Dies ist eine Fortsetzung zu den zwei vorherigen Kapitel:
Es war etwas ungewöhnlich für mich. Ich brauchte mehrere Wochen, bis ich anrief. Vielleicht lag es daran, was alles in dieser Zeit passierte.
Ich hatte den Zettel immer wieder hervorgekramt, die Telefonnummer angestarrt und willenlos wieder weggelegt. Diesmal atmete ich dreimal tief ein und aus und tippte die Nummer in mein Handy.
Ein langes wiederholtes"Tü" ertönte wie gelangweilt aus meinem Smartphone. Genervt legte ich das Telefon auf dem Küchentisch zurück. Ich war dünnhäutig geworden. Ich nippte an meinen bereits kalten Kaffee weiter und überlegte, was ich sagen wollte, sofern sie abnahm.
Ich würde wohl die passenden Wörter schon finden! Oder etwa nicht? Ich legte die leere Kaffeetasse in den Küchentrog und versuchte es erneut.
Diesmal nahm sie beim ersten Tüten bereits ab, sie hatte eine wunderschöne, helle Stimme. "Hallo, da spricht Alice."
Ich stotterte ein: "Hallo Alice, da spricht Erwin, magst du dich an mich erinnern?" Ich schalt mich sofort, wie könnte sie es vergessen haben. Die erste Nacht nach der Bar und der Versuch mit den magischen Pilzen.
"Oh, Erwin, schön, dass du anrufst, natürlich, ich habe auf diesen Anruf gewartet! Hast du heute schon mal probiert. Ich war gerade im Auto und konnte nicht abnehmen."
"Ja, ich war es. Alice können wir uns bald treffen? Vielleicht morgen?"
“Ach, Erwin, morgen passt, vor dem Park der Gartenschau um 20.00 Uhr?"
"Das passt hervorragend, also bis morgen. Ich freue mich! Tschüss"
Nachdem sie sich ebenfalls verabschiedet hatte, saß ich noch eine Weile starr auf dem Küchenstuhl und erhob mich. Seufzend dachte ich, dass ich das Treffen mit meinem Kollegen verschieben musste.
Mit gemischten Gefühlen schaute ich dem dritten Treffen mit Alice entgegen. Liebe kannte seltsame Wege. In den letzten Wochen hatte ich mich stark verändert. Meine Lebensfreude hatte einen deutlichen Dämpfer genommen. Ich war halt sehr viel zu Hause. Eingeschlossen in meinem Büro. Das war das neue Real Live!
Am nächsten Tag kurz vor acht Uhr war ich beim Park. Am Eingang war ein Schild:
Liebe Besucher aufgrund der Umstände, bleibt der Park bis auf Weiteres geschlossen.
"So ein Mist und das ist wirklich ungünstig." Pünktlich wie eine Uhr erschien Alice dieses Mal. Sie strahlte und gab mir einen Begrüßungskuss. Ich murmelte: "Hey, schön dich zu sehen. Du der Park ist geschlossen!"
Ungläubig schaute sie mich an und drückte die Türklinke des Tores. Das Tor klemmte. Aber es öffnete sich auf wundersame Weise. Sie meinte: "Komm wir gehen in den hinteren Teil, da sind wir sicher ungestört!"
Dort war ein Bänkchen. Angrenzend ein kleiner Wald. Vor dem Bänkchen war ein kleiner Teich mit Fröschen. Wenn diese sich paarten, dann konnte das Quaken recht laut sein. Vor dem Teich waren kleine Warnhinweise mit dem Vermerk: Betreten verboten! Das war wohl klar.
Auf dem Bänklein redeten wir über dies und das und auch über meine erste Erfahrung mit den magischen Pilzen (Anmerkung: letztes Kapitel). Alice lächelte und wies auf den Rucksack. Ich schüttelte nur energisch den Kopf, den ich wollte diese Erfahrung nicht wiederholen. Langsam dunkelte es ein und wir begaben uns in das Wäldchen. Auf einer Picknickdecke machten wir es uns gemütlich.
Wir waren nicht lange da, als zwei Männer in dunkeln Mänteln sich auf die Sitzbank setzten, wo wir keine Viertelstunde früher gesessen waren. Wir lauschten den Stimmen und hörten: "Da ist das Geld ... ". Er übergab einen Aktenkoffer. Der Mann ließ die Schlösser schnappen und warf einen Blick hinein.
Die nächsten Worte wurden durch das Pfeifen des Windes verdeckt. Alice hatte den Finger an den Lippen. Wir hörten noch: "Wenn etwas ist, ruf mich an auf der Nummer 05 66 55 22.." Ich holte mein Notizbüchlein raus und versuchte, die Nummer aus dem Gedächtnis aufzuschreiben. Zum Glück war sie einfach und ich habe ein gutes Zahlengedächtnis.
Plötzlich sagte der eine: "Hast du das Knacken auch gehört? Da ist jemand! Wir müssen nachschauen." Beide standen auf und einer der Männer lief direkt auf uns zu. Noch waren wir nicht zu sehen ...