vertrauen – angst – schmerz – leere – wut
rote tropfen rinnen meine fingerspitzen herab, suchen sich ihren weg über meinen handrücken und tropfen schliesslich auf die weisse tischdecke.
mit einer bedachten handbewegung lege ich die angebissene erdbeere auf die flecken und sehe zu, wie sich eine rote lache um die frucht herum ausbreitet. fasziniert betrachtete ich die symmetrie des chaos, diese wunderschöne unvollkommenheit.
part I
ich habe dir vertraut
wollte einsehen, dass es nicht nur schlechte menschen gibt
hielt dich für einen der guten
zeigte dir, wie verletzlich ich war
doch ich habe mich geirrt
part II
panische angst, die mich noch immer nicht loslässt
du raubtest mir den schlaf
deine worte scharf wie klingen verfolgen mich noch immer
du hast mir meinen körper gestohlen
habe ich jemals ja gesagt?
part III
schmerz, wenn die erinnerung ihre krallen in meinem herzen versenkt
nur zu besiegen durch mehr schmerzen
die scham klebt an mir wie eine zweite haut
die kontrolle entgleitet mir
und ich falle
part IV
falle so lange, bis meine fingerspitzen taub sind
den glauben an einen aufprall längst verloren
nichts fühlen – roter schmerz – wieder leere
apathische melancholie
nebel im kopf
part V
bis die wut in mir zu brennen begann
aber nicht auf dich, wie es sein sollte
sondern auf mich, am ende bin ich doch selber schuld
dabei bist du es, auf den ich wütend sein sollte
denn habe ich jemals ja gesagt?
wenn ich die erdbeere vom tisch heben würde, wäre dann alles wieder normal? ein lächeln lässt meine mundwinkel zucken, denn ich kenne die antwort. die roten flecke werden nie wieder aus dem weissen stoff verschwinden, egal wie hektisch ich auch darüber rubble.
sie werden für immer da sein, bloss werde ich mich irgendwann nicht mehr an ihnen stören.
ich werde mich an sie gewöhnen.
und jeder, den ich zu mir nach hause einlade, wird mich fragen, wie ich sowas bloss aushalte.
und ich werde antworten, dass es für mich normal geworden ist, denn der schmerz über die unvollkommenheit wird irgendwann ein teil von dir.