In jener Nacht saß ich stundenlang am Fenster und betrachtete den Nachthimmel. Der Mond war schon vor Längerem aufgegangen und hatte seine Laufbahn begonnen. Einzelne Sterne schimmerten um ihn herum und man konnte leichte Wolken im Mondlicht erkennen.
Es war nicht so, dass ich nicht müde gewesen wäre. Vielleicht wäre ich sogar eingeschlafen, wenn ich mich in mein Bett gelegt hätte. Doch ich wollte nicht. In dieser Nacht kreisten meine Gedanken. Erlebnisse und Erfahrungen bildeten sich vor meinem geistigen Auge ab und ich lächelte bei den schönen und wurde wieder traurig bei den unschönen Erinnerungen. Ich zog meine Beine näher an meinen Körper, spürte das kalte Fensterbrett unter mir. Ein sanfter Wind kam auf und wehte durch mein Haar. Dann widmete ich mich wieder dem Nachthimmel. Sah zu den Sternen und versuchte die Sternbilder zu erkennen, doch war ich damit relativ erfolglos. Dann sah ich einen Satelliten vorbeifliegen, folgte ihm mit den Augen und musste unweigerlich lächeln. Er zog dort oben seine Kreise und wusste bestimmt gar nicht wie schön er von hier unten aussah.
Meine Gedanken drifteten wieder ab, ich suchte nach Lösungen, Momente, die mir zeigten, dass es einen Sinn hatte und gut war, dass ich lebte. Nicht, dass ich unbedingt sterben wollte, aber suchen wir alle nicht früher oder später nach etwas, das uns bestätigt, dass unsere Existenz begründet und gut ist? Etwas, das uns sagt 'hier gehörst du hin'?
Der Mond hatte nun schon ungefähr die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Ich wurde nicht müder oder verspürte den Drang zu schlafen. Ich sah wieder nach oben und dann erhaschte ich einen magischen Moment. Eine Sternschnuppe tauchte auf und verschwand kurz darauf so schnell wie sie gekommen war. Ich vergaß dabei fast mir etwas zu wünschen, obwohl ich nicht abergläubisch oder so war. Doch wenn wir nur eine Möglichkeit haben einen einzigen Wunsch zu äußern, dann ist es etwas, das aus tiefster Sehnsucht entsteht.
In jener Nacht sah ich noch über fünfzig weitere Sternschnuppen. Mir war nicht wichtig mir immer etwas zu wünschen, aber ich bewunderte jedes Mal dieses einzigartige Naturschauspiel. Ob ich auch etwas so wunderschönes erschaffen konnte?
Nach einer Weile riss ich mich schweren Herzens von diesem wundervollen Anblick los und ging ins Bett, doch mir fehlte schon als ich das Fensterbrett hinunterstieg das vertraute, heimische Gefühl, das ich all die Zeit verspürt hatte.