Was wirklich zählt
Der Zaubermeister schaute zu seinen Schülern. „Nun die heutige Aufgabe!“ Er sah zu seinen Schülern, um den letzten Rest an Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Ja, heute wird die Aufgabe leicht und doch unendlich schwierig sein. Jeder von Euch soll den Fluss überqueren. Dabei dürft ihr nicht nass werden oder durch eure Magie die Mitschüler behindern. Zudem sollte die Konstruktion so stabil sein, dass auch ein Pferdefuhrwerk, beladen mit Bausteinen für unsere neue Schule, diese Konstruktion problemlos und sicher überqueren kann. Also, ran ans Werk!“
Die Schüler knabberten noch an der Aufgabe und manche der Adepten schüttelten mürrisch den Kopf. Es schien unmöglich zu sein, binnen eines Tages so eine Konstruktion als einzelner Adept zu erschaffen. Missmutige Blicke warfen sie ihrem Zaubermeister zu. Noch bevor sie eine Frage stellen konnten hob der Meister die Hand. „Wenn ihr genau zugehört habt, dann sollte es kein Problem geben so ein Bauwerk zu errichten. Bedenkt bitte, jedes einzelne Wort, welches ich sagte und überlegt, wie ihr es schaffen könnt. Ich für mein Teil mache jetzt einen Spaziergang und komme erst am Nachmittag zurück. Bis nachher und seid gewiss. Ich benote nur: Was wirklich zählt!“ Ohne den Adepten auch nur noch die geringste Aufmerksamkeit zu schenken spazierte der Meister geruhsam zur bestehenden Brücke und entzog sich somit den Blicken der Adepten.
Adolpho, der älteste und stämmigste Adept schaute seine Kommilitonen an. „Der alte Narr bezweckt damit etwas. Nur weiß ich nicht was er erreichen will. Eine Brücke zu errichten dauert Tage oder Wochen und wir sollen es an einem Tag schaffen. Keiner von uns kennt genügend Zauber, um alle Probleme allein zu lösen. Keiner besitzt genug magische Energie, um die benötigten Steine auch nur binnen dreier Tage heranzuschaffen. Dazu müssen die Steine bearbeitet werden und dann müsste auch noch die Konstruktion zum Bau errichtet werden. Also ihr Nasen, was sollen wir jetzt unternehmen?“ Nele, die kleine blonde Hexe aus dem vierten Semester sah abschätzig zu Adolpho rüber. „Vielleicht sollten wir zunächst die Aufgabe verstehen und uns dann ans Werk begeben.“
Sofort fiel ihr Adolpho barsch ins Wort: „Typisch! Eine blonde Junghexe glaubt hier etwas sagen zu dürfen. Verzeih, aber ich denke, du kennst den alten Narren nicht so gut wie ich ihn kenne. Er ist ein verschlagener Hund, der uns jeglichen Erfolg missgönnt. Somit gleicht dein Vorschlag einem Witz.“
Für Nele ging ihr erdachter Schachzug auf. Klug antwortete sie: „Abgemacht Herr Neunmalklug Adolpho von Erbsenhirn. Ich will Dich nicht weiter mit meiner Gegenwart belästigen und alle die mir folgen mögen - können mir folgen, um das Problem zu lösen.“ Schnippisch ergänzte sie. „Mir reicht es vorerst, wenn Marte, Sigrid, Torben, Lusan und Pribus mir folgen. Wenn es ein, zwei Mitschüler mehr wären, ginge es natürlich schneller.“ Alle angesprochenen Personen sammelten sich zügig bei Nele und dazu noch vier weitere Adepten. Es war leicht zu erkennen, dass sich keiner gerne im Umkreis von Adolpho aufhielt. „Los, wir gehen zur Brücke und errichten hinter der Brücke unser Bauwerk.“ Für Apolpho war das Gespräch noch nicht beendet, daher rief er erbost hinterher. "Wie kann man nur mit einer blondierten Zuckerhexe so einen Versuch wagen. Vermutlich schafft ihr es nicht einmal einen einzigen Stein zu bewegen." Gemütlich folgten ihr die Adepten und Adolpho samt seiner Mitstreiter blieben zurück. Missmutig schielte er zu den Kameraden. „Kennt einer eine Lösung für die Aufgabe? Zudem weiß ich nicht was die dumme Möhre damit andeuten wollte. Wir sollten zuerst die Aufgabe verstehen.“ Fragend schaute er zu Jörgen, Thomai, Selbert und Korin.
