Das hier ist mein 3. Bier und ich merke wie wenig ich gewohnt bin so viel zu trinken. Die neu gewonnene Freundin die vor mir steht hört nicht mehr auf zu reden aber gibt sich hin und wieder mit einem Nicken meinerseits zufrieden, also stört mich das nicht weiter. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen um zu sehen, ob ich vielleicht noch jemanden kenne. Auf den ersten Blick habe ich keinen Erfolg, aber der Abend ist ja noch jung und ich weiß, dass ich immer mehr Freunde finde wenn ich genug getrunken habe. Ob es dann neue oder alte Freunde sind, spielt eigentlich keine Rolle. Ich pule an dem Etikett von der Bierflasche herum und nicke mal wieder, damit meine neue Freundin nicht glaubt ich habe das Interesse an ihr verloren. Sie ist wirklich nett aber ein bisschen laut und ich glaube, dass auch sie nicht viele Menschen hier kennt, nur dass sie wahrscheinlich nicht mehr Freunde findet je mehr sie trinkt. Mein Blick bleibt hängen, bei einem der heraussticht. Blonde Locken, braune Beine. Genau was ich suche. Er passt nicht zum Rest der Truppe, aber das tue ich auch nicht unbedingt. Er begrüßt fast alle, außer mich und meine neue Freundin. Er schaut zu mir rüber. Blaue Augen, Sommersprossen, wunderschön. Ich halte seinem Blick stand und werde unterbrochen von meiner neuen Freundin, die mich fragt, ob ich noch einen Drink möchte. Als ich wieder rüber schaue ist er weg. Er unterhält sich mit allen, aber seine Augen unterhalten sich mit mir. Ich schleiche um ihn herum wie eine Katze um die Beine seines Herrchens. Ich will mit ihm reden, ihn kennenlernen und ich kann sehen dass er meine Nähe sucht. Ich halte inzwischen mein 5. Bier in den Händen. Ich habe mittlerweile 2 neue Freunde, mit denen ich mich unterhalte, wo meine alte neue Freundin ist, weiß ich leider nicht. Er sitzt nur noch einen Meter von mir entfernt und lächelt mich an. Ich nehme einen Schluck aus meinem Bier und meinen ganzen Mut zusammen. Gut, dass es den auch in flüssiger Form gibt. „Hey“, sage ich. „Hey,“ sagt er. Ich nehme noch einen Schluck Bier. „Darf ich auch mal?“ fragt er und zeigt auf die Flasche mit dem halben Etikett. Ich überlege kurz und gebe ihm die Flasche „Klar.“ Er grinst mich an. Weiße Zähne und ein kleines Tattoo am Hals, wo das T-shirt anfängt. Auf jeden Fall jemand mit dem ich gerne mein Bier teile, egal wie wenig ich ihn kenne. „Und, wer hat dich eingeladen?“ Fragt er. Irgendein Dialekt, ich habe keine Ahnung welcher aber er steht ihm gut. Ich fahre mir mit den Fingern durch die Haare um auszusehen, als wäre mir egal, wie ich aussehe. „Einer von den Jungs.“ „Ach so.“ „Und dich?“ „Einer von den anderen Jungs.“ Er grinst wieder und nimmt noch einen Schluck von meinem Bier. „Wollen wir uns draußen unterhalten?“ Ich grinse zurück und nehme ihm mein Bier aus der Hand. „Klar.“ Er nimmt meine Hand und zieht mich nach draußen. Es ist schwül und drückend und meine Haare kleben mir im Nacken, aber da mir ja egal ist, wie ich aussehe macht mir das nichts. Als wir vor der Bar stehen lässt er mich los und sieht mich an. Sein Gesicht liegt im Schatten aber ich kann sehen, dass seine Augen funkeln. Mein Atem geht schnell und mein Herz schneller, als würden die beiden ein Wettrennen miteinander veranstalten. Ich kann sehen, dass es ihm genauso geht. „Scheisse, was ist das hier?“ Er hat aufgehört zu grinsen und sieht mir in die Augen. Ich zucke mit den Schultern und versuche langsamer zu atmen habe aber keinen Erfolg. Er holt seine Hände aus den Taschen seiner Shorts und legt sie auf meine Schultern. Langsam zieht er mich an sich heran und vergräbt seine Hände in meinen Haaren. Ich schlucke hart um den Kloß in meinem Hals loszuwerden bevor sich sein heißer Mund auf meinen legt. Ich schmecke mein Bier und Schweiß und Sonne. Er zieht mich noch fester an sich heran, so dass ich seinen Körper an meinem spüre. Ich will, dass er aufhört mich zu küssen, damit ich ihn ansehen kann, damit er mich ansehen kann, und gleichzeitig will ich, dass er nie mehr aufhört mich zu küssen. Seine Hände wandern über meinen Rücken unter meinen Träger und lassen ihn ein Stückchen herunter fallen. Sein Mund löst sich von meinem und ich bin enttäuscht und erleichtert zugleich. Er sieht mich wieder an. Genauso wie vorher und mein Herz und meine Brust können sich immer noch nicht entscheiden, wer das Wettrennen gewinnen soll.
***
"So was wie mit dir ist mir noch nie passiert," sagt er. Ich kann auch sein Herz klopfen hören, wenn er spricht. "Mir auch nicht." antworte ich und es ist fast die Wahrheit. Mir ist so etwas schon passiert, aber eben nicht mit ihm. Er nimmt mein Gesicht in beide Hände, wie sie es im Film tun und küsst mich wieder. Diesman bestimmter, forsch und ohne Zurückhaltung. Mein Herz macht solch ein Theater, dass ich glaube, dass es mir aus der Brust springt. "Kann ich dich wiedersehen?" fragt er. "Klar." sage ich und hole mein Handy heraus. Er diktiert mir seine Nummer und als ich sie eingebe fällt mir auf, dass ich gar nicht weiß unter welchem Namen ich sie soeichern soll. Aber da er nichts sagt frage ich auch nicht. Ich tippe "Traumtyp" und speichere den Eintrag, "Rufst du mich mal an, damit ich deine Nummer hab?" "Klar," sage ich wieder. Als ich meinen Finger auf den grünen Hörer tippe lacht er laut. Er hat den Namen gesehen. Er wartet bis der Ruf durchgeht und speichert meine Nummer. Ich warte gespannt, welchen Namen er eingeben wird.