Wir sassen auf dem Dach eines Hauses und liessen die Beine über die Kante baumeln. Weit über uns schlängelten sich die schwebenden Schnellstrassen um die hohen Wolkenkratzer der Stadt und warfen dunkle Schatten auf den Boden. Unter uns lagen verlassene Spielplätze und heruntergekommene Blockbauten, alles voll mit Graffitis und neonfarbenen Leuchtreklamen.
Ich hob den Blick zu der Kuppel empor, die ganz New York umschloss und uns von der Aussenwelt abschnitt. Die künstliche Sonne hatte jetzt den unteren Rand erreicht und die Kuppel verfärbte sich langsam von blau zu orange.
Der Sonnenuntergang begann.
Jax legte seinen Arm um mich und ich lehnte mich bereitwillig an ihn. Ich ignorierte den Lärm der Autos und Hovers, die überall umherschwirrten, und konzentrierte mich ganz auf Jax Finger, die mit kreisenden Bewegungen über meinen Arm strichen und die Kuppel über uns, die in einem intensiven Rot zu leuchten begann.
«Meinst du wir werden irgendwann auch die Welt ausserhalb sehen?» Ich legte den Kopf schief und musterte Jax Miene.
Er wandte den Blich nicht von der Sonne ab, als er antwortete: «Ich bin mir sicher, Ava.» Ein Lächeln legte sich auf seine Züge und er küsste meinen Scheitel, bevor er mich näher an sich heranzog.
Ich lehnte den Kopf an seine Brust und zog die Hände in mein viel zu grosses, schwarzes Sweatshirt hinein, das ich mir vor Ewigkeiten von ihm ausgeliehen hatte, ohne die Absicht, es je wieder zurückzugeben.
Die Kuppel über uns änderte die Farbe zu einem Violett, das langsam dunkler wurde, bevor die Sonne schliesslich ganz verschwunden war und der Himmel schwarz wurde.
Jax zog mich an sich heran und gab mir einen Kuss. «Ich verspreche dir, eines Tages kommen wir von hier weg.»
Ich lächelte traurig. Es war das gleiche Versprechen wie jeden Abend.
Das Versprechen, das er mir gab, wenn wir sieben Minuten lang unserem Leben entflohen und gemeinsam den Sonnenuntergang über New York beobachteten.