rüberkam und ätzte seinen Spott über Ginny in die Halle, da trieb ihn dann wohl doch die Besitzgier und seine funkelnden, grauen Augen lagen auf mir.
„Ginny, man kann doch keine Gefühle erzwingen!“, überging Harry gekonnt den Einwurf von Draco und sah nun Ginny sehr intensiv an und nahm ihre Hand begütigend in seine.
„Harry, willst du Malfoy kein Paroli bieten?“, unterbrach Ron Harry brüsk und echauffierte sich sichtlich.
„Äh, warum?“, blickte Harry Ron reichlich perplex an, ließ Ginny los und drehte sich wieder zu Ron.
„Wegen dem was er gesagt hat!“, plärrte nun Ron aufgebracht und sprang wütend fast von der Bank auf. „Erst einmal, dass Hermione und ich nicht zusammen passen und dann hat er uns beleidigt! Er hat sie wieder sooo genannt…“ Die Spannung in der Halle war fast mit Händen zu greifen, wie sich die besten Freunde derart stritten war schon sehenswert.
„Ron… als erstes stimme ich mit ihm überein, so leid es mir tut, dir das zu sagen, aber ich finde, dass du und Hermione noch nie zusammen gepasst habt…“, was zu einem kollektiven Luftschnappen führte und auch Draco sah kurz verdutzt drein. „… und jetzt schrei nicht gleich los! Du hasst Bücher, sie liebt Bücher, sie liebt das Lernen, du hasst das Lernen, du liebst Quidditch, sie hasst Quidditch und das Fliegen, dann erzähl mir dann jetzt mal eure Gemeinsamkeiten?“, meinte Harry barsch und provokant, damit machte er Ron sprachlos und dieser sah ihn mit offenem Mund sprachlos an. „… Und seine Beleidigungen? Die höre ich schon gar nicht mehr, was hat das Schandmaul jetzt schon wieder gesagt?“, fragte er sichtlich irritiert nach und unterstrich, dass er das Mudblood überhört hatte, so wie ich es schließlich schon seit Jahren tat.
Da Ron Harry nur mit offenem Mund und betroffenem Gesicht anglotzte war ich so frei:
„Er meinte, Ron ist ein Trottel und ein Squib und ich ein Mudblood!“, zählte ich brav auf und erntete erstaunte Blicke, dass ich das Schimpfwort so leger in den Mund nahm, viele hatten zischend Luft geholt, also so was, das ewige Luftholen nervte, hatten die alle auf einmal Asthma bekommen?
„Aha, Ron… also du bist mit Sicherheit kein Trottel sondern sehr schlau, du schlägst mich jedes Mal im Schach! Du bist ein Zauberer, der viele Zauber schafft, denk daran, der Terrier… und bist somit mit Sicherheit kein Squib! Was soll ich jetzt zu Malfoy sagen? Böser, böser Slytherin? Du hast Ron beleidigt, lass das? Das würde er nicht tun, dafür ist er zu stur!“, ging Harry auf Ron ein und Draco schien sich immer noch prächtig zu amüsieren. „… Und was du wegen Hermione meinst, sie ist ein Mudblood!“, gemeinschaftliches und entsetztes Luftholen und Japsen setzte ein, viele schienen regelrecht empört zu sein, ich aber nickte nur. „Sie hat sich schon lange damit abgefunden, dass er sie so nennt und beachtet es nicht, ich würde ihr keinen Gefallen damit tun, auf Malfoys Gehässigkeit einzusteigen und das dann aufzubauschen, das wäre ein Kampf, der auf Hermiones Rücken ausgetragen werden würde!“ Mann, ich bekam Angst, Harry entwickelte sich ja richtig, das gefiel mir. „Wenn es an ihr abprallt, dass er sie so beschimpft, dann sollte es an mir erst recht abprallen und ich sollte mir an ihrem Verhalten, darüber zu stehen, ein Beispiel nehmen!“
Ron sagte gar nichts mehr, schien aber auch keinen Hunger mehr zu haben und ich trank mal wieder gierig, während mir nun George zuraunte:
„Du solltest dich um deinen Blondschopf kümmern! Du hättest sein Gesicht sehen sollen als du mit Harry diese Show abgezogen hast, übrigens recht glaubwürdig, nur unser armes Brüderchen muss über deinen Verlust noch hinwegkommen!“, kicherte er bitterböse.
„Ach, George, sag so was nicht, der kann froh sein, dass ihm die Schönste hier erspart bleibt, ich glaube nicht, dass sie ihn nicht innerhalb eines Tages platt gemacht hätte, denn so ungern ich es zugebe, sie braucht ein anderes Kaliber! Vielleicht sollte sie mal uns in die engere Wahl nehmen“, schüttelte Fred mitleidig den Kopf, als der Sarkasmus mit ihm durchging.
„Ich weiß ja nicht, wie ich es euch sagen soll, Jungs, aber ich steh nicht so auf Rot, war nie eine Option!“, meinte ich gemein und gar nicht gehässig zu den Twins, die mich nun empört anstierten.
„Ahh, du weißt, wie man einem das Herz herausreißt!“, rief Fred theatralisch, dann riss er sich pantomimisch dramatisch das Herz aus seiner Brust und schluchzte auf. „Das war wirklich nicht nett, bedenke, wir sind Rot!“
„Ich denke, deshalb hat sie es uns so unter die Nase gerieben, Mann, tut das weh, das war nicht nett!“, kam es von George tadelnd, während er mir einen wehleidigen Blick schenkte.
„Wer hat gesagt, dass ich nett bin?“, fragte ich pragmatisch und schüttelte über die zwei Schwachköpfe den Kopf.
