"Professor Kröpelin, Ihre These - Ostern sei ein Christliches Fest ist unhaltbar. Natürlich gibt es christliche Quellen, die dieses für das vierte bis siebte Jahrhundert belegen, aber Ausgrabungen sprechen eine klarere Sprache. Aber immer wenn etwas in alten Texten steht, dann picken sie sich nur die Rosinen raus. Ach, es ist zum erschaudern, das die Amtskirche niemals von ihren Dogmen abweicht, selbst wenn die Beweise direkt vor ihrer Nase liegen."
Professor Kröpelin, ein ergrauter Herr erhob sich und blickte streng in die Runde. "Das ist Blasphemie, solche Behauptungen aufzustellen. Sie haben keinen einzigen schriftlichen Beleg, der auch nur einen Punkt ihrer stupiden Behauptungen stützt. Mir ist egal, welchen Dreck sie aus dem Boden pinseln. Mir ist egal, welche Tierknochen sie auf ihren Bildern zeigen und Datierungen von so modernen Laboren lassen sich allesamt fälschen, um die Kirche zu diskreditieren. Selbst Universitäten können sich irren und was besagen schon zufällige Fundstücke. Einzig schriftliche Dokumente zählen." Ein lautes Lachen erfüllte den Audimax. Das Streitgespräch hatte viele Zaungäste angelockt, die endlich wissen wollten, ob es Ostern schon vor der christlichen Kirche gab.
"Nun gut wehrter Kollege, dann lesen sie doch bitte über die Fällung der Donareiche oder Irminsul nach. Andere Quellen berichten von Raub, Mord und Totschlag. Wahrlich heroische Akte der Kirche, ein paar alte Männer mit einer Übermacht an Bewaffneten zu erschlagen. Aber sehen sie doch einmal genauer hin. Es wird in den Kirchenbüchern auch berichtet, dass Feuer der germanischen Lichtgöttin Ostara schon lange vor Christi Geburt brannten und zwar immer zur Zeit der Frühjahrs Sonnenwende." ...................
Verlassen wir diesen konstruierten Disput zweier Wissenschaftler, der schon seit Jahrzehnten zwischen klugen Köpfen und der Amtskirche geführt wird. Wissen wir überhaupt noch, was Ostern ist?
Welchen historischen Hintergrund besitzt Ostern eigentlich? Für die Christen ist es die Auferstehung von Jesus Christus und für andere ist es inzwischen ein Konsumfest, also ein zweites Weihnachten, um die Kinder mit Schokolade abzufüttern. Osterhasen und Ostereier werden für Kinder versteckt und es wird oft noch im Kreis der Familie gefeiert. Kirchenbesuche entfallen und die Feier im Kreis der Ortschaften wurde auch schon lange vergessen. Früher wurden gekochte Ostereier bunt bemalt und verschenkt. Heute gibt es Ostereier aus Schokolade gefüllt mit allem was Menschen schmeckt und die Körperfülle vermehrt. Ob Eierlikör, Nugat, Pfefferminze, Caramel, Spirituosen und vielem mehr. Dabei wird der Ursprung dieses Festes vollkommen übersehen oder sogar ausgeblendet.
Früher, also noch vor Jahrzehnten, feierten Menschen bei einem Osterfeuer zusammen und vertrieben damit die bösen Geister. Junge Männer, die ihren Mut beweisen wollten sprangen über große Feuer, damit sie am Ostersonntag ausziehen konnten, um nach sechs Wochen als Mann in den Kreis der Gemeinschaft zurückkehren zu können. Junge Mädels schmückten Quellen und andere Naturheiligtümer mit bunten Farben. Zumeist Blumen und Stoffarbeiten, die sie gemäß der Traditionen angefertigt hatten. Auch sie mussten für mehrere Wochen den Kreis der Kindheit und Familie verlassen und wurden in dieser Zeit auf das Leben als Frau vorbereitet. Ihre Symbole waren zufälligerweise der Hase und das Ei. Ob es einen direkten Zusammenhang zum heutigen Osterfest gibt ist nicht schriftlich überliefert. Bekannt ist nur, dass bei dem ersten Konzil in Nicäa im Jahre 325 nach Christi Ostern als Feiertag festgelegt wurde, weil es die einzige Textstelle in der Bibel mit einem Terminbezug war, dem Pessach Fest war.
Ob das Osterfest nun kelto-germanischen Ursprungs oder einen christlichen Hintergrund besitzt - ist egal, denn überall auf der Welt wird Ostern in diversen Varianten gefeiert. Kurioserweise werden aber annähernd zur selben Zeit überall merkwürdige Fruchtbarkeitsfeste gefeiert, bei denen oft Hasen und Eier in der Symbolik Verwendung finden. Selbst in Südamerka feiert man zu der Zeit Feste, bei denen jeder eingeladen wird und Speisen geteilt werden. Es ist dort ebenfalls ein Fruchtbarkeitsritus, der seit den Inkas und Azteken gefeiert wird. Auch bunte Farben werden verwendet. In Indien ist es dieses merkwürdige Fest, bei denen sich die Leute mit Farben bewerfen. Also warum pochen wir so sehr auf ein christliches Osterfest?
Das wir heute immer noch Ostereier essen, kann Zufall sein. Dennoch, mir machte es immer Spaß Ostereier für meine Kinder zu verstecken. Mit den Kindern durch den Osterhasenwald zu gehen, oder später mit den Kindern in den Sababurg Tierpark zu fahren. Denn dort wurde Ostern in vielen Facetten gefeiert. Es gab Ostereiermalen und Ostereierfärben. Kleine Tiere zu bestaunen von Osterlämmern bis Osterziegen. Und nicht zu vergessen Karnickel und kleine Küken. Osterbrot wurde dort gebacken und viele andere Dinge gezeigt, die Kinderaugen strahlen lassen.
Sei es drum: Ob Osterhase oder Ostereie, das Fest ist ein herrlicher Anlass für Familienfeiern. Gerade in dieser Zeit ist es ein Anlass einige Sorgen zu vergessen und ein wenig Freude im Kreis der Familie zu haben, selbst wenn es nur via Skype ist, wie es in diesem Jahr zur Auflage gemacht wurde. Euch allen ein froher Osterfest, bleibt gesund und findet alle Ostereier, die Osterhasen oder nette Menschen irgendwo für euch versteckt haben.
Bleibt gesund und denkt daran. Osterhasen haben keine Augenlider und sehen daher alles, falls ihr mal ein Osterei stibitzt.