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nach Kapitel: Feiern
Was bisher geschah: Niš lebt bei dem Stamm der urzeitlichen Jäger und Sammler: Šaeš. Sie ist der Geschichtenerzähler des Stammes und verschossen in Har - 'der der mit dem Donner jagt'. Die Jäger waren viele Monde auf der Jagd und sind endlich zurück. Zudem haben sie Honig gefunden und Nišō hatte keine Beeren mehr, um sie Har im Tausch zu geben. Har besteht aber darauf, dass auch Nišō nascht. Es ist Abend geworden und der Stamm feiert sein Wiedersehen am Feuer.
***
Es war eine innige Umarmung. Die wunderschönste Umarmung, die Nišō seit langer Zeit gespürt hatte. Es war nicht wie die, welche Šari und Erik hatten, die schon so vertraut waren miteinander, weil sie sich so mochten. Und es war auch nicht wie bei Šin und Zoe, die noch so jung waren und für die es eher wie ein fiebriges Spiel war.
Nišō kannte seinen eigenen Körper gut, er liebte seinen Körper, denn er war etwas besonderes. Er hatte wenig Haare im Vergleich zu den anderen. Und seine hübschen Brüste waren sehr klein. Nicht wie die von Wana oder Fuš, die schon Kinder hatten. Klein war auch das was Nišō im Schritt trug, es ragte jedenfalls nicht so dreist in die Höhe, wie das der anderen. Dabei hatte sich Nišō noch nie in seinem Leben gefragt, ob er lieber mehr wie Har oder mehr wie Wia sein wollte. Also ob er lieber größere Brüste oder einen größeren Speer hätte haben wollen. Denn entweder man bekam große Brüste, wenn man kein Kind mehr war oder einen großen Speer.
Nišō nicht, Nišō war kein Kind mehr. Aber bei Nišō war beides klein geblieben. Das war schön. Er fühlte sich auch schön, wenn Har ihn so umarmte, wie er es jetzt tat.
Sie hatten alle zur Wiedersehensfeier ihren Schurz abgelegt. Ein paar behielten Ketten oder Bänder, die als Schmuck galten, an. Doch die meisten mochten es lieber ganz nackt. Nišō hatte nie hinterfragt, warum sie das so machten. Warum jeder bei jedem lag in diesen besonderen Nächten. Außer die Kinder, die Kranken und die Schwangeren. Obwohl Wana, selbst wenn sie schwanger war, gerne bei Ka lag. Ka, der nie eine zweite Namenssilbe gewählt hatte. Der bei allen nur Ka war und der mindestens für die Hälfte aller Kinder des Stammes verantwortlich war. Nišō dachte jetzt aber nicht an Kas beachtliche Fähigkeiten. Alles was er gerade wollte war Har, auf dessen Schoß er saß mit weit gespreizten Beinen und die Hacken in den Boden grub. Während er Hars Speer gegen seinen presste und kaum erwarten konnte, ihn in sich aufzunehmen. Wie Hars Hand zwischen ihnen beiden sie beide gleichzeitig gegeneinander presste und entflammte.
Gleichzeitig lehnte sich Nišō an den Jäger und hielt sich an ihm fest, während er die andere Hand spürte, die in seinen Nacken wanderte und ihn dort kraulte. Ihr Kuss schmeckte noch immer nach dem süß-herben Honig und zusammen mit den lustvollen Lauten der anderen, vergaß Nišō ganz und gar, wie viel Angst er heute gehabt hatte, als er an dem Steilhang herumgeklettert war.
Morgen würde ein neuer Tag sein, sie hatten erst einmal genug zu Essen. Sie würden bald drei neue Kinder im Stamm haben. Und Har leckte gerade über Nišōs Hals und stöhnte erregt.
„Har, Š!“ (Komm zu mir, Har), raunte Nišō erwartungsvoll und war entzückt, als der Jäger zu ihm aufsah und lächelte.
„Ini, Niš.“ (Du gefällst meinem Herzen, Geschichtenbewahrer)
Nišō errötete wie eine blöde Dornbusch-Beere.