„Autsch! Du bist aber heute goldig drauf, genau wie Harry, war eure Nacht nicht schön? … Oh, schau, der Weiße geht, dann leg mal einen Abgang hin, Schönste!“, klopfte er mir auffordernd auf den Schenkel und grinste verrucht.
„Harry, ich geh schon mal, holst du die Sachen aus dem Turm?“
„Ja klar, mach ich… Ron begleitest du mich? Ich denke, wir zwei sollten mal in Ruhe reden…“, bat er und wandte sich an seinen sprachlosen, besten Freund, der tief getroffen wirkte.
Eilig lief ich aus der Halle und achtete darauf, dass mich keiner weiter verfolgte und huschte wieder in die Dunkelheit der Kerker.
„Draco!“, sprang ich in die dunkle Ecke und umarmte ihn stürmisch und auch er schloss besitzergreifend die Arme um mich, drückte mich eng an sich, vergrub sein Gesicht in meinem Haar und ich presste das Meinige an seine starke Brust.
„Erzählst du mir, warum die Löwen so einen Aufstand machen und ihr so eine Show abzieht? Jetzt kann ich dich nicht mal küssen, weil diese anbetungswürdigen Lippen an Potters hässlichen Schlauchbooten geklebt haben!“, erwiderte er angeekelt und hob mein Kinn an, um tadelnd auf mich nieder zu sehen.
„Erzähl mir lieber, ob wir erstens gut waren und dann ob es glaubwürdig war!“, lächelte ich ihn frech an.
„Mhm, beides! Auch wenn ich ihm am liebsten meine Faust ins Gesicht donnern würde, aber wenn ihr glaubwürdig sein musstet hat es gereicht, keiner von denen weiß, wie du wirklich abgehst, denn unter diesen Aspekten kauft dir das keiner ab, der dich wirklich kennt“, erklärte er mir und aha, ich verstand, sonst war ich anscheinend aktiver, darüber musste ich lächeln. „Also, was war der Anlass für dieses unwürdige Schauspiel?“
„Wir hatten gestern bösen Ärger im Gemeinschaftsraum, es gab Probleme zwischen Harry und Snape! Er hat mich geholt, das hat den Löwen von der Art des Ganzen her nicht gepasst!“, erklärte ich umschreibend.
„Och, wann haben die zwei keine „Probleme“?“, stöhnte Draco leidend auf. „Aber warum sind die Gryffindors so komisch, ich verstehe nicht?“
„Jaaa, das fast es wohl auch ganz gut zusammen, was zwischen Harry und Snape abgeht. Nur leider hat der Professor mein Schweigen erbeten, nur war das Ganze so brisant, dass Harry mich aufmerksamkeitswirksam aus dem Gemeinschaftsraum geholt hat und naja, die Gryffindors sind nicht so gut auf uns beide zu sprechen, von wegen wichtigmachen und dergleichen. Da Harry selbst Ron nicht die Story mit Snape erzählen will… und kann, hatte er die Idee, blöden Fragen aus dem Weg zu gehen und so zu tun als wären wir über Nacht zusammen gewesen, was wir nicht waren und wollte das mit der Einlage vorhin untermauern!“, entgegnete ich rechtfertigend, während mir Draco lauschte ohne mich zu unterbrechen.
„Schlau, sehr Slytherin von ihm, sich nicht dem Gequengel eures Hauses zu stellen, jetzt sind sie so abgelenkt, ist ja auch viel interessanter, dass sie euren gestrigen Auftritt vergessen, hätte ich ihm gar nicht zugetraut, sehr listig!“, zeigte sich Draco richtig beeindruckt.
„Du bohrst nicht und willst wissen was mit Snape war?“, fragte ich ungläubig nach.
„Nein, lieber nicht, ich denke, Severus wird was in der Art gesagt haben wie „Mein Patensohn muss nicht alles wissen“ und wenn es ihn so… wenn er nicht will, dass ich es weiß, hat es mich nicht zu interessieren! So akzeptiere ich seine Entscheidung!“, verdrehte er die Augen und küsste meine Stirn. „Und wie war der Kuss von Potter?“
„Gar nicht, ich habe nichts gefühlt und wir haben ja nur die Lippen aneinander gelegt also nicht dramatisch!“, zuckte ich die Schulter und umschlag Dracos Hüfte.
„Pass nur auf, dass er das irgendwann nicht anders sieht, denn eines ist klar, ich mag bereit sein ihn zu übersehen, aber ich werde nicht akzeptieren, sollte er sich vergessen und über die Stränge schlagen!“, drohte er ein klein wenig gefährlich, ich fand ihn zu süß.
„Nein, keine Sorge, ich werde ihm keinen Grund geben, die Grenze übertreten zu wollen! Versprochen... Da fällt mir noch ein, in einer Woche ist Ostern, wirst du Hogwarts verlassen?“
„Wenn dann kurzfristig! ... Aber so frage ich mich doch, was mit Potter los ist, so wie er sich gerade in der Halle gegeben hat, das ist nicht der, der noch bis vor kurzem wie ein blinder Esel durch die Gegend gestakst ist und ich rede jetzt nicht nur von dem Kuss! Wohlgemerkt den ersten, den ich Potter jemals mit einem Mädchen habe austauschen sehen. Sein Verhalten den Wieseln gegenüber war… heftig, die kleine Rote scheint recht hartnäckig, aber dass er auch seinem Busenfreund mal die Meinung gegeigt hat, herrlich, ich habe mich amüsiert wie lange nicht mehr!“, schmunzelte er diabolisch. Als das Läuten der Glocke durch die Schulflure erklang, zog er mich noch einmal an sich und küsste meine Stirn sehr liebevoll und ich stöhnte wohlig auf.
