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vor der Geschichte
Worum geht es: Wie sich der Zichu (Schreiber) Anina und der Netśvis (Blitzschauer) Tarcna kennenlernten. Anina lebt im beschaulichen Küstenort Pupluna (heutige Toskana) und ist einer der offiziellen Stadtchronisten. Anc hat viel zu tun, neben den alltäglich anfallenden Arbeiten für den amtierenden Lauchume ('oberster Bürger=König'). Nebenher unterrichtet anc auch noch einige der Kinder der gut situierten Familien und hat vor ungefähr einem Jahr ananc Freundin aus Kindertagen: Vipia zur Frau genommen. Anina ist etwas ganz Besonderes, anc ist von Voltumna, dem Gott, gesegnet und ist weder Mann noch Frau.
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Für alles außer einen den Genitalbereich bedeckenden Perizoma aus Leinen (Schurz) war es viel zu heiß. Als Anina das niedrige, aber sehr breite Badehaus betrat, welches abkühlende Nässe versprach, rechnete anc damit, dass es voll sein könnte. Doch als anc das Becken sah, welches überquoll vor lauter fremder Menschen, entschied anc spontan, nicht zu ihnen in das zweifellos inzwischen durch all die schwitzenden Körper aufgeheizte Wasser zu steigen. Barfuß wie anc war und behangen mit all dem Schmuck, den anc nur ablegte, wenn anc zu Hause bei ananc Frau war, verschwand anc aus dem Badehaus ebenso ungesehen, wie anc gekommen war. Draußen strich anc sich die halblangen Haare nach hinten und seufzte unter der sengenden Glut der Mittagshitze. Das war einfach zu viel, wie sollte anc vernünftig und mit klarem Kopf arbeiten, wenn allein schon das Stehen im Schreibzimmer Kopfschmerzen auslöste und der Griffel aus den klammen Fingern rutschte? Mit einem Tuch rieb anc sich Stirn und Nacken, als anc aufsah, erfasste anc eine nur leidlich kühlende Brise, die vom Meer her wehte.
An einem so klaren Tag wie heute, konnte man die Insel Ilva, die ihnen das Eisen zum Verhütten und zur Weiterverarbeitung lieferte, sehen. Würde man riesige Banner aufziehen und sie schwenken, könnte man glatt hinüberwinken.
Aninas Blick fiel auf das klare, glitzernde Meer und anc legte den Kopf schief. Warum nicht? Anc konnte genauso gut eine Abkühlung im Salzwasser nehmen. Musste nur aufpassen, dass anc nicht hinausschwamm und davon getrieben wurde. Das Meer war launisch. Doch in eines der natürlichen Becken am Hang des Hügels, auf dem die Stadt errichtet worden war, konnte anc sich in das Wasser legen und gefahrlos die Augen einen Augenblick schließen.
Daher folgte anc dem Weg am Hafen entlang und von dort hinab auf die Steine des Strandes. Die nackten Zehen wurden augenblicklich von Steinchen und Kies malträtiert. Aber es machte anc nichts, anc war es gewohnt, lief fast immer barfuß. Anc suchte sich dennoch einen Weg bedacht zwischen den scharfkantigen Muschelstückchen und anderem Treibgut. Anc wollte sich den Ausflug nicht verderben, indem anc sich einen Schnitt zufügte, der dann brannte. Anc fand die Stelle die anc im Sinn gehabt hatte, sie lag ein ganzes Stück weiter fort vom Hafen, als anc in Erinnerung hatte. War seit einer Weile nicht mehr hier gewesen. Als anc dann das natürliche Becken fand, übersah anc in der Euphorie den kleinen Haufen akkurat zusammengelegter Kleidung, welche halb unter einem großen Stein gelegt war. Stattdessen kletterte Anina umständlich über die Steine in das Wasser. Hier, wo es flach war, war das Meerwasser von der Sonne so warm, dass es nun wirklich keine Abkühlung bot, aber immerhin konnte anc sich vornübergebeugt die Arme und Beine bespritzen. Vorsichtig tastete anc sich nun weiter mit den Zehen voran, die Steine unterhalb der Wasseroberfläche waren glitschig. Dabei scheuchte anc einen Krebs auf und ein paar winzige Fischchen nahmen ebenfalls Reißaus vor dem Riesen. Mit den Händen abgestützt an den großen Findlingen, den Po in die Höh gereckt, stakste anc bis ins Meer und je tiefer anc kam, desto angenehmer wurde die Temperatur um die Knöchel, die Waden, die Knie und schließlich den Hintern.
Gerade reckte anc sich ein wenig und ließ den Stein los, um sich umzudrehen, da warf etwas einen angenehmen Schatten auf den Zichu. Anina hörte hinter sich ein Schnaufen und fuhr herum.