Ohne weiter zu überlegen begann Adolpho und ließ sich nicht in seinem Treiben beirren. Zuerst schafften sie Steine heran und überlegten danach, was man damit machen könne. Die Grübelei dauerte und jeder probierte eine eigene Brücke zu konstruieren. Schon lange dachten sie nicht mehr an Nele und die jüngeren Adepten der Zauberkunst.
Nele schaute zu ihren Begleitern, als sie die Brückenrampe passiert hatten. „Adolpho ist zu dumm, um die Aufgabe zu durchschauen. Er schafft es ja nicht einmal dem Meister zuzuhören.“ Munter sprudelte es aus ihr heraus. „Der Meister hat mit keiner Silbe erwähnt, dass jeder von uns ein Bauwerk errichten soll. Ich denke, dass wir es schaffen können, wenn wir alle zusammenarbeiten. Warum fügte er wohl den Satz an: Wenn ihr genau zugehört habt, dann sollte es kein Problem geben so ein Bauwerk zu errichten. Bedenkt bitte, jedes einzelne Wort, welches ich sagte und überlegt, wie ihr es schafft. Und er fügte noch an: Ich benote nur: Was wirklich zählt!“ Sie sah zu den Begleitern. "Es wird sicher nicht nur darum gehen ein Bauwerk zu errichten, sondern auch um das was zählt. Und über dem Eingang unserer Schule steht. – Alles was zählt ist der Zusammenhalt der Schüler.“
Ungläubige Augen betrachteten sie, daher fuhr sie fort. „Er sagte ein Bauwerk zu errichten und wir sollten auf jedes Wort achten. Das Motto unserer Schule ist, die gegenseitige Unterstützung. Daher werden wir genau seiner Anweisung folgen und so ein Bauwerk errichten. Zudem sagte er nicht, wie lange so ein Bauwerk halten soll, sondern nur, dass es ein Pferdefuhrwerk samt Beladung tragen soll. Ich dachte es mir so: Marte, Sigrid und Torben ihr beschafft mit eurer Magie die Steine. Lusan wirken die Kopierzauber, somit kopieren wir die Maße und Massen der Brücke auf unser Bauwerk. Pribus und Isa ihr stellt die Stützkonstruktion mittel einer Kopie her und die restlichen wirken mit ihrer Magie den Mörtel und trocknen ihn. Ich schätze in vier Stunden könnten wir die Aufgabe erfüllen. Gertis und Loran sorgen während der Zeit für unser leibliches Wohl und gemeinsam errichten wir danach die Rampe, damit ein Fuhrwerk bequem über die Rampe auf die Brücke gelangt.
Die Zeit verflog und Adolpho wurde immer hektischer. Laut brüllte er seine Mitstreiter an, die immer noch damit beschäftigt waren, die Steine in die gewünschte Form zu bringen. Die Sonne senkte sich bereits, als er den Meister sah, der, ohne die alte Brücke zu benutzen, auf das hiesige Ufer wechselte. Es machte ihn rasend, als er auch noch Gejohle der jüngeren Hexen und Magier hörte.
Als sich der Meister samt der jüngeren Mitschüler näherte, ahnte Adolpho, dass er mit leeren Händen vor den Meister treten musste. Vorsichtshalber formte er in seinen Gedanken eine erklärende Entschuldigung, bis der Meister endlich vor ihm stand. „Meister, die Aufgabe war zu schwer, so dass wir es nicht schafften, jeder für sich so eine Brücke zu errichten.“ Der Meister schüttelte den Kopf. Die Aufgabe bestand nicht einmal darin so ein Bauwerk zu erstellen, sondern zuzuhören und die Aufgabe gemeinsam anzugehen. Es ist das Motto unserer Schule, aber auf die simpelsten Ideen kommen manche Narren wohl nie.“