„Ja, ich muss sagen, das hatte schon was. Harry wird erwachsen, Draco! Aber komm, wir müssen los, wir haben jetzt Umbridge!“, meinte ich flott und wir machten uns auf den Weg und trennten uns schnell.
Die Schule erbebte fast vor den Gerüchten und Vermutungen, die durch das Schloss schwirrten. Harry und Hermione, die Freunde, die ein Paar wurden, das war das beherrschende Thema, nur eine kleine Nebensächlichkeit schaffte es noch, Erwähnung zu finden. Zumindest fand Harry sie viel interessanter als uns und unser Nichtsein.
Und das war, dass er heute seine erste Stunde bei Firenze, dem Zentauren gehabt hatte.
Er und Ron waren ganz erregt, obgleich sich Ron etwas distanziert zeigte, vor allem mir gegenüber, da schien dann doch die Männerfreundschaft stärker, anscheinend hatte die Aussprache zwischen den beiden gereicht um sie sich wieder vertragen zu lassen, aber gut, sollte mir recht sein um Harrys willen.
Alle Blicke lagen lauernd auf uns, aber wir ignorierten sie gekonnt und so hörte ich gespannt zu, was sie zu erzählen hatten.
So berichteten mir beide, dass Firenze von seiner Herde bösartiger Weise ausgeschlossen worden war, da er mit Dumbledore gesprochen und es in Erwägung gezogen hatte, den Wahrsageunterricht zu übernehmen, er nutzte nun diese Chance, da ihm fast keine andere Möglichkeit mehr blieb, da ihn seine Herde verstoßen hatte, als es bekannt geworden war und er sonst alleine im Wald hätte überleben müssen, was bei den dort lauernden Gefahren ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre. Dumbledore hatte extra für ihn ein riesiges Klassenzimmer im Erdgeschoss so verwandelt, dass es wie eine Waldlichtung anzusehen war, mit einer Wiese und Bäumen und allem Drum und Dran. Der Unterricht fand auf dem Boden zu den Hufen des Lehrers statt.
Aber das was ich hörte ließ mich nicht an meinem Entschluss zweifeln, diesem Fach abgeschworen zu haben, da der Zentaur die zentaurische Sterndeutung unterrichtete und demnach, erzählte Ron dem ganzen Mittagstisch, erlebte die magische Welt zur Zeit nur eine Pause zwischen zwei Kriegen, ach wirklich? Fragte ich mich perplex, also dafür musste ich nicht in den Himmel starren und mir die Konstellation der Sterne ansehen, was sage ich, alles Schwachsinn, ob von Trelawney oder den Zentauren!
Die Mädchen schwärmten für das Aussehen des Mischwesens, der Zentaur hatte lange, hellblonde Haare, ein markantes Gesicht und faszinierend blaue Augen. Sein nackter beeindruckender Oberkörper, der in einen prächtigen Palomino-Körper überging, dieses durchwegs schöne goldene Fell, mit der silbrig weißen Mähne.
Trotz allen Schwärmens kam es unerwarteter Weise zum Streit zwischen Firenze und Lav und Pav, da er die astrologischen Vorhersagen persönlicher Geschicke, die Professor Trelawney unterrichtet hatte als menschlichen Aberglauben abtat, was den beiden Mädchen die Tränen der Wut in die Augen trieb, puh, Mann ey, konnte mich jemand erschießen? Das tat doch weh, aber wer hatte je gesagt, dass ich keine Kopfschmerzen bei den Gedankengängen von den Hohlbirnen bekam?
Harry strahlte mich nun erheitert an und erzählte, dass jetzt das Beste käme und dass dies für mich ein Genuss wäre, was mich doch neugierig aufhorchen ließ.
Der Zentaur hatte erklärt, dass sie, die Gemeinschaft der Zentauren, der festen Überzeugung seien, dass wir, die Menschen, nicht dazu fähig seien, die Zeichen der Zukunft zu erkennen und lehrte damit den bemitleidenswerten Schülern, die das Glück oder doch eher das Pech hatten, dieses Fach besuchen zu müssen oder doch zu dürfen, dass sie immer an Wahrsagungen oder Prophezeiungen zweifeln sollten. Halleluja!
Ich sag’s ja, nehmt das Fach vom Unterrichtsplan! Volksverdummung, vor allem da die Zentauren meiner Meinung auch nur das Offensichtliche sahen! Oh, was für ein ausgemachter Unsinn.
Harry entschuldigte sich und verließ die Halle, als meine aber auch die Münzen der anderen Mitglieder plötzlich heiß wurden und so machte auch ich mich auf den Weg zu einem spontanen Treffen der DA.
Nur so weit sollte ich nicht kommen, da im dritten Stock meine Münze wieder zu glühen begann und ich hörte plötzlich eine Stimme aus einem Korridor leise nach mir rufen und als ich dieser irritiert folgte und ich in einen dunklen, fensterlosen Flur einbog, sah ich auf einmal eine Gestalt mit sehr hellem Haar, die mir leicht besorgt entgegen blickte.
„Draco, was ist? Hast du die Galleone aktiviert?“, trat ich auf ihn zu und fragte sofort nach.
„Ihr seid aufgeflogen! Ihr wurdet verraten, ich hoffe, die Twins verstehen die Nachricht und halten die anderen von eurer Truppe auf! Blaise ist auch unterwegs und schmeißt allen von eurer Gruppe Knüppel zwischen die Beine…“, flüsterte er schnell und aufgebracht, dabei hatte er mich an meinen Armen ergriffen und hielt mich eindringlich fest.
