Die traurige Wahrheit in diesen Tagen beginnt mit dem Öffnen der Augen am Morgen. Noch eben dem Traum verfallen, gibt es keinen eleganten Übergang mehr zu der sententiösen Willkür der ich mich ausgesetzt fühle. Die Geschäftigkeit auf den Straßen subtrahiert sich sukzessive, weil jeder Mensch für sich die Anordnungen zur Einschränkung anders lebt und durchsetzt. De gustibus est disputandum. Natürlich gibt es den Gleichklang der Gesellschaft aber mit nicht wegzuredenden Toleranzen. Bei den Menschen die man liebt, mag und braucht verringert man das Tempo durch sein Gottvertrauen. Bei allen anderen schaltet man noch mal schnell runter und tritt das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Jedes gefühlte Szenario hat eine irreduzible Position und Berechtigung in diesen Tagen. Die Austérité konnte man vorher nicht üben, es ist ein kontemplativer gesellschaftlicher Lernprozess, der als Solcher natürlich nicht von Jedem wahrgenommen wird, sich aber der Robotik und Nachahmung bedient und dann am Ende doch zu einem Massenphänomen aufploppt. Der Mangel an Hygieneartikeln könnte als erstes Bild und Anfang dieses neuen Krieges herhalten und unsere Vorfahren würden uns auslachen, könnten Sie unser degoutantes Verhalten miteinander oder gegeneinander sehen.
Die Bourgeoisie kehrt zurück und lehrt uns le nouvel avare. Und der kleine Bürger schaut immer nach oben, was der große Bürger macht. Wohlstand gilt noch immer als Wahrheit. So dumm und falsch sie auch sein mag. Die apokryphe Existenz eines Jeden wird uns nach und nach vorgeführt, wenn man sich die Mühe macht oder noch den Sinn hat, zu beobachten. Jeder wählt sein eigenes Level der Mimikry und am Ende ist es die Maische des Nichts, die sich ausbreitet und mich hier am Fenster nach und nach in den Wahnsinn treibt, weil draußen alles blüht und mir die Natur zeigt, wie sehr sie unsere Abzenz feiert und wie sehr ich darunter noch leide, bei dieser Party nicht eingeladen zu sein.
Kein Platz für Selbstmitleid.
Es gibt viele Tagebücher die jetzt geführt werden und auch ich schwinge mich auf, festzuhalten was sich festzuhalten lohnt. Weil die Geschwindigkeit der Ereignisse sich zur Raserei entwickelt. Ich bin mir nicht zu schade zuzugeben, dass ich mich noch nicht zurecht finde in dieser ereignisreichen und ebenso ereignislosen Zeit. Meine persönliche Rancune ordnet sich ein, weil ich Respekt habe, nicht weil ich daran glaube. Agnostiker eben.
Die schimärische Verwendung von Zahlen bietet Platz für Verschwörung. Man braucht die Steigung der Zahlen um das sie sich wieder reduziert und doch ist jede Steigung eine panikverursachende Schlagzeile. Was soll ich glauben? Als Kompensation lese ich wieder die Bücher aus meiner Jugend und ich muss zugeben, dass Timothy Leary es grad als Einziger schafft mich zum Schmunzeln zu bringen.
Agnostiker eben.