Es waren mal zwei Katzenbabys, die hatten sich super lieb. Die eine weiß wie Schnee, die andere braun gescheckt.
Emmi, die Weiße, spielte mit einem Grashüpfer, der von einem Grashalm zum anderen hin und her hüpfte. Lauernd flach auf dem Gras liegend, verfolgte sie den Springhahn mit ihren Augen, sprang hinterher und versuchte das Insekt mit ihren kleinen Pfötchen zu fangen, doch war dieses deutlich schneller und trickste Emmi geschickt aus.
Tiger hingegen lag mit einer auf den Augen liegenden Pfote faul unter dem Apfelbaum und sah dem Treiben durch einen kleinen Augenspalt nur gelangweilt zu. Es war auch viel zu warm, um sich zu bewegen.
Emmi schnappte den Hüpfer und tippte ihre samtweiße Tatze immer wieder auf das kleine Tier, dass sich nicht mehr bewegte und anschließend gefressen wurde. Zufrieden mit dem Fang, schlich sie sich an den im Halbschlaf befindlichen Tiger an, der das weiße Fellknäuel nicht bemerkte. Wie aus einem Hinterhalt sprang Emmi auf den Gescheckten, der warnend fauchte und die Weiße von sich schubste, die jedoch nicht locker ließ. Immer wieder probierte Emmi den gereizten Tiger zu einem Spiel zu animieren und rollte sich nun vor ihm auf den Rücken und miaute. Der Gescheckte richtete sich auf und schlich gemütlich zu der Hecke, unter der er sich erneut nieder ließ und auf Ruhe hoffte. Jedoch hatte er die Rechnung ohne Emmi gemacht, denn die verfolgte jede seiner Bewegung, rollte sich zurück auf die Beine und pirschte ihm hinterher, stupste ihn mit der Nase an und mauzte auffordernd in sein Ohr.
Tiger erhob sich, streckte ausgiebig die Vorderbeine weit nach vorne und kniff die Augen fest zu, während er ausgiebig gähnte. Wie aus dem Nichts sprang er auf Emmi, die durch die Wucht zu Seite fiel, kopfschüttelnd wieder aufrichtete und den Gefleckten beleidigt ansah.
Das interessierte Tiger recht wenig und warf sich erneut auf das weiße Fellknäuel.
Zusammen rollten sie durch das Gras hin und her und stießen spielend einander die Pfötchen ins Gesicht. So alberten sie noch eine ganze Weile herum, bis sie aus der Ferne eine Stimme wahrnahmen. Die Ohren gespitzt und in der Position verharrend, lauschten sie in die Ferne.
Tiger löste zuerst die Starre und strich sich mehrmals mit der Tatze über die Schnauze.
Emmi beobachtete ihn dabei und mauzte ihrem Spielkameraden vorwurfsvoll mit schiefgelegten Kopf zu. Ohne eine Notiz davon zu nehmen, ließ er sich davon nicht stören und ignorierte weiterhin die Rufe der weißen Emmi. Wieder hörten sie eine Stimme, stellten die Ohren auf und hielten inne. Nur Emmi drehte sich um, erhob den Kopf und schnupperte in verschiedenen Richtungen, als hätte sie etwas gerochen. Anscheinend lag wirklich etwas in der Luft, denn auch Tiger streckte die Nase in die Höhe und folgte dem Geruch. Er lief los, Emmi folgte und zusammen tapsten sie durch das Gras und spielten Fangen, bis sie schließlich an einer Terrassentür ankamen und hindurchschlüpften.
»Da seid ihr ja, ihr Ausreißer«, lachte Antje, die schon zweimal nach ihren Fellnasen gerufen hatte und ganze sieben Minuten auf sie warten musste. Die Rothaarige hatte die beiden erst seit zwei Wochen bei sich und liebte sie vom ersten Tag an, als sie die zwei Katzenbabys damals auf dem Bauernhof abholte.
Beide Kätzchen rannten jetzt zielstrebig auf die am Boden stehenden Näpfe zu und begannen das Futter zu verschlingen, bis nichts mehr da war.
»Ihr zwei ...«, begann sie mit verliebter Miene, »was würde ich nur ohne euch machen, hm? Na kommt schon her«, lachte sie. Und als hätten die zwei die Worte verstanden, kamen die Kätzchen auf sie zu und rieben sich schnurrend an Antjes Beinen.