Das ist eine Valentinstagsgeschichte für die Ladi und natürlich für alle die sie gerne lesen auch :-)
Modus: Valentinstag
Genre: Egal
Stichwörter: Heilig, herrlich, hässlich
Rating: P18
Die heilige Sicilia
Julian wischt sich den Schweiß von der Stirn und setzt sich. Ein bisschen Zeit hat er noch, dann wird er zum 15. Mal diesen Ort betreten. Er kann sich noch genau erinnern als er Adriana das erste Mal gesehen hat am 14. 2. in der Kirche von Mináut ungefähr um Mitternacht. Dieser Wallfahrtsort ist nicht sehr bekannt, aber für Julian ist er etwas Besonderes und so kommt er jedes Jahr an Valentinstag zurück, doch heute ist er nicht alleine. Heute ist auch Adrian da, sein gemeinsamer Sohn mit Adriana. Sie hätte sicher gewollt, dass ihr Sohn den Ort wo sie und sein Vater sich das erste Mal getroffen haben, sieht, zumindest glaub das Julian. Dieser Tag ist für die meisten der schönste im ganzen Jahr, doch nicht für ihn. Der Tag des ersten Treffen mit seiner verstorbenen Frau liegt gerade einmal 14 Jahre und 2 Monate zurück. Er wartet auf Adrian und dann betreten sie zum ersten Mal gemeinsam den heiligen Boden. Heute ist wie vor vielen Jahren kein Mensch da. Julian geht auf das Tor zur Kirche zu und öffnet dieses mit einigen Handgriffen, damit öffnet er das Tor zu einer vergangenen Welt.
Überall Gold und Farben! Bunte Fresken an der Decke, Bilder an den Wänden. Noch ist es dunkel und alles nur von Kerzenlicht erhellt doch es ist herrlich. Er dreht sich zur Seite und blickt auf kunstvoll verzierte Orgelpfeifen am Chor. Jetzt dreht er sich zum Fenster über dem Eingang und blickt ins dunkle, doch er weiß, dass die Kirche für die im Dunklen verborgene Rosette berühmt ist. Angeblich soll die Kirche im Licht nur so erstrahlen und das Gold funkeln, das es in den Augen weh tut, schöner als Notre-Dame. Julian ist, obwohl er sie bei Tageslicht noch nie gesehen hat, die dunkle Kirche lieber, da hat er seine Ruhe und kann die Herrlichkeit in sich fließen lassen.
Nachdem er das ganze Bauwerk auf sich wirken hat lassen geht er zu einer Tür links im hinteren Teil der Kirche. Er tastet sich zur im Schatten liegenden Tür vor und schiebt einen Schlüssel hinein. Als er zum ersten Mal hier war hat Adriana leise die Tür geöffnet um niemanden aufmerksam zu machen, doch nach den Jahren öffnet sich die Tür nicht ohne zu rütteln und dann normalerweise auch nur mit einem hässlichen Quietschen. Julian fragt sich jedes Jahr auf neue wie Adriana das geschafft hat. Endlich öffnet sich die Tür und ganz ohne quietschen, sodass Julian erst stutzt sich dann jedoch keinen Kopf mehr macht. Er ruft leise nach Adrian und dieser verspricht ihm gleich nach zu kommen, also geht Julian schon einmal voraus. Seine Schritte hallen von in einem hässlichen Klak-klak klak-klak klak-klak von den Wänden wieder und er kommt nicht umhin wieder an Adriana zu denken, sie wäre lautlos wie eine Fee hinunter geschwebt dann ist er in der Gruft angekommen.
Als er den letzten schritt getan hat hält er inne. Vor der Statue der heiligen Sicilia kniet eine Frau, eine Frau mit braunen Harren zu einem Bob geschnitten. Sein erster Gedanke ist: Adriana! Sein Zweiter: Nein! Sie hatte keinen Bob. Dann erhebt sich die Frau, dreht sich zu ihm um und lächelt ihn an.
