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Ein kleiner Frosch, grellbunt und Produzent des potentesten Giftes, welches in der Natur vorkommt.
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Von wem wurde dieses Gift verwendet?
Das Gift wurde von indigenen Stämmen in Zentral- und Südamerika verwendet.
Woraus wird das Froschgift gewonnen?
Das Gift wird von den Baumsteigerfröschen produziert und als Sekret über die Haut abgegeben. Dabei handelt es sich um mehrere Froscharten, die in Mittel- und Südamerika vorkommen; zur Gewinnung des Gifts werden i.d.R. nur drei der über 170 Froscharten verwendet.
Das Gift wird auf drei Wegen auf die Pfeilspitzen aufgetragen. Bei allen dreien wird möglichst vermieden, mit dem Gift auf der Hautoberfläche des Frosches in Kontakt zu kommen.
1. Ein lebender Frosch wird mit einem Stock fixiert oder in einen kleines Bastkörbchen gelegt. Danach werden die Pfeilspitzen vorsichtig an dem schleimigen Körper abgewischt.
2. Die folgende Methode wird seltener angewendet: Der Frosch wird an einem Stock über dem Feuer geröstet. Das Gift tropft aus dem Frosch heraus und wird von den Leuten in einem Gefäß, bspw. einer Flasche, aufgefangen. Die Pfeilspitzen können so problemlos in das Gift getaucht werden.
3. Ein Pfeil wird durch einen lebenden Frosch getrieben, wodurch das giftige Sekret an der Wunde austritt. Mit dem Sekret werden die Pfeilspitzen versehen. Diese Prozedur wird mehrmals wiederholt.
Wie viele Pfeile man mit einem Frosch vergiften kann, variiert von Bericht zu Bericht. Es reicht von 50 Pfeilen mit einem Frosch bis zu etwa 14 Pfeilen mit einem Frosch.
Das Gift ist etwa 1 Jahr wirksam.
Wie oben schon beschrieben, wird das Gift von verschiedenen Froscharten verwendet. Die folgenden Abschnitte konzentrieren sich auf den „Schrecklichen Pfeilgiftfrosch“, den giftigsten von allen.
Wie wirkt dieses Gift?
Wenn das Gift in die Blutbahn gelangt, ist es spätestens binnen 10 Minuten tödlich. Es führt zu Krämpfen, Herzrhythmusstörungen, Atemnot und einem kribbelnden Gefühl auf der Haut. Schlussendlich tritt der Tod durch Muskel- und Atemlähmung sowie Herzversagen ein.
Berichte über vergiftete Vögel besagen, dass die Lähmung so schnell eintrat, dass die Tiere einfach zu Boden fielen. Dies dürfte nicht der Regelfall gewesen sein – abhängig davon, wo das Gift in den Blutstrom gelangt, muss es unterschiedlich lange Strecken durch den Körper gepumpt werden, bis es seine volle Wirkung entfaltet.
Bei Hautkontakt (ohne offene Wunden) können Rötungen und Schmerzen ähnlich wie bei der Berührung mit einer Brennessel auftreten. Bei Hautkontakt mit kleinen Wunden können stärkere Schmerzen auftreten. In manchen Fällen kann es zu Übelkeit und Schwindel kommen – der Kontakt ist jedoch nicht tödlich, solange das Gift nicht in den Blutkreislauf gelangt.
Ein Gegengift ist nicht bekannt.
Was passiert im Körper?
Beim schrecklichen Pfeilgiftfrosch ist die wirksame Komponente das Batrachotoxin. Bei diesem Gift handelt es sich um ein Krampfgift, genauer: um ein Herz- und Nervengift (Cardio- und Neurotoxin).
Batrachotoxin zerstört die Vesikel der Nervenzelle – kleine Bläschen, welche Acetylcholin enthalten. Acetylcholin ist ein wichtiger Botenstoff (Neurotransmitter) im Körper. Bspw. sorgt er dafür, dass sich Muskeln anspannen und die Reize von einer Nervenzelle zur nächsten übertragen werden.
Durch die Zerstörung der Vesikel wird auf einen Schlag eine größere Menge Acetylcholin freigesetzt. Die Natriumkanäle der Zellen öffnen sich und es kommt zu einer einmaligen Zuckung der Muskeln. Allerdings kann zu einem späteren Zeitpunkt kein Acetylcholin mehr freigesetzt werden. Dies bedeutet, dass im Nervensystem keine Nachrichten mehr weitergegeben werden können, was in einer Lähmung resultiert.
Weiter besetzt Batrachotoxin die Rezeptoren (Andockstellen) für Acetylcholin und sorgt dafür, dass die Natriumkanäle der Muskelzellen permanent geöffnet sind. Dadurch strömt Natrium in die Zelle, gleichzeitig können keine anderen Ionen aus der Zelle heraus, was zur Folge hat, dass die Zellmembran depolarisiert. Durch die erhöhte Natriumkonzentration in der Zelle kommt es zur Erregung und somit Anspannung der Muskeln.
Beim Herzmuskel sorgt es für Herzrhythmusstörungen und führt schlussendlich zum Kreislaufstillstand.
Ab wann ist das Gift tödlich (Dosis)?
2 Mikrogramm des Gifts (entspricht 2-4 Salzkörnern) sind für Mäuse tödlich (Kennzahl: LD50); für Menschen gilt eine ähnliche Dosis. Ein Schrecklicher Pfeilgiftfrosch soll genügend Gift in sich tragen um 10-20 Menschen oder 2 Elefantenbullen zu töten.
Anekdoten und Wissenswertes
Die giftigsten Frösche sind nicht dazu in der Lage, das Gift in ihrem Körper von selbst herzustellen. Die Giftigkeit kommt von dem, was sie fressen: Ameisen, kleine Insekten und Termiten. In ihrem Körper werden die Substanzen, die sie zu sich nehmen, in ein schützendes Gift umgewandelt. Baumsteigerfrösche, welche in Gefangenschaft gehalten werden, sind in der Regel nicht giftig.
Batrachotoxin ist eines der potentesten Gifte, die es in der Natur gibt.
Quellen
[1] „Information Resources in Toxicology“, 4th Edition; Philip Wexler et al.; 2009
[2] „Greek Fire, Poison Arrows and Scorpion Bombs: Biological and Chemical Warfare in the Ancient World“; Adrienne Mayor; 2009
[3] Infos: https://en.wikipedia.org/wiki/Poison_dart_frog – aufgerufen am 09.02.2020
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Phyllobates_terribilis – aufgerufen am 09.02.2020
[5] https://en.wikipedia.org/wiki/Batrachotoxin – aufgerufen am 09.02.2020
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Acetylcholin – aufgerufen am 09.02.2020
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Synaptisches_Vesikel – aufgerufen am 09.02.2020
[8] http://www.froschkeller.de/gift.htm – aufgerufen am 09.02.2020
[9] https://people.wou.edu/~courtna/ch350/Projects_2006/Grimes/index.html – aufgerufen am 09.02.2020
[10] https://www.chemistryworld.com/podcasts/batrachotoxin/7073.article – aufgerufen am 09.02.2020
[11] https://toxicdangerzone.weebly.com/batrachotoxin.html – aufgerufen am 09.02.2020
[12] Gespräche, Veranstaltungen, Schriftwechsel
[13] „Recent developments in the field of arrow and dart poisons“; Genevieve Philippe und Luc Angenot; 2005