Liebes Tagebuch. Zuerst ein Dankeschön an dich, dass du alles klaglos und ohne Widerrede aufnimmst für die Ewigkeit. Dich zu füllen, ist eine liebgewonnene Tätigkeit und ich schreibe aus meinem inneren. Ich fühle mich nicht verhört.
Wo soll ich nun anfangen zu erzählen? Zuerst einmal vom Muttertag. Ja, sie hat sich mega gefreut über die Karte und hat mich an sich gedrückt und gesagt: “Du bist ein Goldschatz. Ich bin stolz deine Mutter zu sein”. Über diesen Satz muss ich noch nachdenken.
Das scharfe Curry war scharf. Logo oder? Mami hat gemeint, Milch sei viel besser als Wasser, um die Schärfe zu neutralisieren, Brot geht auch! Das hat etwas. Ich glaube Mami kennt sich besser aus mit Essen als Papi. Kein Wunder sie kocht auch immer. Danke Mami für alles, was du für mich machst.
Von Sonntag auf den Montag war ich wach und konnte gefühlt kein Augenblick schlafen. Ich bin dann irgendwann aufgestanden und zum Fenster in der Wohnstube. Die Sterne haben gefunkelt und schienen allwissend zu sein. Ich habe mich beruhigt. Wenig später hat mich Papi aus dem Bett geholt mit den Worten: “Es geht los, mein Globivogel”. Anscheinend sagte dies sein Mathematiklehrer immer als Begrüßung in der Art: So ihr Globivögel!
Ich muss weitererzählen!
Es gab dann reichlich Frühstück und an meinem Platz war eine riesige Schultüte. Ich habe reingeguckt. Also Süßigkeiten, ein gelber Flummi, Bleistifte in allen Farben des Regenbogens und Notizzettel. Nach dem Frühstück war Fototermin mit dem Selbstauslöser von Papis Kamera. Wir mussten dies mehrmals wiederholen. Ich in der Mitte in einem blauen Matrosenkostüm mit der Süßigkeitentüte. Plötzlich mussten wir dann doch zur Schule hetzen.
Ich führte meine Eltern, geradeaus und nun nach links oder rechts? Ich versuchte es mit rechts und Mami sagte, das war falsch, morgen weißt du es dann sicher.
Bei der Schule waren nicht viele Kinder. Die Schüler der ersten Klassen sind heute in jeweils zwei Stundenblöcke verteilt. In meiner Klasse sah ich folgende Kinder: Felix, ein gosses Kind mit blonden Haaren und Fritz und dann noch Tanja und Esther. Sie will, dass man sie Esthi nennt.
Im Schulraum waren 15 Personen. Ein Kind kam nur mit der Mutter und die anderen mit beiden Elternteilen. Die Lehrerin ist schon älter, hat eine Brille und heißt Frau Meyer.
Die Wandtafel war mit einer wunderschönen Zeichnung bemalt mit Papageien und einem bärtigen Mann. Willkommen stand noch in Großbuchstaben. Sie wird uns aus Robinson Crusoe vorlesen für die Schulung des Hörverständnisses.
Mami und Papi waren entsetzt, dass wir keine Schreibschrift lernen würden, sondern eine Art Druckschrift. Sie erklärte Benotung und Elterngespräche. Ich streckte auf und fragte, wann wir mit japanisch anfingen. Frau Meyer war nicht erfreut und schüttelte wild den Kopf. Ich brach fast in Tränen aus.
Wir durften mit unseren Eltern ein Namensschild malen mit unserem Namen. Mein Name ist rot, blau, grün gemalt mit Blumen am Anfang und am Ende.
Dann gab es eine Auflockerung mit einem Zauberer, der verschiedene Tricks vollführte. Papi musste nach vorne und er stahl ihm die Armbanduhr ohne, dass er es bemerkte! Oder er zauberte eine Maus aus dem Zauberhut! Hoppla! Wie er das wohl macht?
Dann hatten wir das 1 x 1. Und wir sangen dies fast. 1x1 ist 1 und dann 2 x 1 ist 2, wir übten dies bis 5. Immer und immer wieder. Dann durften wir eine Karte mit unserer Adresse ausfüllen und bemalen. Jedem Schüler gab sie ein Luftballon 🎈und wir befestigten die Karte daran.
Wir versammelten uns draußen im Kreis und sie sang, dass alle unsere Wünsche sich erfüllen sollten. Auf drei ließen wir den Ballon los. Am Anfang sah man die Adresskarte baumeln. Sehr rasch verschwanden sie am Himmel. Der Ballon von Felix verfing sich leider in einem Baum. Was für ein Pechvogel.
Falls der Ballon gefunden wird, wird die Karte mit Vermerk vom Flugort an die Schule geschickt. Der Besitzer vom Ballon mit der größten Flugdistanz gewinnt! Toll! Danach verabschiedete sich die Lehrerin. Papi gratulierte der Lehrerin, es sei einfach alles super gewesen. Dies war so peinlich. Die Lehrerin sagte, der erste Schultag sei der Wichtigste! Ich glaube Papi beneidet mich.
Das war mein erster Schultag! Wo ist die Maus jetzt wohl?
Prompt: Verhör ca. 680 Wörter