„Wer?“, hauchte ich wütend, meine Augen verengten sich zu verbiesterten Schlitzen.
„Eine Ravenclaw, keine Ahnung wie diese Verräterin heißt… Umbridge lässt euch auffliegen, sie, die Verräterin, konnte nur sagen, dass es die DA gibt und dass das Treffen im siebten Stock stattfindet, danach ist sie verstummt und irgendwas ist mir ihrem Gesicht passiert, war nicht schön!“, erzählte er angewidert, aber schnell.
„Verdammt, Harry ist schon oben!“, rief ich aufgebracht und Draco zuckte entschuldigend die Schultern.
„Es ist gerade erst passiert, ich bin sofort aus ihrem Büro verschwunden um dich abzufangen! Was ist das für ein Lärm?“, fragte da Draco plötzlich und spitzte die Ohren. Wir lugten vorsichtig um die Ecke und konnten ausmachen, wie Harry von Umbridge und Filch zu Dumbledores Büro im zweiten Stock eskortiert wurde.
Das selbstgefällige, triumphale Gesicht von der alten Vettel war nicht auszuhalten, aber Harry reckte sein Gesicht entschlossen in die Höhe und hatte eine gerade Haltung, er wirkte nicht wirklich besorgt. Richtig so, Harry, drückte ich ihm die Daumen, es schien so als hätte Dracos Aktion geholfen und die Twins und Blaise hatten alle noch warnen können um schlimmeres zu verhindern. Da hatten wir doch mal Glück.
„Danke dir, Draco! Die Kröte ist jetzt beschäftigt und Harry kann ich eh nicht helfen! Ich hab da eine Idee!“, murmelte ich zu Draco und zielte mit meinem nun gezückten weißen Stab kurzentschlossen auf meine Schuhe und sprach den Sonus Ex und dann zielte ich auf mich und wurde vor den Augen von Draco unsichtbar.
„Hermione, Schatz, was hast du vor?“, meinte er besorgt und sah auf die Stelle, an der ich bis vor ein paar Sekunden noch sichtbar gewesen war.
„SchSch, Draco… ich mach was Verbotenes…“, hauchte ich ihm lasziv und vorfreudig rau in sein Ohr, da ich mich lautlos an ihn ran geschlichen hatte, ich würde sagen, die Zauber wirkten alle, so wie er erschrocken zusammenfuhr, als mein heißer Atem über seine Haut strich.
„Toll, dass du aber auch nie mal was sein lassen kannst, sagst du mir, was du vorhast?“
„Ich muss schnell sein und kannst du es dir nicht denken? Ich mach das aber allein, das geht am besten, so bin ich es gewöhnt, schau nach was passiert… halt mir die Kröte vom Hals und sollte sie mit Harry und Dumbledore fertig sein, aktiviere die Münze!“, forderte ich schnell und küsste ihn, was ihn leicht überrumpelte da er mich ja nicht sah.
„Du bist unmöglich, pass auf dich auf! Und viel Vergnügen!“, flüsterte da noch Draco und ich war froh und dankbar für sein Vertrauen was er anscheinend in meine Fähigkeiten und meine Entscheidungen hatte und nicht hinterfragte, was ich vorhatte. Ich spurtete lautlos die Gänge entlang.
Ich freute mich, dass er offenbar erkannte, dass es mir gefiel was ich tat, dass es mir Vergnügen bereitete und ich es gerne machte, nur wenige Männer würden da so ruhig stehen bleiben und ihren Freundinnen viel Spaß bei dem wünschen, was ich gleich tun würde und dafür mochte ich Draco heiß und innig, denn er ahnte bestimmt sehr wohl, was ich gleich verbotenes machen würde.
Ich huschte zum Schulzimmer für Verteidigung, das auch im dritten Stock lag und an das sich das Büro von Umbridge anschloss. Ich wollte die Chance, die sich mir hier bot, nicht ungenützt verstreichen lassen, außerdem war ich gerade in der richtigen Stimmung um einzubrechen, wenn ich zu lange darauf verzichtete juckte es mir immer gefährlich in den Finger.
Das leere Klassenzimmer lag verlassen da, nur die dunkelbraunen, hölzernen Pulte mit den Stühlen standen in Reih und Glied in dem steinernen, grau wirkenden Raum, dessen düstere Atmosphäre nur durch die großen Fenster, die viel Licht einließen, gemildert wurde. Ich ging zielstrebig zu der kleinen Wendeltreppe, die in einer Empore endete und die Tür beherbergte, die zum Büro der Professorin führte.
Ich wandte, während ich mich der Tür vorsichtig näherte, einen Aufspürzauber nach dem nächsten an und brach die Flüche und Zauber von Umbridge nacheinander, ich musste sie mir alle merken, um sie nachher wieder anzubringen, als mir ein freches Schmunzeln entwich und ich wisperte: „Dolores, Dolores, wer hätte das gedacht?“ Hatte das fette Miststück doch einen schwarzen Verschlusszauber als letzte Sicherheit auf ihrer Tür liegen, aber was soll ich sagen, wie immer schockierend einfach, da würde ich mit einem Dietrich wesentlich mehr Probleme haben die Tür zu öffnen aber so glitt sie auch schon auf und schwang geräuschlos in den Raum und offenbarte mir, … um Himmels willen, da würde ich eine Folterkammer bevorzugen, mich traf fast der Schlag!
Armer Harry und in dieser rosafarbenen Pralinenschachtel hatte er so viele Strafstunden verbringen müssen? Dass er noch alle viere beieinander hatte überraschte bei dem Anblick. Er hatte nie erwähnt, wie es hier aussah, vielleicht ein unbewusster Schutzmechanismus? Um sich vor dem Grauen zu verschließen?
