Von diesem Flohmarkttag war ich mehr als enttäuscht. Gemäß meinem Eintrag hatte ich nicht einmal die Standgebühren herausgeschlagen. Aber ich hatte interessante Gespräche gehabt mit den Standinhabern links und rechts und es war ein netter Tag gewesen.
Ich überflog die Einträge in meinem Notizbuch und stockte beim Eintrag vor ein paar Wochen, diese Bar, mit der Band mit diesem Song „You only live once“, ich versank in Tagträume. Das Erwachen in diesem fremden Bett und dieser geheimnisvolle Zettel waren keine schöne Erfahrung gewesen.
Es war nun Zeit, alles einzuräumen. Lukas und Matthias kamen rüber und zu dritt trugen wir die Sachen zum Auto. Mit Ausnahme eines kleinen Campingtisches und zwei oder drei alte Bücher.
Als ich zurückkam, stand eine Frau da und las in dem alten Buch mit dem abgeschabten schwarzen Einband. Ich war zuerst verärgert, aber letztendlich war dies vielleicht die Chance, aus den roten Zahlen zu kommen. Obwohl es letztendlich nicht so entscheidend war. Sie war bildhübsch und schwarzhaarig. Ich hatte sowieso ein Faible für dunkelhaarige Frauen.
Sie schaute immer wieder interessiert auf und blätterte seelenruhig im Buch und lächelte mich hin und wieder an. Wir kamen ins Gespräch und ich hatte das Gefühl, dass ich mich auf den ersten Blick verliebt hatte.
Vielleicht ist das rasche Verlieben eine von der Natur gewollte Vorrichtung? Falls ihr eine Meinung hierzu habt, bitte in den Kommentaren. Ich sammle für eine neue Geschichte. Vielleicht U18. Hihi! Ich bin noch nicht dreißig und es ist gut, dass ich bereits nach dem Yolo-Motto lebe. Das ist mir sehr wichtig. Wenn ich achtzig bin, will ich auf ein erfülltes Leben zurückblicken und ein schönes.
Ich schweife schnell ab. Sorry! Ich hörte sie nach meiner Telefonnummer fragen und vernahm, wie ich diese einfach so ausplauderte. Ich ärgerte mich darüber, um mich Sekunden später zu freuen. Wenn nicht ihr meine Nummer geben. Wem dann? Übrigens sie kaufte das Buch und rettete meine Kasse.
Wir waren dann im Kino ein paar Tage später und danach im Restaurant. Dort war sie plötzlich kreidebleich geworden und trank deshalb nur Wasser. Wir brachen das Rendezvous dann vorzeitig ab.
Am 14. Februar, Valentinstag, also vor drei Tagen lief ich auf und ab und wartete ungeduldig auf sie! Wenn man wartet, geht die Zeit kaum vorbei. Aber sonst rast die Zeit! Bei den über 30-Jährigen besonders! Ach, ja, und ich hoffte herauszufinden, ob ich mich tatsächlich verliebt hatte!
Es läutete plötzlich schrill und ich beeilte mich die Tür zu öffnen. Sie hatte sich zurechtgemacht und trug einen wunderschönen roten Mantel. Passend zum Valentinstag aber vermutlich war dies nur Zufall. Ich nahm ihr den Mantel ab. Ein „Wow“, entfuhr mich. Sie war mit einem roten Zweiteiler bekleidet, der ihr wunderbar stand!
Ich hatte etwas Einfaches gekocht, kochen kann ich nämlich nicht. Aber es gab ein Schnitzel mit Salat und Tomatenspaghetti. Es schmeckte wunderbar. Es lief eine schöne Musik.
Nach dem Essen saßen wir im Salon und redeten über das Buch. Sie kramte es hervor und zeigte mir eine Seite mit Pilzabbildungen. Es schien wirklich ein interessantes Buch zu sein.
Fast bereute ich, es verkauft zu haben. Und dann passierte das Unerwartete.
Sie lächelte mich an und sagte: „Ich habe dir eine Überraschung versprochen.“ Ich nickte nur und schaute wohl sehr erwartungsvoll. Sie lächelte und holte eine Serviette, die sie auf dem Beistelltisch öffnete. Darin waren ein Dutzend verschrumpelte graubraune Pilze. Ich schaute erstaunt und sie murmelte: „Dies sind Zauberpilze, die erfüllen deine Träume!“
Mein Lieblingslied ist von der Sunrise Avenue, Dreamer. Ich ließ die Musik laufen. Sie zeigte mir, wie man die Pilze einnahm und kaute. Eigentlich nicht schwer. Ich nahm einen in den Mund und fing an zu kauen. Meine Gedanken waren: ist der geschmacklos! Am liebsten hätte ich ihn zu Boden gespuckt. Sie schaute mich jedoch aufmunternd an. Und ich kaute ihn brav fertig und schluckte ihn, während sie mich weiterhin anstrahlte.
Soweit spürte ich nichts. Die Musik spielte nun in einer Endlosschlaufe, „always a dreamer“, ich nahm den Zweiten und ich hatte das Gefühl, dass es anfing zu wirken. Ihr Lächeln war so schön. Die weißen Zähne kamen mit ihrem etwas dunklerem Teint auffallend gut zur Geltung. Die Musik trällerte „have you ever felt like a prisoner?“ Ja, jetzt gerade, ich hörte sie langsamer reden und die Töne hallten nach. Ich sah mich über eine Gefängnismauer klettern und verletzte mich an einer Scherbe. Ein kleiner Aufschrei.
Sie lächelte mir zu und streichelte sanft meine Hand. Ich hörte sie reden, etwa dreimal so langsam wie normal. Die Töne waren lang gezogen und tönten viel tiefer, fast männlich! Ich nahm den nächsten Pilz und kaute ihn gelangweilt aber erwartungsvoll. Dann hatte ich das Gefühl, dass der Zauberpilz explodierte! Und ich hörte die Band singen: „Have you ever felt you are invisible.“ Ich grinste sie an und fühlte mich stark wie ein Löwe. Ich riss sie hoch zum Tanzen. Offensichtlich ging es nicht mehr. Ich musste das Tanzen aufgeben. Ich torkelte und fiel hin.
Als ich erwachte, fand ich einen kleinen Zettel. Ich versuchte, es zu entziffern:
Hallo Erwin
ich hoffe, es geht dir wieder besser. Es ist bereits das
zweite Mal, dass ich spurlos verschwinde.
Erinnerst du dich an den Zettel vor ein paar Wochen: „Such mich nicht!“
Diesmal sollst du mich suchen und auch finden.
Anbei meine Mobile Nr. 65 453 111.
Deine Dich liebende Alice.
Mir war nun alles klar. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Schließlich you „only live once!“
Dies war die Fortsetzung vom letzten Kapitel
https://youtu.be/s8LZBJAr0RM Link zu dreamer