Ihre Haarfarbe ist Adrianas auf den ersten Blick zwar ähnlich, aber die Haare sind dunkler und glatter. Ihre Haut sieht aus wie Karamell, in den braunen Augen sieht er ein unterdrücktes spitzbübisches Funkeln und der Mund ist voll, sie ist wunderschön aber auf andere Weise als Adriana. Davon abgesehen ist sie größer und hat längere Beine, was man beim knieen nicht gesehen hat. Doch das Alter dürfte stimmen, er schätzt sie auf 35 und Adriana wäre jetzt 37. Er grübelt weiter doch dann spürt er ihren fragenden Blick, er sieht auf und sie schiebt ihm ihre Hand entgegen:"Hallo! Mein Name ist Anabelle Chaberts." Er ergreift die Hand und schüttel sie:"Julian Lockwood." "Freut mich dich kennen zu lernen Julian, aber was machst du hier unten mitten in der Nacht?" Julian lächelt:"Oh ich bin hier, zum Jahrestag mit meiner Frau Adriana"Sie runzelt die Stirn:"Adriana? War der Mädchenname Humbert?" Julian schaute geschockt:"Ja, Adriana Giselle Hubert, wieso?""Ah ich kenne Adriana aus Kindheitstagen aber wir haben den Kontakt verloren. Wie geht es ihr den?"Er schaut sie gequält an:"Sie ist tot seit 14 Jahren und 2 Monaten. Kurz nach der Geburt unseres Sohnes Adrian."Anabelles Blick schweift ab und sie sagt:"Sie hat schon immer Kinder gewollt, viele Kinder. Genau bei der Erfüllung dieses Traums hat sie ihr Leben gelassen.", die Frau schüttelt den Kopf:"ich hab das ja noch nie verstanden"Julian sah sie fragen an:"Woher kennst du Adriana denn? Sie hat mir nie von dir erzählt!""Ja vermutlich, das habe ich mir schon gedacht, deshalb hat sie ja auch den Kontakt abgebrochen. Nachdem sie endlich eine Familie hatte, bei der sie bleiben wollte, brach sie den Kontakt ab. Sie wollte nicht mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden. Sollte jedoch etwas passieren, so würden wir uns hier treffen haben wir ausgemacht.", erzählte Anabelle."Und du bist ihre beste Freundin? Sie hat immer nur von Sahra oder Izzi gesprochen. Außerdem hat mir Adriana nie von einer Verangenheit im Heim gesprochen. Ich versteh das nicht! Immerhin habeich sie geheiratet!",rief Julian. Er war zornig aber auch traurig, dass Adriana ihm einen großen teil ihrer Vergangenheit verschwiegen hat."Komm mit ic kenne einen guten Club hier in der Nähe. Dann kann ich dir alles in Ruhe erzählen und du lenkst dich etwas von deiner Trauer ab, Adriana hätte gewollt, dass du weiter lebst! Und du kannst mich übrigens Ana nennen, so nenne mich alle meine Freunde!"Julian wollte schon wegen Adrian ablehnen,da brummt sein Handy. Adrian war mit einigen ortskundigen Leuten in eine Disco gegangen. Eigentlich hätte Julian das gestört, doch er hatte keine Lust sich mit Adrian zu streiten. außerdem war es eh schon zu spät, den Adrian war schon vor 15 Minuten losgezogen und würde sicher nicht zurück kommen.
Julian und Ana verließen die Gruft, schlossen die Tür ab und machten sich auf den Weg.
Die Beiden redeten, in der Bar, noch bis in den frühen Morgen hinein über Adriana und ihre Vergangenheit. Dabei stellte sich heraus, dass Ana 38 Jahre alt war und sie somit gleich alt waren, um genau zu sein war Ana 4 Monate älter, was Julian dann doch überraschte. Nach einigen Cocktails später wurden die beiden immer ungehaltener und kamen sich immer näher. Die Beiden lernte auch ihr Gegenüber immer besser kennen und daraus entstand der Wunsch eines erneuten Treffens, eines sogenannten Dates.
Das ist die Geschichte wie aus einer vergangenen Liebe eine neue Liebe und daraus auch 2 Kinder und eine glückliche Familie entstanden.
Heute steht nicht Julian vor der Kirche, sondern eine 78-jährige trauernde Anabelle Lockwood mit ihren (Stief-)Kindern, (Stief-)Enkelkindern und (Stief-)Urenkelkindern, versucht ihren Kummer zu vergessen und an bessere Zeiten zu denken.