Pink und Rosa waren die vorherrschenden Farben und verpassten mir einen Schock fürs Leben, was die Farben betraf, ich verzog angewidert mein nicht sichtbares Gesicht, überprüfte zur Sicherheit den Raum und als ich erkannte, dass es da keine Zauber mehr gab, trat ich ein und schloss die Tür.
Der Raum war schrecklich. An den Wänden hingen Wandteller mit sich bewegenden Katzen jeder Rasse, die gaben sogar Töne von sich und Miauten in einer Tour, also mich würde das ja verrückt machen, vielleicht erklärte das die Verrücktheit von Umbridge?
Überall lagen Spitzendeckchen und an den Fenstern, die einen guten Blick über die Schulgründe boten, man konnte den großen See und das Quidditchfeld ausmachen, aber dieser herrliche Ausblick wurde einem vergällt, dadurch dass vor diesen Fenstern voluminöse rosafarbene Spitzenvolants hingen. Es war einfach grausam, die wahrgewordene Kleinmädchen-Hölle, eindeutig, grausam… vielleicht sollte man mal Snape hier Nachsitzen geben, dachte ich bitterböse ironisch und rief mich dann selbst resolut zur Ordnung, ich war nicht zum Spaß hier.
Ich eilte auf ihren, in der Mitte des Raumes stehenden, penibel in Ordnung gehaltenen, verspielten, mit Schnörkeln übersähten Schreibtisch zu, krass, war die Kröte pedantisch, sogar die Federn und Pergamente waren in exakten, geraden Linien angeordnet.
Aber wie sagt man so schön? Hochmut kommt vor dem Fall, sie war so ignorant und hatte auf jegliche Schutzmaßnahme in ihrem Zimmer verzichtet, wie blöd von ihr aber sie schien der Meinung zu sein, dass niemand an ihren Schutzzaubern vor der Tür vorbei kam. Ich meine, hallo, das war nichts gewesen, schwitzte ich? Nein! Hatte ich mich anstrengen müssen? Nein!
Okay, meine liebe Hermione, jetzt werde nicht überheblich, rief ich mir selbst ins Gedächtnis be- und überdenke alles und so machte ich trotzdem noch ein paar Überprüfungen, bevor ich mich an das Öffnen der Schubladen begab.
Mhm, nein, Schulakten, zwar interessant was sie so über einen dachte, aber für mich jetzt uninteressant.
Die Nächste bitte, die rechte, untere Lade war verschlossen, ein kleiner Öffne-dich Zauber und aha, na bitte, schön wenn jemand so ordentlich war, das erleichterte das Suchen nach relevanten Informationen doch ganz vorzüglich.
Ich zog die große Akte mit dem Vermerk Fudge hervor und setzte mich auf ihren plüschigen, weichen Sitz, bäh.
Ich verschaffte mir einen schnellen Überblick über die Einträge, sie schien ihren hochverehrten Chef genauestens zu kontrollieren. Ach, Lucius, musstest du so viel Geld diesem hirnverbrannten Idioten in den Arsch schieben? Über die Jahre hatte sich, wie ich ausmachte, eine beträchtliche Summe allein von Lucius‘ Seite angehäuft… mhm, auch hatte Fudge einige „Spenden“ von anderen erhalten. Hier waren viele Namen aufgelistet. Was? Der Prophet zahlte für Interviews, seit wann das denn? Die Verbandelung von Fudge und dem Propheten schien sehr tief zu gehen, aber ich wollte weiter suchen und so sprach ich ein Duplikate und hielt meine Akte in der Hand, die ich rasch verkleinerte und in meinem unsichtbaren Umhang verschwinden ließ. Ich suchte geschwind weiter. Fudge war wirklich nur machtbesessen und geldgierig, war das zu fassen, dachte ich so leicht abgelenkt als ich innehielt, den Namen kannte ich.
Rufus Scrimgeour, von dem hatte ich mal im Propheten gelesen, hier stand genau… er war der Leiter der Aurorenzentrale, ach nee, er hatte mit Edgecombe ein außereheliches Verhältnis und diese arbeitete in der Flohnetzwerkaufsicht des Zaubereiministeriums, na ganz toll und so was wusste Umbridge vom Leiter der Auroren, na ganz toll, aber jetzt arbeitete auch mein Hirn auf Hochtouren.
Draco hatte gesagt, dass eine Ravenclaw uns verpfiffen hatte und sind wir ehrlich, Cho war es wohl nicht, auch wenn sie nach Harrys und meinem Auftritt heute in der Halle zwar ausgesehen hatte als würde sie gleich anfangen Feuer zu spucken, so würde sie nie und nimmer alle Mitglieder der DA verraten. Aber mit diesen Erkenntnissen in meiner Hand hatte ihre beste Freundin wohl nichts mehr gehalten, nun, nachdem Harry endgültig vom Markt war und sie sich und ihre Mutter schützen musste, ich konnte mir schon vorstellen, dass Umbridge, die alte Erpresserin, Marietta das Verhältnis ihrer Mutter unter die Nase gerieben hatte und dass man darüber hinwegsehen könnte, wenn sie einige Geheimnisse preisgab. Das Datum, wann diese Info eingegangen war, war von vorgestern, also kamen mehrere unglückliche Umstände zusammen, auch diese Akte kopierte ich sorgfältig.
Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse würde ich vielleicht, wenn dieses Drama für Harry einigermaßen glimpflich ausging, mich dazu herablassen, ihr wieder ihre Stimme zu geben. War ich nicht ein Gutmensch? Sie verdiente es zwar nicht, aber ich wollte mal nicht so sein! Aber die narbigen Pickel, die das Wort „Petze“ auf ihrer Stirn einmeißelten, würde ich ihr nicht nehmen und so würde sie mit ihrer Tat für den Rest ihres Lebens konfrontiert sein und kein Make-up, noch sonst etwas, konnte diesen Makel verschleiern oder verstecken. Ich war, wenn ich wollte, genial und wie gesagt, nett war ich nicht, eigentlich nie gewesen!
Ach, was war das? Percy? Was hatte sie von Percy? Ich wollte gerade nach der Akte greifen, als meine Münze übergangslos auf meiner Haut heiß wurde, scheiße, sie kam, was wäre ich ohne Draco? Und so erhob ich mich und ließ alles so erscheinen wie es gewesen war. Die Schublade verschloss sich und ich war schon zur Tür hinaus und baute rasant die Schutzzauber wieder auf, wollte ja nicht, dass die Kröte mitbekam, dass sie nicht so schlau war wie sie dachte.
Ich eilte mich und huschte nun die Wendeltreppe atemlos hinab und genoss, wie das Adrenalin durch meine Adern rauschte, ich sprang mehr hinter das Lehrerpult als dass ich ging und blieb auf den Knien am Boden hocken, verschloss meinen Mund grob mit meinen Händen, um keinen Ton von mir zu geben, als ich hörte, wie ihre klackernden Absätze den Klassenraum betraten und auf dem Boden widerhallten, puhhh, das war wahrlich knapp gewesen, hämmerte mein Herz gegen meine Brust.
„Eine Unverschämtheit… sich gegen… das Ministerium… gegen Fudge… dieser senile Alte… die werden überrascht sein… unmöglich… schrecklicher Potter!“, verfolgte ich aus meinem Versteck ihr leicht irres Murmeln und hörte immer wieder ein hohes Kichern, welches sie ab und an ausstieß, als sie vor ihrer Tür stand und dieses öffnete.
„Aha, meine Babys, Mami ist daheim, sie ist jetzt die Direktorin von Hogwarts, ihr zieht um, meine Lieblinge!“, gurrte sie mit entsetzlich hoher, liebreizender Stimme. Mist, ich musste zu Harry. Was war mit Dumbledore? Sie war nun Schulleiterin? Wenn die Irre jetzt die Leiterin der Schule wurde, das war ja unerträglich, wo war ein mordender DeathEater wenn man einen brauchte? Eben, nicht hier, leider!
Ich erhob mich von meinen schmerzenden Knien, autsch, der raue Steinboden war nicht das Wahre für meine nackten Knie, ich hatte mich leicht aufgeschabt und schlich unbemerkt zur Tür hinaus. Puh, wenn der, den man gerade beklaute eher zurückkam, bevor man sich verdünnisiert hatte, trieb dies bei aller Coolness das Adrenalin gefährlich in die Höhe. In meinen Ohren rauschte noch immer das Blut, ich schaute kurz nach links und rechts und löste schließlich schnell die Flüche, die auf mir lagen und zeigte ein zufriedenes Gesicht. Schade, dass meine Zeit nur so begrenzt gewesen war, aber besser als gar nichts. Obwohl mich das mit Percy immer noch brennend interessieren würde, schade!
Draco begegnete ich leider nicht mehr, aber das Schloss wirkte wie ausgestorben und so erreichte ich unseren Gemeinschaftsraum, der aus allen Nähten platzte und in dem ein großes Tohuwabohu herrschte, da die Gerüchte mit Windeseile durch das Schloss sausten.
Harry saß wie ein Häuflein Elend mit Ron auf der Couch und ich ging vor der Couch auf die geschundenen Knie und legte meine Arme auf Harrys Oberschenkel, konnte an seinem gesenkten Kopf erkennen, dass er sich wohl für was auch immer die Schuld gab!
„Hermione, da bist du ja endlich!“, stöhnte Ron hörbar erleichtert auf. „Hast du schon gehört? Dumbledore ist weg!“, hatte Ron anscheinend unsere Auseinandersetzung am Morgen vergessen oder aber vergeben, er war da manchmal recht einfach gestrickt und blickte mich mit großen Augen ängstlich an.
„Warte, Ron!“, zückte ich meinen Schulzauberstab und schützte uns vor den Zuhörern, Harry hatte bis jetzt nicht reagiert und nur seinen Kopf gesenkt gehalten.
„So, Harry, erzähl doch mal, du warst im siebten Stock und dann?“, schubste ich ihn auffordernd an.
Nun blickte er auf und sah mich mit traurigen Augen aber auch sehr verzweifelt an. Dann räusperte er sich und begann rau:
„Ja, war ich und ich hörte Geräusche vor der Tür und so bin ich rausgegangen und da haben mich einige Slytherins überwältigt. Zum Glück war hinter der Tür danach nur eine Abstellkammer aber der Spiegel mit dem Pergament, auf dem DA draufsteht, der war noch in der Rumpelkammer, warum auch immer. Filch hat es der Bitch gegeben und dann haben sie mich zu Dumbledore geschleift, zum Glück war keiner der DA schon da…“, flüsterte er leise.
„Nun, in Dumbledores Büro waren McGonagall, Fudge, Percy und, und zwei Auroren… Shacklebolt hab ich ja vom Grimmauld Place gekannt und ein… warte… Dawlish, genau! Ich mein, ich war total überfahren!“, stotterte er aufgelöst, ich nickte, das konnte ich verstehen.
„Aber dann sah ich in einer dunklen Ecke ein Mädchen stehen, Chos Freundin!“, spuckte er verachtend aus und blickte wild durch die Gegend.