Ein Meeresgott mit schwarzen, langen Haaren, in denen wilde Seeschlangen fauchten und mit einem einschüchternen Blick aus Sturmgauen Augen in denen Blitze tobten, die anc auf den Sterblichen zu schleudern bereit war, ragte vor anc aus dem Wasser auf. Anc war riesig, hatte die Hände in die Seiten gestemmt, Wasser tropfte von ananc langen Bart und den Ellenbogen hinab und: ‚Bei allen Göttern‘. Anina rauschte mit zinnoberrotem Gesicht zu Boden und starrte das Gemächt des Mannes vor sich unverhohlen an. Aber was konnte anc dafür, wenn die edle, lange Kette den schlanken, langen Hals umrahmte und den Blick einfing und unweigerlich hinunter leitete zwischen den Brustspitzen entlang zum Bauchnabel. Und wenn dort das feine, dunkle Haar begann und einen sehr offensichtlich bezeichnenden Verlauf nahm, hinab, tiefer und sich spreizte und weitete zu einem Dreieck? Und wenn dann auch noch klar war, dass der Mann unglaublich lange Beine hatte und nicht wie Anina mit dem Po unter der Wasserkante war, sondern darüber hinausragte? Anc keuchte und hockte auf den Knien im Wasser und fuhr mit den Händen zwischen ananc Schenkel. Fürchterlich langsam löste anc den Blick von der überaus anregenden Aussicht hinauf. Wieder die goldene Kette entlang, aber diesmal zu den fürchterlich scharf geschnittenen Wangenknochen. Anc rieb sich über das Gesicht mit der feuchten Hand und ein Schaudern bemächtigte sich ananc.
Und als der Meeresgott sich nun nach Anina bückte und eine Hand ausstreckte, den Oberarm fasste und daran zog, quiekte Anina auf. Der Mann war nicht grob, der Griff tat nicht weh, aber Anina erschreckte sich beinah noch mehr vor der Berührung, als dem unerwarteten Auftauchen des Mannes.
„Ist alles in Ordnung mit dir? Bist du ausgerutscht?“
Anina blinzelte und suchte den Blick des Fremden. Anc schmolz nur noch weiter in den sandigen Untergrund und grub die Zehen hinein. „Hn?“ Vielleicht hatte anc einen Sonnenstich erlitten und fiebertagträumte nur so vor sich hin?
Der Fremde griff nun auch mit der anderen Hand zu: „Komm mit mir“, befahl anc leise.
‚Nichts lieber als das, mein anbetungswürdiger Blitz-und-Meeres-Gott.‘ Wenn anc schon so herrlich phantasierte, dann war das sicher in Ordnung.
Der Mann sagte noch etwas, aber Anina hörte kaum hin.
Es war selten genug, dass anc so viel Lust empfand. Ja, anc war verheiratet mit einer wunderbaren Frau, ananc besten Freundin, wenn man so wollte, aber das mit dem Beischlaf war so eine Sache. Anc liebte es anc zu verwöhnen, liebte es anc zu streicheln und sich an Vipia zu schmiegen. Anina mochte Zärtlichkeiten, aber selten wurde diese Gier nach Lust so groß, wie gerade jetzt. Es musste einfach an der Sonne liegen.
Der Mann zog den Zichu hoch und Anina konnte nicht anders, anc schlang die Arme um den Hals des Mannes und presste sich an dessen Bauch und Brust.
Erstaunt blieb der Mann so stehen wie anc war und hielt den kleineren, viel schmächtigeren Zichu in ananc Griff fest und sah auf anc hinab.
Anina hob den Kopf leicht an und starrte anc in die furchteinflössenden, grauen Augen.
Der Fremde legte den Kopf schief, um eine winzige Nuance hoben sich ananc Mundwinkel. „Geht es dir wirklich gut?“
Beim Nicken rieb Anina die Bartlosen Wangen und das Kinn über die feuchte Haut des Mannes: „Allerdings, verdammt gut, ja.“
Die Lippe des Fremden kräuselte sich sacht, anc beugte sich tiefer: „Ich ehm, merk’s.“ Anc ließ den Oberarm des Zichu los und fuhr hinab zur Hand, um diese zu umschließen und davon abzuhalten, anc unverblümt in den Schritt zu greifen. Ananc Augenbraue hob sich tadelnd und anc schnalzte leise zur Warnung.
Anina grinste anc an: „Und ich dachte, du wolltest mich mitnehmen.“
Deutlich sichtbar reckte der stolze Blitzdeuter das Kinn empor und sog die Luft scharf ein. Anc stechender Blick wirkte wie die Androhung einer Strafe und dann gab anc die vorwitzige Hand wieder frei.