„Sie wirkte sehr verschreckt und die Kröte hat sie dann in die Mitte gezogen, aber sie konnte nichts sagen und hat geheult wie ein Schlosshund, das Beste war, dass auf ihrer Stirn eine voll hässliche, narbige, mit Pickeln übersäte Schrift steht! Petze und… und eine Frage, warst du das, Hermione?“, legte Harry nun den Kopf schief und musterte mich eingehend.
„Ja, das waren meine Sicherheitszauber, deshalb sollte ja auch jeder den Vertrag unterzeichnen, wenn ich ihr nicht ihre Stimme wieder gebe wird sie nie wieder sprechen können!“, zählte ich sichtlich stolz auf und sah, wie Harrys Augen groß wurden und er seine Stirn runzelte.
„Was? Das kannst du nicht machen!“, rief Ron geschockt.
„Verdient hätte sie es!“, sagten Harry und ich gleichzeitig, was uns beide einvernehmlich Lächeln ließ, wir warfen uns verständige Blicke zu, denn wütend waren wir beide auf die Petze.
„Das meint ihr nicht ernst!“, blickte Ron entsetzt und riss seine großen, blauen Augen weit auf.
„Nein, Ron, reg dich nicht auf, am Ende des Schuljahres, wenn die Lehrer und Heiler aufgegeben haben, werde ich ihr im Zug, gnädig, wie ich bin, ihre Stimme wiedergeben, aber Strafe muss sein!“, meinte ich hart und kompromisslos.
„Aber… was ist mit ihrem Gesicht?“, wollte Ron weiter entsetzt stotternd ansetzen.
„Du meinst das Wort „Petze“, damit wird sie lernen müssen zu leben, es gibt nichts dagegen, die Heiler werden ihr nicht helfen können und es gibt keine Möglichkeit, es zu überdecken, ich habe alle damals gewarnt. Eindringlich habe ich darauf hingewiesen und Ron, so leid es mir tut, es war ihre Entscheidung uns zu verraten, nun muss sie mit den Konsequenzen leben! Für die anderen muss es eben auch einen Anreiz geben zu schweigen, ich weise mal ganz dezent auf McLaggen und Smith hin!“, war ich knallhart und zeigte einen entschlossene Miene.
„Das ist ganz schön hart, Hermione, ich hoffe, du weißt das, jemanden so zu verschandeln!“, zeigte sich Ron von seiner einfühlsamen Seite, doch ich zuckte die Schulter und wandte mich an Harry, Ron hatte zu viele moralische Bedenken, die ich nicht hatte und die mir fremd waren.
„Was denkst du?“
„Was, über diese Marietta? Mhm, selbst schuld, von mir wird sei kein Mitleid erhalten, ich bin so sauer, da finde ich es glatt noch zu wenig!“, zischte Harry wütend.
„Aber…“, rief da wieder Ron aufgeregt, als Harry ihn überging und einfach weiter sprach.
„Warte doch, Ron, hör dir meine Geschichte zu Ende an und dann entscheide!“, bat Harry und so nickte Ron langsam. „… Also, Umbridge hat weiter auf die Petze eingeredet, dass sie halt mit Nicken oder Kopfschütteln antworten soll, das war recht komisch! Denn sie hat uns jetzt auf einmal gedeckt! Denn sie hat nicht reagiert. Aber dann hab ich gesehen, wie konzentriert Shacklebolt ausgesehen hat und da dachte ich mir, dass der anscheinend zaubert… als die Kröte geschnallt hat, dass da nicht mehr viel kommt, hat sich McGonagall um sie gekümmert! Dann hat die Bitch angefangen, ihre Beweise vor Fudge auszubreiten, boah, da hab ich gedacht, ich muss gleich kotzen… erstens hat uns einer im Hog´s Head belauscht, dann hat sie den Zettel mit der DA Überschrift gezückt und ihn ganz doll rumgeschwenkt und jetzt kommt das Schlechteste…“, schilderte Harry und seine Wangen waren knallrot.
„Mach es nicht so spannend, Harry!“, jammerte Ron unruhig.
„Mhm, ja, ja… Dumbledore hat gesagt, dass das D für Dumbledore steht und das A für Armee und dass er und nicht ich heute Abend eine Schülerarmee ins Leben rufen wollte, das war voll krass! Fudge und die Kröte haben sich vor Freude gar nicht mehr ein bekommen und haben dann gesagt, dass Dumbledore verhaftet ist, bis zu seinem Prozess, wegen Aufwiegelung gegen das Ministerium. Als er den Auftrag gegeben hat, meinte Dumbledore nur locker, ob Fudge denken würde, er würde sich verhaften lassen und hat dann eine gewaltige, magische Explosion ausgelöst, alles war auf einmal voll staubig und alles war verwüstet, das ging blitzschnell und mit einem Schwenker von ihm sind die alle betäubt zusammengebrochen, echt heftig, was für eine Macht Dumbledore hat! Dann hat er mir und McGonagall rasch erklärt, er werde im Untergrund weiter arbeiten und dann passierte das Erschreckendste, er meinte, ich solle Okklumentik weiter lernen, da dies wichtig sei und ich würde den Grund später erfahren, als er mich berührt hat, wollte ich ihn wieder mal beißen, vor allem da ich sauer war, was denn schon wieder diese kryptische Botschaft sollte. Und dann hat er die Biege gemacht, die Schwanzfeder von Fawkes ergriffen und puff, eine Stichflamme und weg war er“, erzählte Harry recht pragmatisch und emotionsarm, während ich interessiert gelauscht hatte.
„Dumbledore ist weg!“, schluckte Ron sichtlich schwer über diese endgültige Offenbarung.
„Ja, Umbridge ist jetzt die Schulleiterin und ich bin schuld!“, jammerte Harry tonlos und ließ das Haupt wieder sinken.
„Unsinn, wenn bin ich schuld, ich hab dich angestiftet die DA zu leiten, aber es wäre so oder so früher oder später passiert, also scheiß drauf!“ Harry blickte uns nur gequält an, aber ich fand, es stimmte, schließlich arbeitete die Kröte die ganze Zeit auf dieses Ziel hin, Dumbledore zu ersetzen.
„Ey, Kumpel, sie hat recht, die Bitch arbeitete doch die ganze Zeit daran und wir haben wenigstens was bei dir gelernt!“, stimmt mir Ron zu und fasste zu meinem Erstaunen meine Gedanken in Worte.
Wir wurden unterbrochen, als eine große schwarze Eule auf mich zuhielt, ich erschrak und sah zum Fenster, das von Colin geöffnet geworden war. Was? Durch die Schutzzauber waren wir wie abgeschlossen von unserer Umwelt, was ich, als ich der Blicke gewahr wurde, auch besser fand, war nur ich Schuld daran, dass unser Stand in Gryffindor immer schwerer zu werden schien?
Oh oh!
„Was ist das, Hermione? Wer schreibt dir um diese Uhrzeit?“, fragte Ron neugierig und auch Harry sah mich fragend an, als sich die Eule schon wieder erhob und wegsegelte.
Ich hielt den Brief wie Lava in der Hand, zuckte die Schultern und versuchte, die beiden nun von meiner Post abzulenken.
„Harry, wie geht es dir denn jetzt?“, meinte ich da besorgt.
„Eigentlich recht gut, auch wenn ich nicht so genau weiß, wie es jetzt weitergeht, aber ich glaub, ich oder wir können an dem Ganzen auch nichts ändern!“, setzte er stöhnend die Brille ab und rieb die müden Augen.
„Das ist richtig und ich bin froh, dass du das auch so siehst, am besten du bist ab jetzt so was von unsichtbar, ich mein das ernst, leg dich nicht mehr mit Umbridge an, bitte! Kein Nachsitzen…“, bat ich ihn eindringlich und strich beruhigend über sein Knie.
„Ja, Harry, leg dich nicht mit der fetten Kröte an, die wird uns jetzt echt das Leben zur Hölle machen!“, stimmte mir Ron enthusiastisch zu.
„Harry und das mit dem Beißen von Dumbledore, tue mir den Gefallen und meditier heute und versuche, deinen Kopf zu leeren und freizuhalten!“
„Was… ist, schläfst du heute nicht bei Harry und uns im Jungenschlafsaal?“, zog mich Ron spöttisch auf und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.
„Bist du darüber hinweg? Ich mag dich wirklich, Ron aber halt nicht…!“, schaute ich ihn hoffend, aber auch entschuldigend an.
„Lass stecken, Hermione, Harry hat ja recht, es war eine Schnapsidee, ich meine, du siehst wirklich gut aus… da kommt man halt auf dumme Ideen, aber Harrys Hinweis mit den Gemeinsamkeiten, da hat er schon recht, das hat mir richtig die Augen geöffnet!“, zeigte er sich sehr reif, anscheinend waren die Ereignisse in der Vierten auch nicht spurlos an ihm vorbeigegangen und sein Wissen darum, wie viel ihm die Freundschaft mit Harry bedeutete und dass wir beide keine Gemeinsamkeiten hatten, das sah doch bitte wohl jeder.
„Und außerdem weißt du, als kluger Junge, schon einen Ersatz für mich, oder?“, wackelte nun ich spielerisch mit meinen Brauen und zog ihn lachend auf.
„Wen?“, schaute da fragend Harry auf.
„Sag mal, Harry, bist du blind?“, fragte ich und Ron lachte vergnügt auf.
„Ja, also wenn er die Brille abnimmt…!“, kam es von Ron gehässig, er lachte sehr dreckig und Harry verdrehte die Augen.
„Lav, Harry, äh… ich meine Lavender…“, und winkte über meine Schulter, wo die Girlie-Connection von Gryffindor versammelt war und tratschte, giggelte und einfach nur schwatzhaften Unsinn machte.
„Echt… Lavender steht auf Ron?“, hatte Harry die Augen aufgerissen und ich verdrehte die meinen, wie man sich nur so ignorant zeigen konnte.
„Ja und schau dir Ron an, er versucht gerade, seinen Haaren Konkurrenz zu machen, also nehme ich mal stark an, dass es selbst ihm schon aufgefallen ist!“, rieb sich Ron nun über seine so roten Wangen.
„Was? Nie, Hermione, was sagst du da?“ und ich lachte schallend auf.
„Viel Glück, Ron, ich drück dir die Daumen!“
„Ähm, ich natürlich auch, amüsiere dich mit ihr, wenn ihr mich entschuldigt, war eine lange Nacht und der Tag war auch nicht besser!“, erhob Harry sich erschöpft und strich mir über mein Haar.
„Dann geh ich auch, gute Nacht, Jungs!“, küsste ich beide und war erleichtert, dass zumindest zwischen unserem Trio wieder Einigkeit herrschte und eilte auf den Schlafraum zu.
Als ich die Treppen hinauf ging, verließ mein aufgesetztes Lächeln mein Gesicht und verdüsterte sich, so stieg ich die Stufen hinauf, ging auf mein Bett zu und riss den Umschlag auf und meine Miene wurde beim Lesen des Inhaltes nicht froher und so stöhnte ich bedrückt auf.
Snape erwartete Minna in den Osterferien…